Gegenbuchmasse mit Wuketits
Jedes Jahr zur Buchmessezeit fallen Intellektuelle mit ihren frischen Büchern schwarmweise in Frankfurt ein. Allein die Ankündigung aller Autorenlesungen im Umfeld der sechs Messetage füllt selber wieder ein dickes Buch.
Im Rahmen der Gegenbuchmasse referierte Franz Wuketits, Professor für Wissenschaftstheorie mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften an der Uni Wien (links im Bild neben Peter Menne von der organisierenden Humanistischen Union, Frankfurt), über sein neues Buch "Darwins Kosmos - Sinnvolles Leben in einer sinnlosen Welt".
Größtenteils frei schilderte er seine vier Kernthesen zur Evolutionstheorie, bevor er eher knapp einige Passagen aus seinem Buch vorlas.
1. Die Evolution ist kein linearer Vorgang. Retrospektiv mag sie uns zwar so erscheinen, aber nur, wenn (oder weil) wir die Verästelungen und Sackgassen auf dem Weg hin zur Entwicklung der heutigen Arten ignorieren.
2. Die Evolution ist nicht umkehrbar (Kanalisierung). Extrembeispiel: Aus Vögeln werden keine Dinosaurier mehr.
3. Das Aussterben von Arten ist mit dem Entstehen neuer Arten verbunden. Evolutionsbiologen schätzen, dass den zwischen 5 bis 10 Millionen rezenter Arten 500 bis 1000 Millionen ausgestorbener Arten vorausgegangen sind. Allein dieses Verhältnis steht einem Konzept eines "intelligenten Designers" entgegen.
4. Die Evolution kennt keine Absichten oder Ziele. Die Evolution kennt weder Glück noch Pech. Unser Sterbensbewusstsein verführte Menschen früher nur dazu, nach dem Sinn ihres Daseins in den Bereichen des (Aber-)Glaubens zu suchen.
Nach Wuketits bedeutet diese Sinnlosigkeit der Evolution nicht, dass es in Darwins Kosmos unmöglich wäre, sich und seinem Leben einen Sinn zu geben. Dies ist dann freilich kein »höherer Sinn«, sondern ein selbstbestimmter: Wuketits plädiert für einen moralischen Individualismus. Moralische Individualisten benötigen den Rückgriff auf eine »höhere Ordnung« nicht; sie sind sich selbst genug und möchten sich ihr Leben nicht vermiesen lassen durch diejenigen, die sich auf vermeintlich »höhere« Ordnungen berufen und von ihnen profitieren.
Insgesamt ein kurzweiliger anregender Abend ...
Im Rahmen der Gegenbuchmasse referierte Franz Wuketits, Professor für Wissenschaftstheorie mit dem Schwerpunkt Biowissenschaften an der Uni Wien (links im Bild neben Peter Menne von der organisierenden Humanistischen Union, Frankfurt), über sein neues Buch "Darwins Kosmos - Sinnvolles Leben in einer sinnlosen Welt".
Größtenteils frei schilderte er seine vier Kernthesen zur Evolutionstheorie, bevor er eher knapp einige Passagen aus seinem Buch vorlas.
1. Die Evolution ist kein linearer Vorgang. Retrospektiv mag sie uns zwar so erscheinen, aber nur, wenn (oder weil) wir die Verästelungen und Sackgassen auf dem Weg hin zur Entwicklung der heutigen Arten ignorieren.
2. Die Evolution ist nicht umkehrbar (Kanalisierung). Extrembeispiel: Aus Vögeln werden keine Dinosaurier mehr.
3. Das Aussterben von Arten ist mit dem Entstehen neuer Arten verbunden. Evolutionsbiologen schätzen, dass den zwischen 5 bis 10 Millionen rezenter Arten 500 bis 1000 Millionen ausgestorbener Arten vorausgegangen sind. Allein dieses Verhältnis steht einem Konzept eines "intelligenten Designers" entgegen.
4. Die Evolution kennt keine Absichten oder Ziele. Die Evolution kennt weder Glück noch Pech. Unser Sterbensbewusstsein verführte Menschen früher nur dazu, nach dem Sinn ihres Daseins in den Bereichen des (Aber-)Glaubens zu suchen.
Nach Wuketits bedeutet diese Sinnlosigkeit der Evolution nicht, dass es in Darwins Kosmos unmöglich wäre, sich und seinem Leben einen Sinn zu geben. Dies ist dann freilich kein »höherer Sinn«, sondern ein selbstbestimmter: Wuketits plädiert für einen moralischen Individualismus. Moralische Individualisten benötigen den Rückgriff auf eine »höhere Ordnung« nicht; sie sind sich selbst genug und möchten sich ihr Leben nicht vermiesen lassen durch diejenigen, die sich auf vermeintlich »höhere« Ordnungen berufen und von ihnen profitieren.
Die Evolution hat uns mit der Fähigkeit ausgestattet, das Leben als angenehm empfinden und uns selbst Glück bescheren zu können. Beispielsweise kann uns die Lektüre eines Buches Wohlbefinden bereiten, welches wir sogar noch verstärken könen, indem wir bei der Lektüre ein Glas Wein trinken (...) und uns von Musik im Hintergrund berieseln lassen (...). Ein so enstehendes gebündeltes Wohlgefühl entbindet uns von der bedrückenden Suche nach einem objektiven, kosmischen Sinn und entzieht sich jede Zwangsbeglückung von Seiten derer, die dem Irrglauben anhängen, dass es diesen Sinn geben müsse. (Wuketits, Darwins Kosmos, Aschaffenburg 2009, S. 135)
Insgesamt ein kurzweiliger anregender Abend ...
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite