2012-07-15

Kleiner Beschneidungsnachtrag

Seit der Verkündigung des Urteils des Kölner Landgerichts zur Beschneidung (und - Hybris, Hybris - meinem Blogeintrag dazu) zeichnet sich eine ungute Entwicklung ab. Vertreter von CDU, FDP, SPD und Bündnisgrünen haben angekündigt, ein Gesetz zur Legalisierung männlich-frühkindlicher Genitalverstümmelung durch den Bundestag peitschen zu wollen. Vielleicht können durch solche Briefaktionen noch unsere Volksvertreter zur Vernunft gebracht werden.



Nachtrag 1: Eine (meiner Ansicht nach) sehenswerte Diskussion zu diesem Thema fand 2012-07-04 auf phoenix statt. Eindreiviertel Stimmen der Vernunft gegen zwei Vertreter, die überwiegend mit irrationalen Thesen die "Werte" ihrer Religiotien verteidigten.

Nachtrag 2: Judentum und der Islam brauchen die Beschneidung als religionsbindendes und identitätsstiftendes Merkmal? Nöh. Es gibt Juden und Moslems, die sich gegen die Beschneidung aussprechen.

Nachtrag 3: Die beiden einzigen namhaften bundesdeutschen Parteien, die sich gegen eine Legalisierung männlich-juveniler Genitalverstümmelung positioniert haben, sind die Linken und die Piraten (LiquidFeedback-Abstimmungsergebnis). Es kann sein, dass dies meine Präferenzen bei den nächsten Land- und Bundestagswahlen beeinflusst.


(Quelle: Jacques Tilly/www.giordano-bruno-stiftung.de)

Nachtrag 4: Zur tagesschau.de-Meldung von 2012-07-19 12:28 ...
"Resolution im Bundestag
Gesetz zur Beschneidung nicht auf lange Bank schieben

Die Aufregung ist groß bei Juden und Muslimen, seit das Kölner Landgericht Beschneidung als Körperverletzung gewertet hat. Regierung und Bundestag wollen nun mit einer Resolution im Parlament ein Zeichen setzen. Und bald soll ein Gesetz her - im Sinne der Religionsfreiheit. (...)
"

... mein Kommentar:
Katalysator
19. Juli 2012 - 14:59 — magictouch

Ich begrüße das Urteil des Kölner Landgerichts. Nicht nur, weil es eine Selbstverständlichkeit klar beschrieben hat - körperliche Unversehrheit geht vor archaischen blutrünstigen Riten -, sondern weil es eine Diskussionswelle zum Einfluss der Religionen auf unsere Legislative ausgelöst hat.

Der Dogmatismus, die Unbeweglichkeit, auch nur kleinste Zugeständnisse oder Anzeichen eines vorsichtigen Nachdenkens über Sinn und Unsinn des Beschneidens sind von den Vertretern der monotheistischen Religionen nicht zu vernehmen. Jedem Vernunftbegabten sollte durch diese Borniertheit der veraltete Absolutheitsanspruch der Kirchen deutlich geworden sein. Solche Einrichtungen gehören einfach nicht mehr in unsere Zeit. Es wird Zeit für einen neuen Kulturkampf!

Danke, Kölner Richter, für diese katalytische Wirkung Ihres Urteils.

1 Kommentare:

Anonymous gutscheine zum ausdrucken meinte...

guter Kommentar

12. Februar 2013 um 11:38  

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