2010-01-24

Der erste Comic Strip der Kulturgeschichte?

Wikipedia beschreibt Comic Strips als "eine Form der sequenziellen Kunst, die in einer Folge von Bildern einen Vorgang beschreibt oder eine Geschichte erzählt. In der Regel sind die Bilder gezeichnet und werden mit erzählendem Text und/oder wörtlicher Rede kombiniert."

Diese Kriterien lassen sich auch auf den Teppich von Bayeux anwenden, wenn man einmal davon absieht, dass die Bilder nicht gezeichnet, sondern gestickt sind. Dieser Teppich wird derzeit in einer verkleinerten fotografischen Reproduktion im Archäologischen Museum Frankfurt, flankiert von realen Fundstücken aus dem 11. Jahrhundert, im Rahmen einer Ausstellung "Die letzten Wikinger" gezeigt.


Auf diesem um 1070 entstandenen und im Original ca. 70 Meter langen und ca. 50 cm hohen eher friesartigem Wandteppich wird - aus der Sicht des Siegers, klar, wie sonst - eine große Geschichte von Auftrag, Unterwerfung, Verrat, Kampf und Sieg in Wort und Bild geschildert. Kernthema ist die Vorgeschichte und Geschichte der Schlacht von Hastings im Jahr 1066, in der aus Wilhelm dem Bastard Wilhelm der Eroberer wurde. Kurzgefasst beschreiben die Bildfolgen auf dem Teppich ikonografisch diesen Ablauf:

Der englische König Edward fühlt sein Ende nahen und beauftragt Earl Harald, Fürst Wilhelm in der Normandie aufzusuchen und ihn als designierten Nachfolger zu informieren. Harald versegelt sich und landet im Herrschaftsbereich des Grafen Wido, der ihn und sein Gefolge gefangen nimmt. Wilhelm erreicht in Verhandlungen, dass Wido Harald wieder freilässt. Als Gegenleistung muss Harald Wilhelm gegenüber den Treueeid schwören und eine Zeitlang an dessen Kriegszügen teilnehmen. Harald kehrt schließlich nach England zurück. Nach dem Tode Edwards bricht Harald den Treueeid und lässt sich selbst - statt Wilhelm - zum englischen König krönen. Nachdem Wilhelm über diese Entwicklung informiert wurde, rüstet er zu einer Invasion Englands, um um seine Thronfolge zu kämpfen. Bei Hastings an der englischen Südküste kommt es zu der Entscheidungsschlacht zwischen den Truppen Haralds und denen Wilhelms. Harald wird dabei getötet und seine Truppen ergreifen schließlich die Flucht ...

1 Kommentare:

Anonymous Rolf meinte...

Hi Volker,
schön das du dir diese Ausstellung in Frankfurt angesehen hast. Solltest du mit Ulla die Nordfrankreichtour machen versäume nicht dir das Original anzusehen. Ich war damals sehr beeindruckt. Die Museumsräumlichkeiten erscheinen zwar von außen recht klein, sind aber durchaus angemessen. Mittels Kopfhörer, auch in deuscher Sprache, wird zu jeder Station der dargestellten Geschichte der genaue Ablauf erläutert. Auch die Filigranität der Handarbeit ist wirklich toll. Eine sehr schöne Sache.

Grüße
Rolf

24. Januar 2010 um 10:35  

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