2010-08-07

Vergängliche Kunst

Nein, weder die Sandinisten Nicaraguas noch die Kathedrale von Sandiago de Compostella, erst recht nicht das Wattenmeer vor Sand Peter-Ording sind hier irgendwie gewürdigt worden. Hier, in Blankenberge an der belgischen Nordseeküste, wurden 170 andere Attraktionen dieser Erde aus Sand geformt.


Vierzig Künstler haben zwei Monate lang "Weltwunder", orientiert am UNESCO-Weltkulturerbestatus, Menschen (oder eher Stereotypen) der jeweiligen Regionen oder Tiere geformt, geschabt und gekratzt. In zwei Hallen und einem Freigelände sind sie jetzt gegen einen gerechtfertigten Obulus drei Monate lang zu besichtigen. So werden die Deutschen beispielsweise neben dem Brandenburger Tor, dem Kölner Dom und einem Volkswagen durch ein kugelrundes Pärchen mit Bierkrug und Gretelzopf beschrieben: "Beieren als de Amerikanen van Duitsland".

Einige Beispiele für die Kunstfertigkeit der Sandskulpteure gefällig?

Gleich im Eingangsbereich sind einige Massai als Vertreterinnen Südafrikas dargestellt.


Kurz danach stößt man als Repräsentanten des Alten Ägypten auf Modelle Nofretes und Tutanchamuns.


Etwas befremdlich wirkt es schon, auf Nachbildungen von Nachbildungen zu treffen; hier auf eine Sandarmee der Terracottaarmee.


Beeindruckend ist mit farbigem Sand ein kleiner Tümpel vor einer "heiligen Kuh" Indiens nachgeformt.


Europa ist neben vielen anderen Motiven mit Legosteinen aus Dänemark


und Handys aus Finnland vertreten.


Die Zwiebeltürme der Basiliuskathedrale am Roten Platz in Moskau stehen im Außengelände.


Angehende Skulpteure können sich hier ebenfalls mit ersten Arbeiten bewerben.


Manche der Skulpturen im Freigelände haben leider schon ihre Spitzen eingebüßt, der Tour d'Eiffel wirkt leicht geköpft. Dies ist jedoch nicht, wie man vermuten könnte, einem Platzregen geschuldet. Die Skulpturen sind nach ihrer Fertigstellung mit einem verdünnten Haarspray überzogen worden, der einerseits ihre Oberfläche härtete, andererseits immer noch wasserdurchlässig war. Nein, Vögel haben Gefallen daran gefunden, sich auf den Spitzen der höchsten Skulpturen niederzulassen und sie zu bepicken. Wie gesagt: vergängliche Kunst.

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