2009-02-15

Darwins gefährliches Erbe

Unter diesem Titel (komplett: Darwins gefährliches Erbe – Die weltanschaulichen Konsequenzen der Evolutionstheorie — Debatte aus Anlass des 200. Geburtstags des Naturforschers) wurde das Thema des Vorabends im Rahmen einer Podiumsdiskussion einen Tag später fortgeführt. Allerdings unter anderen Vorzeichen: Fand der Darwin-Festakt in einem Tempel des Wissens, der Nationalbibliothek, statt, wurde gestern Abend im "Haus am Dom", einer Einrichtung des (katholischen) Bistums Limburg in Frankfurt, diskutiert. Fand der Darwin-Festakt vor einem relativ homogenen, an der Aufklärung interessierten Publikum statt, waren gestern Abend die Weltbilder des versammelten Pulikums, soweit dies von Beifallsbekundungen geschlossen werden darf, wesentlich breiter gefächert. Fand der Darwin-Festakt mit Referenten statt, die den Religionen kritisch gegenüberstanden, saßen gestern Abend mit dem Moderator, Günter Kruck, und einem der Diskutanten, Ernst Peter Fischer, zwei religionsfreundliche Vertreter auf dem Podium. Immerhin - und das überrascht bei Veranstaltungen dieser Art auf "feindlichem" Territorium - überwogen mit Sabine Paul, Thomas Junker und Michael Schmidt-Salomon die Verfechter einer naturalistischen Weltsicht.

In dieser Aufnahme mit - von links - Junker, Paul, Kruck, Schmidt-Salomon und Fischer ist die Dynamik und die mitunter emotionsgeladene Spannung der Diskussion nachvollziehbar ...


Die Veranstaltung, obwohl insgesamt kurzweilig, litt meiner Ansicht nach unter einigen Schwächen: Der Moderator, Günter Kruck und Studienleiter im Haus am Dom, war gleichzeitig Partei. Er mäßigte und lenkte (lat. moderare) die Diskussion kaum und konnte der Dominanz von Fischer und (selten) Schmidt-Salomon wenig entgegen setzen. Die Diskussionsteilnehmer wurden eingangs von ihm nicht vorgestellt; auf eine entsprechende Nachfrage aus dem Publikum hin meinte Fischer nur lapidar: "Googeln Sie unter meinem Namen, dann werden Sie schon Informationen über mich finden." Diese - ich drücke mich mal höflich aus - Unbedachtheit führte leider nicht zur Nachfrage, wie man, bitteschön, während der Diskussion damit etwas über den Referenten ergoogeln sollte. Schade um die verpasste Chance, denn eine Recherche (nachträglich) wies ihn als Autor u. a. des Buches "Die andere Bildung - Was man von den Naturwissenschaften wissen sollte" aus, welches sich sogar in meiner Bibliothek befindet. So hat er sich um die Gelegenheit gebracht, zumindest von mir Vorab-Sympathiepunkte zu erhalten.

Sabine Paul und Thomas Junker stellten wie schon am Vorabend einige Thesen aus ihrem Buch "Der Darwin Code - Die Evolution erklärt unser Leben" vor. Sie beschränkten sich auf die Themenfelder "Helden und Terroristen" und "Kunst und Religion". Richtig lebhaft wurde die Diskussion erst nach ungefähr anderthalb Stunden, als von Fischer eine Koexistenz von Religion und Naturwissenschaft eingefordert wurde und ein ätherisches, eher pantheistisches Gottesbild beschrieben wurde: "Ein persönlicher Gott ist natürlich Quatsch!".



Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Michael Schmidt-Salomon, Geschäftsführer der Giordano-Bruno-Stiftung, in seinem Element und wies die geneigten Christenfreunde im Publikum darauf hin, dass sie oder zumindest ihr Gottesverständnis als Basis ihrer Religion nicht von einem der Atheisten, sondern von dem religionsnahen Vertreter auf dem Podium beleidigt worden seien. Eine gemeinsame Basis für eine natürlich-naturalistische Weltsicht und für eine übernatürlich-religiöse Weltsicht sei schwer zu finden.

Die Schein-Kraft mancher Argumente liess Schmidt-Salomon mitunter ermattet in seinen Sessel sinken.



Kurzum, eine zum Ende hin kurzweiliger werdende Diskussionsrunde, die anschließend noch im kleinen Kreis mit zwei Zuhörerinnen in einem nahe gelegenen Weinlokal resümmiert wurde ...

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