2011-09-22

Joseph und seine Worte

Joseph Ratzinger, auch bekannt als B'16 oder als König vom Katholiken-Kiez, hat in seiner heutigen Rede im deutschen Bundestag eine öffentliche Diskussion über die alleinige Herrschaft der positivistischen Vernunft angeregt. Hier also meine Replik auf einige Zitate aus seiner Rede.

Ein positivistischer Naturbegriff, der die Natur rein funktional versteht, so wie die Naturwissenschaft sie erkennt, kann keine Brücke zu Ethos und Recht herstellen, sondern wiederum nur funktionale Antworten hervorrufen.
Diese Aussage ist für mich nicht nachvollziehbar. Ein Positivismus, wie er von Karl Popper beschrieben wurde, verträgt sich selbstverständlich mit einem Ethos, der auf dem kategorischen Imperativ eines Immanuel Kant aufbaut.

Was nicht verifizierbar oder falsifizierbar ist, gehört danach nicht in den Bereich der Vernunft im strengen Sinn.
Eine korrekte Aussage, der ich nur zustimmen kann.

Deshalb müssen Ethos und Religion dem Raum des Subjektiven zugewiesen werden und fallen aus dem Bereich der Vernunft im strengen Sinn des Wortes heraus.
Hier vermengt Ratzinger wieder unzulässigerweise einen Ethos, der auf der Vernunft basieren sollte, mit Religionen, die von Haus aus nicht mit Vernunft und Verstand begreifbar sind.

Wo die alleinige Herrschaft der positivistischen Vernunft gilt – und das ist in unserem öffentlichen Bewusstsein weithin der Fall -, da sind die klassischen Erkenntnisquellen für Ethos und Recht außer Kraft gesetzt.
Mit solch einer Aussage rückt er die auch von ihm benannten kulturellen Leistungen "der philosophischen Vernunft der Griechen und dem Rechtsdenken Roms" als "klassische Erkenntnisquellen" unzulässigerweise in eine Ecke der Unvernunft.

Die sich exklusiv gebende positivistische Vernunft, die über das Funktionieren hinaus nichts wahrnehmen kann, gleicht den Betonbauten ohne Fenster, in denen wir uns Klima und Licht selber geben, (...)
Und eine religiöse Weltsicht, die ihren Wirklichkeits- und Wahrheitsanspruch fernab jeder rationalen Vernunft und wissenschaftlicher Empirie postuliert, gleicht den Betonbauten, bei denen bunten Gemälde Fenster vorgaukeln und zu einer frommen Selbsttäuschung verleiten.

Wie kann die Vernunft wieder ihre Größe finden, ohne ins Irrationale abzugleiten?
Indem sie Abstand von irrationalem Denken, wie er sich in Religionen manifestiert, hält.

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