Ein jedes nach seiner Art
"Der Schöpfungsbericht und die Naturwissenschaften" sollten während der vergangenen zweieinhalb Tage zusammengebracht werden. Ich besuchte aus diesem Grund ein Schülerwochenende, das von der "Studiengemeinschaft Wort und Wissen" in Loffenau im Nordschwarzwald angeboten wird. Der Geschäftsführer der Gemeinschaft, Reinhard Junker, referierte über Themen wie "Evolution - kritisch hinterfragt", "Versteinerungen - Indizien für Schöpfung oder Evolution?" oder "Kannte Adam den Neandertaler?". Ich war angenehm überrascht, hier keine dogmatisch-kreationistische Indoktrination zu erleben, sondern eine häufig selbstkritische Interpretation naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Wie Herr Junker im kleinen Gespräch auch einräumte: "Neue Daten erfordern nicht selten eine Nachbesserung unserer Erklärungsmodelle." Selbstverständlich wurden - in dieser grundsätzlich christlich geprägten Weltsicht des Referenten und der meisten Teilnehmer - Erklärungen bevorzugt, die mittels eines "Grundtypenmodells" eher eine Schöpfung dieser Grundtypen als eine evolutionäre Entwicklung des gesamten Lebens vorsehen. Sämtliche, über die "Grundtypen"-Entwicklung hinaus in der Vergangenheit liegenden Entwicklungen werden mit Verweis auf Fossilfunde und Vergleiche rezenter Arten als "nicht beobachtbar" in Frage gestellt. Auf die Erkenntnisse der Molekularbiologie der letzten Jahre (Synthese von Stammbäumen mittels DNA-Sequenz-Analysen) wurde leider überhaupt nicht eingegangen.
Mir mutet es an, als ob man bei der Betrachtung einer majestätischen Buche nur die ersten zwei Meter von jeder Zweigspitze ausgehend in Richtung Stamm betrachtet. Nur für diese Abschnitte lässt man Veränderungen und Wachstum zu, weil man ja auch nur in diesen Bereichen Veränderungen "beobachtet". Dass alle Zweiglein letztlich, wenn man sie weiter verfolgt, in einem Stamm und einer Wurzel gründen, wird ausgeblendet.
Insgesamt überwiegt trotz allem mein positiver Eindruck dieses Schülerwochenendes, weil von den Referenten mehr Fragen gestellt als beantwortet wurden ...
4 Kommentare:
Die Analogie mit der Buche gefällt mir. So wird ja auch die Bibel gelesen, nur das, was ins Weltbild passen könnte, schaut man sich an.
Danke für den freundlichen Bericht. Die molekularen Aspekte wären für das Publikum nur diskutierbar gewesen, wenn man Grundlagen in Molekularbiologie unterrichtet hätte. Dafür hätte vorne und hinten die Zeit nicht gereicht. Es war schließlich ein Wochenende für Schüler ab der 10. Klasse.
Aber vielleicht haben Sie ja Lust, mal auf eine Fachtagung von uns zu kommen, dann werden Sie diesbezüglich auf Ihre Kosten kommen.
@ Thomas
Ich lade Sie ein, uns auf einer Tagung kennenzulernen. Ob es die dickeren Zweige und Äste der Buche überhaupt gibt, darüber kann man ja diskutieren.
@Reinhard Junker schrieb: "Ob es die dickeren Zweige und Äste der Buche überhaupt gibt, darüber kann man ja diskutieren." Für diese Annahme spricht überhaupt nichts, außer Ihrem Wunsch es möge so sein.
Insofern ist Ihr Vorschlag, darüber zu diskutieren, so sinnvoll wie über die Existenz des unsichtbaren, rosafarbenen Einhorns zu fabulieren.
Nennen Sie mir auch nur einen einzigen Punkt, der die Annahme der Nicht-Existenz von dickeren Zweigen und Ästen plausibler macht, als die Annahme deren Existenz und ich komme gerne einmal zu einer Ihrer Tagungen.
@ Thomas
Schauen Sie sich hier mal die dickeren Zweige an (Abb. 14.20 und 14.37):
http://www.evolutionslehrbuch.info/bilder/kapitel-06-14.html
Die Darstellungen entstammen evolutionsbiologischer Literatur. Viele weitere Beispiele könnten gezeigt werden. (Ich weiß nicht, wie man hier Bilder hochladen kann.)
Oder schauen Sie sich hier:
http://www.wort-und-wissen.de/artikel/a02/a02.pdf
die Abbildungen im Abschnitt 6.4.3 ab S. 42 an.
Bäume kann man aufgrund der Merkmalsverteilungen immer machen; das an sich sagt nicht viel aus; das ist Sache einer bestimmten Methode. Die Frage ist, wie stimmig die Bäume sind.
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite