2009-10-29

Tektonik in den Abruzzen

Nach einer vormittäglichen Motorrädchenfahrt hinauf zur Basilika di San Francesco (die Oberkirche war während eines Gottesdienstes überraschend gut auch von Jungvolk besucht, die Unterkirche und ihre Fresken blieben auch bei Tageslicht schummrig) zog es mich in die Abruzzen. Bei Höhen bis ca 1500 Metern erinnerten sie mich zunächst sowohl von den Bergformen wie auch von der Vegetation her an den Hochschwarzwald. Allerdings sind ihre höchsten Höhen wie der Gran Sasso gerade mal 50 Meter niedriger als die Zugspitze und vergleichbar felsig-kahl.

Am Fuß des Gran Sasso liegt L'Aquila, das auch als Hauptstadt der Abruzzen angesehen wird. Hierher haben mich die zahlreichen Sehenswürdigkeiten gelockt. die seit der Stadtgründung im Mittelalter entstanden sind.

L'Aquila, da war doch noch was? Beispielsweise der G8-Gipfel 2009-06-09, zu dem Berlusconi die Mächtigen dieser Erde eingeladen hatte. Und weshalb gerade hierher? Da war doch noch mehr ... Beispielsweise das Erdbeben 2009-04-06, in dem weite Teile der historischen Innenstadt in Mitleidenschaft gezogen wurden. Heute Nachmittag gelangte ich irgendwie mit meinem Motorrädchen in dieses weiträumig abgesperrte Areal. Eine Geisterstadt, oder eine Dornröschenstadt, entvölkert bis auf einige Feuerwehrleute und Bauarbeiter, die sich um die Gebäudesicherung kümmern.



Fast sämtliche Zugänge sind mit Zäunen blockiert oder durch Polizei- oder Militärposten kontrolliert.



Vor fast jedem Haus liegen Haufen zerbröselten Putzes,



zerbrochener Dachziegel



oder eingestürzter Mauern.



Viele Gebäude sind durch Stützen oder Maueranker, an denen Spanngurte befestigt sind, gesichert, wenn nicht ganze Hausseiten durch abrutschende Wände freigelegt wurden.



Vereinzelt liegen demolierte Autos unter Schuttbergen in den Straßen.



Ganze Straßenzüge sind mit Bauzäunen provisorisch abgetrennt, hinter denen alle Wohnungen leer stehen. Dieser Eindruck der Leere und Hoffnungsarmut wird nicht nur durch offenstehende Haustüren,



sondern auch durch surreal wirkende Straßenzüge ohne parkende Autos (in Italien!) verstärkt.



Streunende Hunde zeugen davon, dass langsam wieder Leben in diese Zone des Desasters einzieht.


Solch ein Ausmaß an Zerstörung habe ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen. Die geschätzte Zahl von über 290 Todesopfern und 17000 Obdachlosen erscheint mit glaubwürdig ... Ein schwacher Trost, dass es ohne Erdbeben unsere Art des Homo sapiens sapiens nicht gäbe.

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