2011-06-09

Raketenhafter Aufstieg

Nanu, wie kommt die V2 denn auf einmal hierher? Hat sich eine Aufnahme meines Peenemünde-Besuchs vor drei Jahren hier eingeschmuggelt?


Es hat schon seine Bewandtnis. Ich verbringe den heutigen Tag im U.S. Space & Rocket Center in Huntsville, Alabama. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich der öffentlich zugängliche Ausstellungsbereich des NASA Marshall Space Flight Centers.


Mit der V2 und den von ihren Entwickler gebauten Nachfolgern begann ein fast raketenhafter Aufstieg dieses Ortes. Spiritus Rector war Wernher von Braun, der fast überraschend zügig nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Raketenträumen in einer der Siegermächte weiter nachgehen konnte.


Die Ehrerbietung, die ihm und seinen 117 Mitgliedern des "German Rocket Teams" hier zuteil wurde, lässt sich daran erkennen, dass Teile seines Arbeitszimmers im Original ausgestellt sind.


Er hatte durch das ihm zugesprochene Charisma einen wesentlichen Anteil daran, dass John F. Kennedy das ehrgeizige Ziel einer erfolgreichen Mondfahrt innerhalb einer Dekade ausrief.


Die Planung der Details des Mondflugs ...


... und die Entwicklung von Raketentriebwerken mit einer bislang unerreichten Schubkraft konzentrierten sich hier in Huntsville.


Das Ergebnis dieser Bemühungen war eine Saturn V-Rakete (hier ein Nachbau in Originalgröße), ...


... mit der Kommandokapseln (hier ein Einblick in das Original-Command Module der Apollo 16-Mission) um den Mond ...


... und Fahrzeuge (wie dieser Lunar Rover) auf den Mond geschickt wurden.


Im Außengelände, dem Rocket Park, ist dieses Familienfoto entstanden. Prominentestes Mitglied als zweite Spitze von links ist die Saturn I, die vor über fünfzig Jahren erstmals getestet wurde und die Vorgängerin der Saturn V wurde.


Wir wären nicht in den USA, wenn nicht auch solche herausragenden technischen Leistungen ihren Widerhall im kommerziellen Kitsch fänden: bei der NASA-Pendeluhr prallen zwei Zeitalter aufeinander und ein Astronaut auf dem Mond im künstlichen Schnee erscheint herrlich absurd.


Wie geht die Entwicklung weiter? Die Zeiten der Wettläufe ins All, getrieben von nationalen Egoismen und befeuert vom Kalten Krieg, scheinen vorbei. Das NASA-Budget ist von 4% des US-Bundeshaushalts vor 50 Jahren auf 0,5% geschrumpft. Die ISS zeigt, wie durch eine internationale Kooperation weiterhin ehrgeizige wissenschaftliche Ziele mit reduzierten Kosten vereinbar scheinen. Die Geschichte lehrt uns, dass das nächste große Ziel, eine bemannte Mission zum Mars, von der Menschheit irgendwann in Angriff genommen werden wird. Sie lehrt uns aber auch, dass es dazu der Menschen bedarf, die Visionen einerseits entwickeln und sie andererseits in die Praxis umsetzen können.

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite