2010-05-19

St-Malo



Während fünf aus unserer Wohnmobilsolistengruppe in aller Frühe sich auf den Weg zur Fähre nach Jersey machten, um dort den Tag zu verbringen, widmete ich diesen Tag eigentlich St-Malo. Naja, zunächst begann er mit einer Motorrädchenfahrt zum nächsten McDonald's, um dort zwei Cafe und drei Stunden unkomplizierten WLAN-Zugang zu geniessen. Nach der Rückkehr zu unserem Stellplatz in der Cite d'Alet und dem Abladen meines Laptops im Wohmobil verleitete mich ein Hinweis auf ein "Memorial 1939/1945", 200 Meter vom Stellplatz entfernt eine Besichtigung durch ein dreigeschossiges Bunkersystem zu unternehmen.


"Juni 1944 waren die Deutschen der Meinung, dass Saint-Malo an der gesamten Atlantikmauer die am besten verteidigte Zone war." (aus einem Infoblatt des Memorial 1939/1945)
Einige Hinweisschilder aus jener Zeit ...


Hier ein Stadtplan der ummauerten Altstadt von St-Malo - mit Hinweisen auf kostenlose und kostenpflichtige öffentliche Toiletten.


Als die US-Truppen am 11. August 1944 die Stadtmauern der Altstadt erreicht hatten, wähnten sie das deutsche Hauptquartier hier und bombardierten sie mit Brandbomben. Ungefähr 80% der Gebäude wurden dadurch zerstört. Am 14. August kapitulierte die deutsche Besatzung der Altstadt: 83 Soldaten. Die US-Soldaten hatten damit gerechnet, 1000 Mann in Gefangenschaft nehmen zu können ...

Überrascht waren die alliierten Truppen dagegen über das Ausmaß der Bunkeranlagen in der benachbarten Cite d'Alet. Selbst nach mehrtägigem Bombardement erwehrten sich die deutschen Besatzer einer Übernahme ihrer Festung. So waren zahlreiche "Feuerlöcher" mit Maschinengewehren auf Lafetten im Gelände verborgen. Zum Feuern musste das Gußloch geöffnet werden und die Lafette nach oben gehoben werden.


Die Deformationen an dieser Stahlpanzerung lassen die Wirkung der Granaten erahnen, mit denen die Stellungen hier bombardiert wurden.


Diese Bunker waren hauptsächlich zwischen 1942 und 1944 durch die Organisation Todt errichtet worden. Hitler in seiner Hybris hatte den Bau von 15000 küstennahen Bunkern zwischen Norwegen und der französisch-spanischen Grenze verlangt, die einen "undurchdringlichen" Atlantikwall bilden sollten.

Im Chateau, dem heutigen Sitz des Rathauses St-Malos,


ist ein historisches Museum zur Stadtgeschichte beheimatet. Von diesem Hafen aus zogen die Malouins, die sich als die stolzesten und wagemutigsten Seefahrer der Welt betrachteten, zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert zu Fischfängen an die Küsten Neufundlands, zu Handelsfahrten nach Afrika und zu Kaperfahrten als Korsaren auf die übrigen Weltmeere aus.

Nach der Besteigung eines der Wachtürme des Chateaus mit einem weiten Blick auf die vorgelagerten Inseln, Halbinseln,


Gezeiteninseln (wie hier das Fort National aus dem 17. Jahrhundert)


und Hafenanlagen blieb endlich noch die Zeit für eine Umrundung der Altstadt auf der auch im Zweiten Weltkrieg kaum in Mitleidenschaft gezogenen ßtadtmauer.


Von der Mauer aus erblickt man auch ein Gezeitenschwimmbecken, dass automatisch alle 12,5 Stunden mit frischem Wasser gefüllt wird.


Vielleicht gewöhnt man sich langsam an den lokalen Glibber ...

Gegen 20:00 Uhr trudelten neben den Jerseyfahrern auch noch Regina, Ulf, Peter und Herbert am Stellplatz ein, so dass wir zu zwölft die von Elvira und mir gestifteten Cidre-Flaschen leerten.

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