Ruinen, Ruinen, Ruinen
wo bleibt das Positive, das von Menschenhirn Erdachte und von Menschenhand Geschaffene, das die Zeitläufte unbeschadet überstand? Immer nur Kaputtes, leidet da nicht jede Psyche irgendwann?
Konsequenterweise beschloss ich den heutigen Tag mit einem Besuch eines seit nahezu 230 Jahren intakten Bauwerks: der "Iron Bridge" im Tal des Severn. Sie gilt mit ihrer Spannweite von 30 Metern als erste aus Eisen gefertigte Brücke dieser Erde und ist ein exzellentes Beispiel für frühe Ingenieurleistungen.
Zuvor aber:
Ruine Nr. 1 - Wroxeter Roman City
Ursprünglich aus einem römischen Fort aus den 40er Jahren erwachsen (und wenn ich von 40er Jahren schreibe, meine ich nicht eventuell die 140er oder gar die 1940er), entstand hier über die Dauer der römischen Bestzung hinweg die viertgrößte Stadt mit einer geschätzten Bevölkerung von 5000 Einwohnern. Heutzutage sind (leider?) bis auf Reste eines Badekomplexes und umgebender Gebäude weitere Siedlungsreste und Grundmauern noch unausgegraben.
Ruine Nr. 2 - Beeston Castle
Obwohl wahrscheinlich schon zu prähistorischer besiedelt, stammen die Reste zweier Ringmauern, die heute die Felsen in der Ebene von Cheshire umgeben, aus der Zeit des 13. Jahrhunderts. Massive Torhäuser, D-förmig nach außen trutzig gebaut, nach innen häufig offen, sicherten die einzige schwache Seite der Burganlage gegen mögliche Angreifer. Leider habe ich mein Fernglas vergebens mit hochgeschleppt, da einsetzender Regen die häufig gelobte Aussicht von der Innenburg aus doch deutlich beschränkte.
Ruine Nr. 3 - Wenlock Priory
Nach einer ersten Klosteransiedlung um 680 wurde nach dem Erfolg Williams the Conquerer (1066) vereinzelte Klöster auf seinen Wunsch hin "frankisiert". Konkret: 1080 wurde das Kloster Wenlock unter die Kontrolle des Klosters von Cluny in Frankreich gestellt. Spätestens während des "100jährigen Kriegs" zwischen der englischen und der französischen Krone sorgte dies für einiges Misstrauen gegenüber der Klosterleitung und seine Besitztümer wurden, zumindest zeitweise, konfisziert. Spätestens unter Heinrich VIII. und Oliver Cromwell hatte 1540 die Stunde für dieses Kloster geschlagen. Die Mönche mussten das Kloster verlassen, Wertsachen (wie die Bleiabdeckung der Dächer) wurden beschlagnahmt und die Anlage verfiel zusehends.
Ohne Eisenbrücke wäre der Tag heute nur deprimierend verlaufen ;-)
Ironbridge
Gesamtansicht
Details des Eisengerüsts
Historische Brückenmaut-Tabelle
Wroxeter Roman City
Rechts im Bild ein Teil der erhalten gebliebenen Original-Südmauer der ehemaligen Basilika, links und im Bildvordergrund Reste eines weiträumigen römischen Badehauses
Reste der Fußbodenheizung im Warmraum des Bades
In unmittelbarer Nähe des Badehauses lag das Forum, das wirtschaftliche und administrative Zentrum Wroxeters. Im Gelände verteilte Infotafeln (wie diese) versuchen, uns in das Treiben und Geschehen vor 1800 Jahren zu versetzen.
Beeston Castle
Eine erst 1975 errichtete Brücke überspannt den Burggraben zum um 1220 erbauten inneren Torhaus hin.
Im Besucherzentrum können Sehbehinderte mit einem Modell den Verlauf der Befestigungsanlagen nachvollziehen.
Vor den Resten des Südost-Turm liegt der Burgbrunnen, der mit einer angenommenen Tiefe von 146 m einer der tiefsten mittelalterlichen Brunnen Englands war.
Gesamtansicht der inneren Burganlage
Wenlock Priory
Klostergarten mit der dahinter liegenden Kapelle des Heiligen Michael. Die Büsche sind sorgsam geschnitten, um beispielsweise hockende Eichhörnchen darzustellen.
Vom Längsschiff der Prioratskirche sind nur noch Mauerstümpfe zu sehen, von den beiden Querschiffen zumindest noch komplette Wände.
Eingang zum Kapitelhaus
Steinmetzarbeiten am Brunnen, dem zentralen Handwaschbecken der Mönche
Rückseite der Michaelskapelle
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