2010-09-16

Dover Castle

Meine Reise nähert sich langsam ihrem Ende. Nach ungefähr 40 Tagen in Großbritannien, in denen ich den nördlichsten Punkt (Dunnet Head) und den südlichsten Punkt (Lizard Point), die weiten Täler der einsamen schottischen Highlands und die intensiv genutzte Kulturlandschaft Kents, eine Vielzahl von Burgen, Schlössern, Abteien gesehen habe und viele persönliche interessante Begegnungen machen durfte, bin ich wieder am Ausgangspunkt meines Aufenthaltes auf dieser Insel angekommen. Der Kreis hat sich geschlossen, Dover hat mich wieder.

Fast den gesamten heutigen Tag verbrachte ich im, am oder unterm Dover Castle. Angefangen von einem Leuchtturm, der noch von den römischen Soldaten errichtet worden war, über den mächtigen Bergfried aus dem 12. Jahrhundert, den Kasematten, von denen aus sowohl die mögliche Abwehr Napoleons vor 200 Jahren wie die Evakuierung der britischen Soldaten aus Dunkerque 1940 organisiert wurden, bis hin zu dem faszinierenden Blick auf den Fährhafen hinab, in dem der kaum versiegende Strom von Menschen und Waren wuselt, hat Dover Castle mir meine Zeit nicht langweilig werden lassen.



Im Detail:
Vor dem Eintreffen in Dover hat mich mein Weg von Hastings nach Dover an Camber vorbei geführt. Zum Glück für die Kitesurfer, die sich hier an dem langen Sandstrand der Rye Bay austoben können, ist nicht der gesamte Strand mit Buhnen versperrt.


Für die Trockenübungen am Strand sind die Materialien bereitgelegt ...


... und nach dem Anlegen des Geschirrs und dem Abheben des Drachens kann sich der Kitesurfer für kurze Zeit wie Ikarus fühlen.


In Dover machte sich der 2-Wochen-Pass von English Heritage, den ich bereits in der Lanercost Priory für 25 Pfund erwarb, letztmalig bezahlt. In allen Einrichtungen und Gebäuden, die von dieser für den Denkmalschutz verantwortlichen Behörde verwaltet werden, ist der Eintritt damit kostenlos. Unterm Strich hätte ich in den vierzehn von mir besuchten Stätten, also auch dem Dover Castle, Einzel-Eintrittspreie von insgesamt 82,50 Pfund bezahlen müssen.

Von den Zinnen des Bergfrieds aus (hier in der Bildmitte) ...


... hat man diesen Blick auf die ältesten Gebäue innerhalb der Fstungsanlage.


Links der Stumpf des römschen Leuchtturms, rechts die - von manchen Umbauten allerdings nicht verschonte - sächsische Kirche.


Der Leuchtturm (Pharus) - hier ein Blick in sein Innenleben - war ursprünglich doppelt so hoch ...


... von den Römern in der Zeit zwischen 50 und 100 n.u.Z. errichtet worden.



In der Zeit um 1175 ist im Auftrag Heinrich II. der Bergfried als zentrales Gebäude der Burg von Dover erbaut worden. Mit seiner Seitenlänge von knapp 30 Metern, seiner Höhe von 25 Metern und seinen im Durchschnitt 5,80 Meter dicken Mauern wirkt er kubisch-wuchtig.


Mit diesem Modell erhält man einen Vorgeschmack auf die Inneneinrichtung des Bergfrieds, bei der man sich durch den Stil der Zeit um 1200 leiten ließ.


Angefangen von der Küche im Sockelgeschoss ...


... über den großen Saal im ersten Geschoss ...


... bis hin zur königlichen Audienzhalle im 2. Geschoss ...

... wurde die gesamte Einrichtung sehr sorgsam und ihrer damaligen Zeit gemäß zusammengestellt.


Im inneren Burghof wurden zu Füßen der Bergfrieds allerdings auch deutlich später (gegen 1900) weitere Gebäude wie Mannschaftsquartiere und Lagerhäuser errichtet.



Unter der Burg befindet sich ein verflochtenes Netz von Räumen und Gängen, die anfänglich vor zweihundert Jahren als Mannschaftsquartiere während der napoleonischen Kriege angelegt wurden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Tunnelssystem erweitert und Manöverzentralen hier eingerichtet.


Der Leitstand der Küstenartillerie war hier genauso zu finden ...


... wie eine Telefonzentrale ...


... oder eine Verstärkerstation.



Oberhalb der Erdoberfläche wurde der Verkehr auf dem Ärmelkanal von einem Marine-Beobachtungsstand aus (hier links im Bild) kontrolliert.


Von einem Feuerleitstand aus, bestückt mit Fernglas und einem ...


... Winkelmessgerät (Depression Position Finder), wurden ...


... die Positionen anzugreifender Objekte bestimmt und gegebenenfalls an die Artillerie weitergeleitet.



Heutzutag dient diese Beobachtungsstation glücklicherweise rein friedlichen Zwecken. Von ihrer Plattform aus kann man das Treiben sowohl in der Altstadt im Osten ...


... wie im Fährhafen im Westen beobachten.


Weil sich der Betrieb von hier oben aus so interessant beobachten lässt, erlaube ich mir, noch auf einige Details hinzuweisen. An diesem Kreisverkehr machen die Fahrer, je nach Reiserichtung, ihre ersten oder letzten Erfahrungen mit dem Linksverkehr. Innerhalb des Hafengeländes wird man in der Regel über Fahrspuren ohne weiteren Begegnungsverkehr geführt.


In der linken Bildhälfte sind (von vorne nach hinten) die Gebäude für den Fahrkartenverkauf, die Überprüfung der Personalpapiere durch den britischen und französischen Zoll, die Fahrzeuginspektion (bei der Ausreise wurde ich zur Überprüfung meines Wohnmobils kurz dort hineingewunken) sowie die Check-In-Schalter der jeweiligen Fährgesellschaften zu finden.


In einer doppelreihigen Schlange strömen die LKW aus dem Bauch der Fähren heraus.


In dichter Folge verlassen die Fährschiffe den Hafen, ...


... während die White Cliffs of Dover zurückbleiben.


Irgendwann heisst es auch für mich Abschied vom Dover Castle nehmen, um - wie auf Schienen geleitet - durch die enge Ausfahrt des Canon-Torhauses wieder in die Innenstadt von Dover zurückzukehren.

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