Carcassonne
Die spielerische Annäherung
Carcassonne ist ein Legespiel, das ein Jahr nach seiner Veröffentlichung diverse Spielepreise (wie "Spiel des Jahres 2001" oder "Deutscher Spielepreis 2001") einheimste. In der Zwischenzeit wurde dieses Spiel über 3 Millionen Mal verkauft, einmal davon auch an mich. Ich begann, mich für die namensstiftende Stadt etwas zu interessieren. Diese Informationen weckten mein Interesse an einem Besuch.
Die neuzeitliche Annäherung
Carcassonne ist eine südfranzösische Stadt mit ca. 45000 Einwohnern. Sie ist Hauptstadt des Departments Aude. Ungefähr auf halbem Weg zwischen Hafenstädten am Mittelmeer wie Narbonne und der Halb-Millionen-Metropole Toulouse gelegen, ist seine Neustadt relativ gesichtslos und austauschbar.
Die geschichtliche Annäherung
Oppidum Gallicum, an der Verkehrsverbindung vom Mittelmeer zum Atlantik gelegene römische Stadt, strategische Grenzmark als südlichster Vorposten des französischen Königreich zu einer Zeit, als der Hoheitsbereich des spanischen Königreichs Aragon sich noch weit ins nördliche Vorland der Pyrenäen erstreckte, wohlhabende mittelalterliche Stadt, Heim der Katharer, einer christlichen Sekte, die sich von der offiziellen Lehre der katholischen Kirche stark unterschied und daher folgerichtig, vom Papst initiiert, im 13. Jahrhundert verfolgt und ausgerottet wurde, königliche Festung, großes Zentrum der Textilproduktion während des 17. und 18. Jahrhunderts, wichtiger Zeitzeuge für die Wiederentdeckung des Mittelalters im 19. Jahrhundert. Die Cite, die befestigte Altstadt, steht zusammen mit dem Canal Du Midi, der an der Unterstadt vorbeifließt, auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste. (teilweise zitiert aus: Jean-Pierre Panouille, Carcassonne - Geschichte und Architektur, Editions Ouest-France, Rennes, 1999)
Die subjektive Annäherung
Der Anblick der zinnen- und turmbewehrten Anlage der Cite übertrifft meine Erwartungen. Eine solch intakte Befestigung, mit umlaufenden Doppelmauern zum Schutz der Altstadt, wie sie sich bereits im 13. Jahrhundert dem Betrachter darbot, habe ich bisher noch nicht gesehen.
Gut, die Marksburg am Mittelrhein ist auch noch nie zerstört worden und Rothenburg o. d. T. hat auch noch seine umlaufende Stadtmauer, aber hier strahlt eine komplette Stadt mit ihrer trutzigen Burg Wehrhaftigkeit aus. Der Eindruck wird auch nicht durch das Wissen getrübt, dass die gesamte Anlage erst durch eine Anstrengung der Restauratoren in der Mitte des 19. Jahrhunderts in ihr mittelalterlichen Gesamtbild zurückgeführt wurde.
Nach diesem letzten architektonischen Sahnehäubchen kann jetzt endlich meine Heimreise wirklich beginnen.
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