2012-05-27

Im Museum Ludwig

Nachdem dank der beiden vorherigen Blogeinträge und zweier fleißiger Mitrater das Museum Ludwig am Fuße des Kölner Doms (eine Aufnahme aus dem Museum heraus) ...



... ausfindig gemacht wurde, erlaubt sich der Chronist, einige der Werke dieser Einrichtung vorzustellen.

Das Museum beherbergt eine der größten Sammlungen der klassischen Moderne. Vom Expressionismus des frühen 20. Jahrhunderts über russische Avantgarde, Surrealismus, Fluxus, US-amerikanische Pop-Art bis hin zu Werken aktueller Künstler ist eine überraschende Vielfalt und Qualität an Kunstwerken hier zu sehen. So ist hier die umfangreichste Sammlung von Werken Pablo Picassos in Deutschland vertreten. Einige Exponate, die mir besonders auf- und gefielen, sind hier chronologisch nach Entstehungszeiten sortiert - und damit ohne stilistischen oder inhaltlichen Kontext.


August Macke: Im Garten
(1912, Ölgemälde)


Ernst Ludwig: Fünf Frauen auf der Straße
(1913, Ölgemälde)


Fernand Leger: Le remorqueur rose / Der rosa Schleppdampfer
(1918, Ölgemälde)


Otto Dix: Bildnis Doktor Hans Koch
(1921, Collage und Ölgemälde)


Pablo Picasso: Arlequin, les mains croisees / Harlequin mit gefalteten Händen
(1923, Ölgemälde)


Käthe Kollwitz: Kindersterben
(1925)


Max Ernst: Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen
(1926, Ölgemälde, Ausschnitt)


Rene Magritte: La Geante / Die Riesin
(1931, Tempera-Zeichnung)


Ernst Barlach: Hockende Alte
(1933, Holz)


Pablo Picasso: Keramiken
(nach 1947)


Max Ernst: Der Baum
(1951, Ölgemälde)


Rene Magritte: La Fontaine de Jouvence / Der Jungbrunnen
(1957, Ölgemälde)


Ferdinand Kriwet: Lesebogen (1960, Schreibmaschine auf Papier, Gesamtansicht)


(Detail des vorherigen Werkes)


Ferdinand Kriwek: Schallplatte (nach 1960)


Andy Warhol: Do It Yourself (Landscape) / Vorlage für Sonntagsmaler (Landschaft)
(1962, Ölgemälde)


Tom Wesselmann: Bathtub No. 3
(1963, Ölzeichnung mit verschiedenen Objekten)


Roy Lichtenstein: Cloud and Sea / Wolke und Meer
(1964, Email auf Metall)


Marisol (Escobar): La Vista / Der Besuch
(1964, bemaltes Holz und Gips)


Salvador Dali: La Gare de Perpignan / Der Bahnhof von Perpignan
(1965, Ölgemälde)


Edward Kienholz: The Portable War Memorial / Das tragbare Kriegerdenkmal
(1968, Collage aus diversen Materialien und Coca-Cola-Automat)


Pablo Picasso: Le Baiser / Der Kuss
(1969, Ölgemälde)


James Rosenquist: Horse Blinders / Scheuklappen
(1969, fluoreszierende Ölfarben, Gesamtansicht)


James Rosenquist: Horse Blinders
(1969, fluoreszierende Ölfarben, Ausschnitt)


Franz Gertsch: Marina schminkt Luciano
(1975, Acryl-Zeichnung)


John de Andrea: Untitled (Studio Scene)
(1977, Glasfiber, Gips, Stoff).
Eine hyperrealistische Verfremdung der besonderen Art: Der Künstler und sein Modell werden während eines Gipsabdrucks - wahrscheinlich für eine hyperrealistische Darstellung - gezeigt - und dabei von einer realen Museumsbesucherin betrachtet.


Georg Herold: Ohne Titel (Beluga)
(1991, Kaviar und Lack auf Leinwand, Gesamtansicht)


(Detail des vorherigen Werkes)
Kaviareier als Massenprodukt sind durch die Nummerierung durch den Künstler individualisert worden.

Bildrätsel (Fortsetzung)

Vielen Dank, Thomas und Dieter, für Eure Rateversuche. Ihr seid schon ganz nah dran ...

Vielleicht hilft Euch ein weiterer Hinweis. In der gesuchten Einrichtung ist dieses Gemälde ...


... ausgestellt. Es stellt die Jungfrau dar, die das Jesuskind züchtigt. Als dieses Werk erstmals in Köln gezeigt wurde, erzwang ein Erzbischof die Schließung der Ausstellung noch am Eröffnungstag und ließ den Maler wegen "Gotteslästerung" exkommunizieren. Na, wie heißt die Einrichtung?

Bildrätsel

Eine kleine Rätsel-Frage für die Deutschlandkenner unter den geneigten Lesern dieses Blogs: Von welcher Einrichtung aus hat man diesen Blick?


2012-05-19

James Randi

Eine Celebrity in Skeptiker-Kreisen ist der Illusionist und Aufklärer James Randi. Ich konnte im Rahmen des 6th World Skeptics Congress in Berlin ein kurzes persönliches Gespräch mit ihm führen.


Trotz seiner nahezu 84 Jahre ist er immer noch geistig fit, schlagfertig und sehr unterhaltsam. Welches Feuer noch immer in ihm lodert, merkt man seinen Appellen an, in denen er zum Widerstand gegen unwissenschaftlichen Unsinn aufruft. "Meldet Euch zu Wort, wendet Euch an die Presse, wenn irgendwo Hokuspokus gepredigt wird!".

2012-05-16

Berliner Unterwelten

In vielen größeren Städten wie Paris oder Seattle hat die Siedlungsgeschichte nicht nur Zeugnisse an der Oberfläche hinterlassen, sondern auch für unterirdische Spuren gesorgt, die man - nach entsprechender Vorbereitung - noch durchstreifen kann. In Berlin können an der Unterwelt Interessierte sich in einem Verein ausleben, der sich der "Erforschung und Dokumentation unterirdischer Bauten" verschrieben hat.



Zu solchen Bauten können auch Türme, Flaktürme, gehören. Sechs solcher Türme zur Verteidigung Berlins wurden 1940 von Hitler in Auftrag gegeben, drei wurden fertiggestellt, zweieinhalb wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten gesprengt oder abgetragen, ein halber - der Flakturm im Volkspark Humboldthain - ist noch erhalten.

(GoogleMaps)

Ursprünglich war er 42 Meter hoch und hatte eine Seitenlänge von 70 Metern. Heutzutage ist er von einer in der Zwischenzeit begrünten Schutthalde umgeben und von seinem Fuß aus kaum auszumachen.



Im Bunker durften leider keine Fotos gemacht werden, so dass diese eine Aufnahme unseres Abstiegs in einen der Türme meine einzige blieb.



Weitere Eindrücke der meterdicken Betonwände, die vor allem in der Südseite wie von Riesenfäusten zertrümmert und verschoben wirkten, sind auf der Website des Vereins zu sehen.

Eine weitere Tour führte zu Bunkern aus der Zeit des Kalten Kriegs. Teilweise wurden unterirdische Schutzbauten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs reaktiviert, wie die "Zivilschutzanlage Blochplatz", teilweise wurden U-Bahnhöfe zu "modernen Atomschutzbunkern" ausgebaut. Unscheinbar in Seitenwänden der U-Bahnstation Pankstraße eingebettete Türen ...



... führen zu verborgenen Aufenthaltsräumen, Küchen und Schlafsälen.



Nach den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, als Tausende Menschen tagelang in stickiger Luft und unter Dauerbeschuss in den Bunkern ausharren mussten und mitunter keinen Ausweg mehr sahen, als sich auf den Toiletten die Pulsadern auszuschneiden, wurden in den "modernen" Bunkern die abschließbaren Toilettentüren durch Vorhänge ersetzt.



Solche Bauten sollten uns immer wieder vor Augen führen, wie dankbar wir sein dürfen, dass wir unsere Energien heutzutage auf sinnvolle, produktive, friedliche Ziele konzentrieren können.

2012-05-15

Museum für Kommunikation


Lässt man Google nach "Museum für Kommunikation" suchen, werden vier Standorte ermittelt: Frankfurt, Berlin, Nürnberg und Bern. Der Anspruch auf die Keimzelle dieser Museumsvielfalt (zumindest in Deutschland) gebührt dabei zweifellos dem Museum in Berlin. 1872 durch den Generalpostmeister Heinrich von Stephan angeregt, ist das seinerzeitige Reichspostmuseum seit 1898 in einem repräsentativen Gebäude beheimatet. Neben einer klassischen Sammlung historischer Objekte wird der ständige Wandel unseres Umgangs mit Zeichen und Medien ausgestellt.

Empfangen wird der Besucher in der Eingangsebene des Lichthofs ...


... von drei Robotern, die, sofern sie nicht mit Besuchern interagieren, sich mit einem blauen Ball eigenständig beschäftigen.


In einer Schatzkammer im Untergeschoss befinden sich beispielsweise ...

... mit der Blauen Mauritius eine der seltensten Briefmarken dieser Erde, ...


... Geber und Empfänger des ersten von Philipp Reis um 1863 entwickelten Telefons, ...


... Briefmarken, die 1980 zwar zu den Olympischen Spielen in Moskwa gedruckt wurden, aber wegen des Boykotts einiger westlicher Nationen nie in den Handel kamen - bis auf einige Briefmarken, mit der die Ehefrau des damaligen Bundespostministers Gscheidle Briefe frankierte, und ...


... Sonderumschläge, die vom ersten deutschen Astro- bzw. Kosmonauten Siegfried Jähn 1978 im Weltall gestempelt wurden.


In der historischen Sammlung, die der klassischen Briefpost gewidmet ist, sind alte Briefkästen ...


... und eine Postkutsche, wie eine Explosionszeichnung von der Decke hängend, zu sehen.


Aus der Zeit vor den modernen Briefsortieranlagen: ein Handstempel ...


... und aus der Zeit vor den 500-Seiten-Paketen mit blütenweißem Kopiererpapier für 4€: ein Briefpapierautomat.


Bereits 1876 umspannte ein Netz von Seekabeln und Landleitungen die Erde und ließ die Bedeutung toten Holzes als Trägermaterial für Informationen langsam schwinden.


Die Datenübertragung wurde durch immer ausgefeiltere Eingabehilfen (wie dieses Morsemanual) beschleunigt.


Die drahtlose Kommunikation gewann nicht nur in Kinderzimmern (hier ein Radiobausatz aus dem Jahr 1934) an Bedeutung.


Die ersten Fernseher, damals noch mit einer senkrecht montierten Braun'schen Röhre und einem Umlenkspiegel, kamen in den 1930er Jahren auf.


Ganze Vitrinen sind mit Exponaten wie Isolatoren, Kabeln oder (wie hier) Verstärkerröhren gefüllt.


In den ersten Radiostudios wurden zur geräuschlosen Kommunikation vom Regieraum aus solche Lichtsignalanlagen benutzt.


Die Sammlung endet mit der Moderne ...


... und (intensiv genutzten) Internet-Terminals.