2008-09-30

Ein Beitrag zur deutschen Erinnerungskultur



Nachdem ich mich vor einem Jahr eher der Außenanlage der Gedenkstätte Bergen-Belsen, also dem historischen Lagergelände, gewidmet habe, setze ich jetzt den Schwerpunkt auf die begleitende Ausstellung und das seinerzeit kurz vor seiner Eröffnung stehende Dokumentationszentrum. Die Nutzung des Geländes als Kriegsgefangenenlagers ab 1939, als Konzentrationslager ab 1943 und - nach der Befreiung durch britische Truppen 1945-04-15 - als Displaced Persons Camp bis 1950 wird anhand der Schilderung zahlreicher Einzelschicksale bewegend beschrieben. Bewegender zumal, als es eine statistische Auflistung der Zehntausende auf diesem Lagergelände zu Tode gequälten Menschen vermag.

2008-09-29

Hanseatischer Jugendschutz



Habe diesen Hinweis auf die Behörde beim Streifen durch die Hamburger Innenstadt entdeckt. Schade, dass es keine "Oberste Landesjugendbehörde für den Jugendschutz bezüglich alter religiöser und ideologischer Gemeinschaften und Psychogruppen" gibt.

Modellbahn Wunderland



Mein erster spontaner Eindruck: WOW! Ich fürchte, dass ich den gesamten Tag in dieser gewaltigen Modelleisenbahnwelt verbringen muss. Diese weltgrößte Modelleisenbahnanlage in der Hamburger Speicherstadt stand schon lange auf meiner Besuchswunschliste. Meine eigenen kümmerlichen Bemühungen können dagegen nur verblassen.

Mit einer unwahrscheinlichen Liebe zum Detail werden Großveranstaltungen wie Open Air-Konzerte



oder ein Fußball-Lokalderby in der AOL-Arena dargestellt. Viele kleine Geschichten wie die einer Dachlawine,



oder einer Wasserleiche



sind liebevoll inszeniert. Ein - gegen einen Obulus zulässiger - Blick hinter die Kulissen zeigt nicht nur das Gedränge auf der Schauseite, sondern manche Details, die Besucher normalerweise garnicht zu sehen bekommen.



Schattenbahnhöfe erlauben einen lebendigeren Zugwechsel und lassen die Loks wieder abkühlen.



Bedarfsgerecht steuern die Straßenfahrzeuge ihre Ladestationen an, um ihre Akkus in 45 Minuten wieder aufzuladen. Ein kleines konstruktives Schmankerl der intelligenten Fahrzeuge: die Außenspiegel dienen als Lade-Kontakte.



Alle fünfzehn Minuten wird der Tag zur Nacht und der aufmerksame Besucher gewinnt zahlreiche neue Eindrücke (wie hier in einer Büroetage).



Inwieweit dieses kopfstehende Haus noch an das Straßenversorgungsnetz angeschlossen ist und nächtens beleuchtet wird, entzieht sich leider meiner Kenntnis.



Gesteuert wird die komplette Anlage von diesem Leitstand ("Stellwerk" würde den Möglichkeiten nicht gerecht werden) aus.

2008-09-28

Tamm, Tamm, Tamm oder 3000 Jahre maritime Geschichte



Vor ziemlich genau einem Vierteljahr wurde als neueste Bereicherung der hiesigen Museenlandschaft das "Internationale Maritime Museum Hamburg" eröffnet. Mancher mag sich noch der Diskussionen im Umfeld der Einweihung erinnern. Kritisiert wurde so beispielsweise, dass die Kommune 30 Millionen Euro in die Renovierung eines - zugegebenermaßen ansehnlichen - Speicherhauses investiert hat, um der Privatsammlung des langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Axel Springer AG, Peter Tamm, eine Plattform zu bieten. Ein weiterer Kritikpunkt war die Militarialastigkeit seiner Kollektion. Andererseits ist schon beeindruckend, welche Quantität und Qualität an Exponaten eine einzelne Person, von Sammelleidenschaft getrieben, zusammentragen kann.

So ist ein Deck (d. h. Etage) alleine 36000 Schiffsmodellen im Maßstab 1:250 vorbehalten.


Über drei Decks hinweg dominiert im Treppenhaus dieses Rahseglermodell.


Modelle eines Lego-Schiffs der Cunard Line


und der zuvor im Original besuchten Bremerhavener Nordschleuse


(eine PC-basierende Simulation eines Passierens der Nordschleuse mit einem Frachter endete dreimal mit einem mehrtägigen virtuellen Werftaufenthalt :-( ) sind genauso zu bestaunen wie in der Abteilung zur geschichtlichen Entwicklung der Ruder dieses Modell. Wenn ich mich zukünftig erinneren muss, welche Schiffsseite "steuerbord" ist, brauche ich mich nur dieses Heckmodells zu erinnern.


Bei dieser Materialfülle reichte mir ein halber Besichtigungstag auch nur, weil ich einige "Decks" wie die zur Kriegsmarine bewusst ausgelassen habe.

PS: Übernachtungsprobleme gab es bei diesem kostenlosen Platz direkt vor dem Museum auch nicht.

Abschiedsfrühstück

Nach 2 Wochen on the road nähert sich unsere Gruppenreise ihrem Ende. Von hier aus fahren die Wohnmobil-Einzelfahrer wieder einzeln weiter. Einige wollen direkt nach Hause, andere werden noch einige Tage im Hamburger Umfeld verbringen, vereinzelt werden von hier aus neue Regionen erfahren. Man sieht sich wieder ...

2008-09-27

Honey Crunch, Handelsklasse I



Der heutige Vormittag ist einer Führung über eine Obstplantage im Alten Land gewidmet. Tina Jonas, Gärtnermeisterin mit Fachgebiet Obstbau, erläutert uns fachkundig die Mühen des gemeinen Apfelbauern. In der Hand hält sie ein wahlentscheidendes Sachargument (Bitte ggf. zur vergrößerten Ansicht auf das Foto klicken.).



Nach ihrem Vortrag ist uns allen klar, dass solch ein Leben nicht darin besteht, dem Obst beim Wachsen zuzusehen. In der Erntezeit greift sie auf ein eingespieltes Team polnischer Erntehelfer zurück und legt auch selber schon mal Hand an.



Auf diesem Bild wird deutlich, wie fast liebevoll-zärtlich die Äpfel abgelegt werden, um auf jeden Fall Druckstellen zu vermeiden.

2008-09-26

Zieleinlauf am Apfelhof

Zwischen 13:00 und 16:00 Uhr treffen (fast) alle der 26 angemeldeten Teilnehmer an Ute-LWLs Apfelbauernhof in Hamburg-Neuenfelde ein. Gut, die Hofeinfahrt ist nicht so offensichtlich als unsere erkennbar und ich bin bei weitem nicht der Einzige, der beim ersten Anlauf vorbeifuhr. Ein kleiner Hinweis in der Anfahrtbeschreibung wie "Unmittelbar nach dem Bushaltestellenschild in die enge, unscheinbare, nicht gekennzeichnete Hofeinfahrt abbiegen" wäre in jeder Hinsicht zielführend gewesen.

Einige der Gesichter der Wohnmobilsolisten sind von vorherigen Treffen und Touren vertraut,



andere warten darauf, beim gemeinsamen Grillen und Gesprächen vertraut zu werden.



Unser überragender Grillmeister Rolf mit frisch gepflückten gegrillten Erdbeeren, ein Geheimtipp!



Gegen 20:30 werden einige von uns (wie z. B. der Chronist) durch die Kälte und die Dunkelheit in unsere Singlehaushalte zurück getrieben.

Ausgerechnet Buxtehude!



"Buxtehude! Wissen Sie etwa, wo Buxtehude liegt? Ausgerechnet Buxtehude! Das befindet sich doch sicher südlich von Kiel? Aber liegt es auch westlich von Hamburg? Ganz sicher liegt Buxtehude doch weiter im Norden als Kassel! Wer über so brilliante Deutschlandkenntnisse verfügt, dass er Fragen dieser Art mit links beantwortet, hat allerbeste Chancen, das Spiel zu gewinnen."

So beginnen die Spielregeln des Kartenspiels "Ausgerechnet Buxtehude!" aus meiner Spielesammlung. In diesem Spiel geht es darum, die eigenen Ortskarten korrekt zueinander zu platzieren oder den Mitspielern Irrtümer nachzuweisen. Ein Spiel, in dem Außendienstmitarbeiter, Geographen und Wohnmobilfahrer leichte Vorteile einbringen.

Auf dem Foto ist ein Giek-Ewer, ein typisches plattbodiges Frachtschiff der Niederelbe, vertäut in der Ostfleth zu sehen. Bis 1962 fuhren solche Frachtewer mit einer Beladung bis zu 100 Tonnen in die Flethe hinein. Die Flethe wurden schon bei der Stadtgründung gegen Ende des 13. Jahrhunderts als innerstädtischer Hafen angelegt. Die grachtenartige Flethanlage nach niederländischem Muster soll besonders charakteristisch für die Buxtehuder Altstadt sein.

Ein Blick vom Turm der St. Petri-Kirche auf die Lange Sraße


Nur der Vollständigkeit halber sei nachgetragen, dass wir die vergangene Nacht - nach einem gemeinsam zubereiteten und verspeisten Spaghetti-Mahl - auf dem Festplatz von "Auld" Jork verbrachten.

2008-09-24

Naked Flames

"Nackte Flammen" steht unterhalb der Brücke des leeren Container-Frachters "Ideal Bulker", der in ungefähr 600 Metern Entfernung durch die Elbe pflügt. Ship Spotting ist angesagt. Ich bin bei weitem nicht der Einzige, der mit einem Fernglas bestückt vor seinem Wohnmobil am Fährhafen in Cuxhaven sitzt und den regen Schiffsverkehr am Unterlauf der Elbe beobachtet. Vereinzelte Krabbenkutter, Segelyachten, das Saugbaggerschiff "Nordsee" mit Heimathafen Wilhelmshaven, der Container-Feeder "Linda", der mit einigen Lücken an Bord vielleicht gerade mal 500 TEUs (Twenty Feet Equivalent Units, die Maßeinheit für einen 20 Fuß langen Container) trägt, die "Divio Med-Coa" mit einem ungewöhnlich geräumigen Brückenaufbau mit dem Heimathafen Valetta auf Malta und die "Finex" sind nur einige der Schiffe, die hier in den vergangenen zehn Minuten vorbeizogen.

Die "Ideal Bulker" hat in der Zwischenzeit einen Teil der zuvor durch Rungen verdeckten Teil der Brücke für mein Fernglas freigegeben: "No Naked Flames" erscheint jetzt sehr viel sinnvoller ...

Hier die Heckpartie der "BBC Atlantic", offenbar mit Kabeltrommeln beladen.



Am Morgen sind wir zum Fischereihafen geradelt, um Kaffee, ein Ei, zwei Brötchen, Butter, Marmelade, Wurst oder Käse und Lachs zu genießen - und das alles für nur drei Euro pro Person.

2008-09-23

Schnürboden-Historie



Im Historischen Museum Bremerhaven wird die Lebens- und Arbeitswelt an der Nordseeküste in teilweise überraschenden Exponaten dokumentiert. Von der Besiedlung des Marschlandes, der Geest und der Moore in der Vor- und Frühgeschichte bis zum Schiffbau und der Hafenarbeit in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts umfasst der vorgestellte Zeitraum.

Auf einem Schnürboden im Dachgeschoss der Schiffbauhalle wurden die Grundrisse der zu schneidenden und zu biegenden Metallplatten gezeichnet und zu Holzschablonen zusammengefügt. Die deutschen Sekundärtugenden "Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit" prangen dabei unübersehbar an der Stirnwand der Halle.

Nieter arbeiteten anfangs ohne Gehörschutz mit ihren schweren Niethämmern. So brauchten sie zumindest bald nicht mehr zu hören, wie ihre Gelenke knarrten ...



Generell bin ich von der Vielzahl der modern konzipierten Museen in Bremerhaven angenehm überrascht. Sei es das "Auswandererhaus", sei es das "Schifffahrtsmuseum" oder - aktuell - das "Historische Museum", in jedem Fall hat sich der Besuch bisher für mich gelohnt.

2008-09-22

Nordschleuse und Container-Terminal Bremerhaven



Die Nordschleuse ist mit einer Länge von 350 Metern und einer Durchfahrtbreite von 42 Metern groß genug, um ein Schiff wie die "Celebrity Solstice" aufzunehmen - sollte es bei seinen Fahrten durch die Karibik jemals an Bremerhaven vorbeikommen und den Überseehafen hier anlaufen.





Gleisanlagen an der Nordschleuse



Der Containerhafen mit seiner 2 Quadratkilometer großen Aufstellfläche gilt zwar - laut "Guinnessbuch der Rekorde" - als "größter zusammenhängender Container-Terminal der Welt", belegte aber 2004 nur, auf den Container-Umschlag bezogen, den 21. Platz auf der Weltrangliste.



Bremerhaven gilt, den Umschlag an verschifften PKW betreffend, neben Hamburg als der wichtigste Hafen. Autotransportfrachter (wie hier die "Fedora") zeichen sich durch ihre kastenförmigen, fensterlosen Schiffsrümpfe aus.





Noch ein letzter Abstecher zur Columbus-Kaje. Vor Jahrzehnten sind von hier aus viele Auswanderer ihren Träumen entgegen gereist; heute stehen die Anlagen eher verwaist und zeugen von ihrer einstigen Bedeutung. Wenn - wie hier - mal von einem Frachtschiff ein "Bugleine los!" gegeben wird und anschließend die Festmacher zu ihrem nächsten Knochenjob in ihren Mooring Cars fahren, ist das schon eher die Ausnahme.

2008-09-21

Bad Zwischenahner Seefahrt



Am heutigen Ruhetag - es ist ja schließlich Sonntag - umrunden einige von uns mit dem Fahrrad das Zwischenahner Meer: unsere Form der Seefahrt. Ein Gruppenfoto am Wels beim Rathaus, ein Blick übers Meer vom Wasserturm aus und ein großes Radler im Fährkroog in Dreibergen



sind einige der Highlights unserer Umrundung.

Es ist übrigens nur ein nicht zutreffendes Gerücht, dass vor dieser Schilderkombination eine alleinreisende blonde Wohnmobilistin fünfzehn Minuten grübelte, ob sie jetzt hier parken darf oder nicht.

2008-09-20

Gemeinschaftsverpflegung

Nach einem kurzen Abstecher zum Draisinenbahnhof in Westerstede



erreichen wir relativ frühzeitig unser heutiges Tagesziel, den Wohnmobilstellplatz in Bad Zwischenahn. Rolf initiiert ein gemeinsames Abendessen, zu dem er Linsensuppe, Ulla Apfelkompott, Monika Schlagsahne und wir anderen Getränke beisteuern. Ein nettes Gruppenereignis ...

Emssperre


In einer Woche werden die sieben Sperrtore voraussichtlich nicht mehr so sperrangelweit offen stehen. Die Ems und das mit der Flut eingeströmte Brackwasser werden aufgestaut werden und oberhalb dieses Sperrwerks für den nötigen Wasserstand sorgen, damit die "Celebrity Solstice" von Papenburg aus ohne Bodenkontakt zum Dollart gelangen kann.

Eine kleine Animation zur Funktionsweise des Drehsegmenttores.

2008-09-19

Wohnmobilbetreuung

Eine nette Aufmerksamkeit des Bürgermeisters Wolfgang Kellner und der Fremdenverkehrsleiterin Martina Salie hier in Leer: Nicht nur, dass dass Wohnmobilisten kostenlos einen innenstadtnahen Parkplatz nutzen können, sondern sie werden durch einen "Wohnmobilbetreuer", Heinrich ter Veen, willkommen geheißen und mit einem Beutel mit Infomaterial, Kugelschreiber und Teeprobe beschenkt.

2008-09-18

Leere in Leer

Nach einem geruhsamen Vormittag mit einigen Lesestunden (mit sowohl flüssigkristall- wie auch zellulosebasierendem Trägermaterial) fuhr ich erst heute Nachmittag die wenigen Kilometer zum nächsten Tagesziel, nach Leer. Ein nettes Städtchen, in der Fußgängerzone zwar austauschbar, aber in den wenig belaufenen Seitensträßchen noch originell.


Ein Blick auf den Rathausturm von einem Hafenrundfahrtschiff aus.