2011-08-31

Größerer See

Italienische Wärme am Ufer des Lago Maggiore (dt. "Größerer See") umfängt mich.

Nach einer netten und unerwarteten Einladung zu einem zweiten Frühstück habe ich heute die Schweiz durch- und dabei den St. Gotthard-Pass überquert. Die Fahrt durch die Schöllenen-Schlucht zwischen Göschenen und Andermatt mit einem kurzen Stopp an der Teufelsbrücke hatte schon ihre besonderen Reize.


Bei ca. 1700 Metern Höhe war die Baumgrenze erreicht,


die Passhöhe bei 2106 Metern lag inmitten einer hochalpinen Landschaft. Dieses Foto zeigt den Chronist nach dem schweißtreibenden Aufstieg mit seinem Faltrad:


Von der Südseite des Passes blickte man auf das tief unterhalb gelegene Airolo.


Die Straße zwischen Locarno und Luino am Ostufer des Lago Maggiore hatte auch ihre Tücken. Während sie sich in der Schweiz zwischen den an den Hang gehefteten Häusern und einer schmalen Uferzone zumindest noch zweistreifig durch die Orte schlängelte, rückte in Italien die Felswand häufig direkt an die Straßenböschung heran, die Straße wurde in manchen Ortsdurchfahrt einstreifig und sie ließ häufig wenig Platz für ein geräumiges Fahrzeug wie mein Wohnmobil.

2011-08-29

Il papa e in viaggio

Joseph Ratzinger wird in Kürze mal wieder unterwegs sein. Ich auch. Weil ich im kommenden Monat nach Italien reisen werde und er nach Deutschland, werden wir uns leider nicht treffen. Ansonsten hätte ich gerne am 22. September in Berlin die Gelegenheit genutzt, meine Meinung kundzutun. Meine Meinung dazu, dass ein Anführer einer Großsekte und Herrscher eines feudaltheokratischen europäischen Kleinststaats vor dem deutschen Bundestag eine Rede halten darf. Um mit Colin Goldner zu fragen: "Weshalb nicht auch sonstige Ajatollahs, Imame, Erzpatriarchen und was es da noch alles gibt an Kutten-, Soutanen- und Sackgewandträgern?"

Wer in dieser Sache meine Meinung teilt und zumindest virtuell seine Meinung kundtun möchte, sollte sich in dieser Unterschriftenliste des Bündnisses "Der Papst kommt" eintragen.

2011-08-06

Forschungszentrum Jülich

Im Zuge des 2. Westtreffens der Wohnmobilsolisten wurde auch ein Ausflug ins Forschungszentrum Jülich angeboten.


In einem knapp 3 Quadratkilometer großen Gelände inmitten eines Waldgebietes arbeiten hier ungefähr 4600 MitarbeiterInnen in der Grundlagenforschung.


In den Bereichen Physik, Materialwissenschaften, Nanotechnologie und Informationstechnologie versuchen sie, montags bis freitags zu neuen Lösungen beizutragen - aber leider nicht am heutigen Samstag. Wir wurden in einem Bus durch das verwaist wirkende Gelände an mehr oder minder gesichtslosen Gebäuden vorbeigefahren, ohne Fotos machen zu dürfen.

Einige mögen sich noch an die ehemalige Bezeichnung "Kernforschungszentrum Jülich" erinnern. Auch heute noch wird hier an einem Hochtemperatur-Graphitkugel-Reaktor geforscht und die Ladung von über 150 Castor-Schutzbehältern wartet hier in Abklingbereichen auf den Abtransport ins Zwischenlager Ahaus. Dieser Aspekt der Arbeit hier wird auch in den Hochglanzselbstdarstellungen kaum erwähnt und soll vielleicht in Vergessenheit geraten. Es ist auch wahrscheinlich keinem "Ministerium für Wahrheit" geschuldet, dass beim Googlen nach dem Begriff "Kernforschungszentrum Jülich" auf den ersten zehn Trefferseiten nur das "Forschungszentrum Jülich" zu finden ist, oder?

Das einzige Gebäude, das wir betreten durften, war das Rechenzentrum, genauer dessen Besuchertribüne. Man wies uns stolz darauf hin, dass die hier installierten Multiprozessorsysteme die Rangplätze 1 und 3 der leistungsfähigsten Supercomputer in Europa einnehmen. In Zahlen: der JUGENE hat mit seinen knapp 300000 Prozessorkernen eine Rechenleistung von 1 Petaflop/s, der QPACE verbraucht mit seiner Rechenleistung von 111 Teraflop/s pro Gigaflop/s gerade mal knapp 1,4 Watt und der JUROPA/HPC-FF ist mit seinen 308 Teraflop/s der zentrale Rechner der europäischen Fusionsforschung. Alles klar?


Trotz meiner leicht spöttischen Zwischentöne: es ist wichtig, dass wir (ehrlicherweise: der Bund zu 90% und das Land NRW zu 10%) uns solch ein Hochtechnologie-Zentrum wie dieses hier in Jülich leisten. Die Arbeiten an der Neutronenforschung, an der Verbesserung bildgebender Verfahren in der Medizin wie MRT und PET, in der Energie- und Klimaforschung oder im Bereich der Bioökonomie helfen unserer Gesellschaft, die Zukunft zu sichern.

2011-08-04

IZM in Aachen


„Is Google making us stupid?“, fragte der Aachener Oberbürgermeister in seinem Grußwort aus Anlass der Eröffnung des Internationalen Zeitungsmuseums (IZM) vor wenigen Wochen. Kann eine aufwändige Nachrichtenaufbereitung in den Printmedien mit der Online-Informationsbeschaffung im weltweiten Web mithalten? Wie kann sich ein so altehrwürdiges Druckwerk wie die Zeitung in einer sich beschleunigenden (Medien-)Welt behaupten? Liegt die Zukunft der Zeitung nur noch in diesem Museum? Im IZM werden darauf Antworten gesucht.

Mir ist bisher noch kein anderes Museum begegnet, dass so viele unterschiedliche Wege der Interaktion mit seinem Besucher begeht. Von konventionellen Gemälden (hier Paul Julius Reuter, der 1850 durch die Einführung einer Brieftaubenpost Nachrichten schneller übermitteln konnte und in Aachen das Fundament für seine Nachrichtenagentur legte) ...


... über Infotafeln (hier zur Entwicklung der Typografie), ...


... Schubladen mit historischen Zeitungen, Hologrammen, Animationen, bis hin zu zahlreichen Touch Screens (hier mit Informationen zur Geschichte von Zeitungsnamen) wird der Besucher angesprochen.


Es ist nur konsequent, dass der gedruckte Museumsführer als Zeitung erschienen ist. Ein kleines (nur fünf Räume umfassend), aber feines Museum, dessen Besuch während eines Aachen-Aufenthalts ich guten Gewissens empfehlen kann.

Fußnote: Macht Google uns dumm und trägt zum Zeitungssterben bei? Zumindest in den USA nutzt Google Zeitungen, um für sich zu werben (Auszug aus der New York Times, 2011-06-20).

2011-08-01

CSD in FFM


Seit genau zehn Jahren, also seit 2001-08-01, gilt das Lebenspartnerschaftsgesetz im Bundesgebiet. Seitdem haben sich etwa 23000 homosexuelle Paare das Ja-Wort gegeben - und doch blieben ihnen bei der Einkommenssteuerberechnung oder bei Adoptionen die Rechte heterosexueller Paare verwehrt. Nicht nur die Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, sondern auch die Organisatoren des diesjährigen Christopher-Street-Day-Demoparade in Frankfurt fordern aus Anlass des Jubiläums eine Gleichstellung aller eingetragenen Partnerschaften, unabhängig vom Geschlecht der Partner.


Auf einigen der Motivwagen wurde das offizielle Motto der Parade Einigkeit und Recht auf Gleichstellung, eine Variante der ersten Zeile der deutschen Nationalhymne Einigkeit und Recht und Freiheit, seinerseits verballhornt und beispielsweise zu Einigkeit und Recht auf Gleitgel.

Dass der FDP-Vorschlag einer Gleichstellung der Homo-Ehe fast reflexartig von CDU-Vertretern zurückgewiesen wurde, macht es für diese Gruppierung auch nicht leichter.


Überhaupt waren alle namhaften Parteien mit ihren Vertretern zu sehen. Von der Piratenpartei über die Linke und die Grünen bis hin zur SPD.


Eigentlich hatte ich mich, nichts Lautes ahnend, mit einem langjährigen Freund in der Frankfurter Innenstadt an unserem Stamm-Cafe verabredet, um wie an manch anderen Samstagnachmittagen gemütlich zu plauschen. Dröhnende Bässe, wummernde Beats und - seien wir ehrlich - auch manch ungewöhnliche Aussichten ließen uns allerdings in der ersten dreiviertel Stunde kaum zu Wort kommen.


Hier war das zweite "M" mal gerade aus der Rekihe getanzt ...


Liebhaber neckischer Uniformen bekamen Flugbegleiter ...


... und knackige Seemänner zu sehen.


Einer von 90 Ordnern für die 40 Demo-Wagen. Vielleicht sollte dieser mit dem Ordnen der Buchstaben auf seinem T-Shirt beginnen ...


Mein persönlicher Favorit: ein Gruß vom ältesten Travestieclub der Welt. Oder wo bekommt man sonst noch - außerhalb einer CSD-Parade - Männer in Röcken zu sehen, wenn nicht in irgendwelchen lächerlichen "Gottes"diensten?


Mein Resümee: Es spricht für unsere Gesellschaft, dass solche Umzüge möglich sind - und gegen unsere Gesellschaft, dass sie noch nötig sind.