2010-03-22

Reaktionen (zum 2.)

R. aus K. fragt:
Sag mal, ist dir die Sardinada auch schlecht bekommen, hast du Wurzel geschlagen oder ist dein Womo nicht fahrbereit?

Seit Tagen kein neuer Eintrag in de Sommersuche. So geht das aber nicht!


Ich bin mir meiner (Bring-)Schuld bewusst! Diese Reise gestaltet sich nur etwas anders als die bisherigen Auslandsaufenthalte. Kein Rahmenprogramm, keine Besichtigungen, fast Stagnation pur. Ein Ziel dieser Reise sollte sein, meine Überwinter-Tauglichkeit auf spanischen Campingplätzen in einem Selbstversuch zu testen. Mein vorläufiges Versuchsergebnis: ich bin nicht geeignet.

Mir fehlen die sozialen und kulturellen Anreize, die mir entweder in der Heimat oder während der bisherigen Städtereisen geboten wurden. Und noch fühle ich mich nicht so alt, dass - wie bei manchen Wohnmobilisten - ein Schoßhündchen ausreicht, um meine emotionalen und intellektuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Anyhow, ich harre noch bis Anfang April hier in Bolnuevo aus, versuche bis dahin die sich langsam intensiver zeigende Sonne zu genießen und werde danach in die BRD zurückfahren - ohne Garantie auf weitere Einträge in diesem Reiseblog ;-)

2010-03-17

Sardinada

Die Campingplatzleitung hier in Bolnuevo Playa bemüht sich um die sporadische Bespaßung ihrer Kunden. Der Versuch heute: eine Sardinada.



Hunderte von Sardinen werden auf Rosten ausgebreitet und über einem ebenerdigen Kohlebett gegrillt.



An der Nekropsie der Fische kann man sich entweder beteiligen, bis der Ranzen spannt - oder man das häufig vergebliche Filetieren und Entgräten leid ist.



Der Sangria wird in Regentonnen bereit gehalten und fließt in Strömen.



Da dieses Angebot kostenlos ist, wird es gut angenommen. Das nachfolgende Bild gibt nur die halbe Wahrheit wieder, da heute nur die eine Hälfte der Campingplatznutzer eingeladen war. Morgen wiederholt sich das Ereignis für die zweite Hälfte ...



Ein Epilog zur Sardinada, der sich nicht unbedingt zu wiederholen braucht: Ich war gerade damit beschäftigt, nach Abschluss der Veranstaltung Geschirr und Gestühl zu verstauen, als eine Dame etwas hektisch ins Wohnmobil rief: "Sind Sie Arzt?" Einige Parzellen weiter hatte einer der etwas älteren Herren offensichtlich zu tief in die Sangria geschaut und jetzt Herz-Kreislauf-Probleme. Wer systolischen von diastolischen Blutdruck unterscheiden kann und sich halbwegs medizinisch korrekt mit den schnell herbeigeeilten Sanitätern in englisch unterhalten kann, wird schnell als Einäugiger unter Blinden König. Die Konsequenz: ich wurde gebeten, die Ehefrau des Leidenden zum angekündigten Krankenhaus in Cartagena zu begleiten. Erst nach 22:00 Uhr kehrten wir wieder nach Bolnuevo zurück. Auf diese Weise konnte ich nicht an einer kleinen Abschiedsfeier einer Wohnmobilsolistin (G. aus V.) teilnehmen. Nur weil ich auf ihr Klopfen an mein Wohnmobil nicht reagiert hatte (nicht reagieren konnte), wähnte sie mich in einem rauschseligen Tiefschlaf ...

2010-03-14

Schaden, schade!

Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn einige Details zum gestrigen Unfall:

Ich fuhr in Höhe Castellon auf der dort in Fahrtrichtung einstreifigen A 7, nicht Böses ahnend, den Tempomat auf ca. 90 km/h eingestellt, als auf einer Beschleunigungsspur von rechts einfahrend ein kleinerer Rover mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit sich vor mein Wohnmobil setzte. Bevor ich groß auf die Bremse treten konnte, sass ich ihm auch schon im Heck. Zeugen außer uns beiden Fahrern und der wahrscheinlich vierjährigen Enkelin im Fond des Rovers gab es nicht. Der Rover-Fahrer deutete Nackenschmerzen an, ich blieb (körperlich) unversehrt.  Der PKW hatte deutlich mehr erkennbare Schäden davongetragen als mein Wohnmobil. Absicht unterstelle ich dem Unfallgegner nicht, aber vielleicht eine leichte Unachtsamkeit. Gut, ich hätte aber ebenfalls schneller und beherzter reagieren können. Shit happens, meine Versicherung ist informiert, warten wir den weiteren Lauf der Dinge ab.

Vom Wünschen

"Ich wünsche Dir noch eine knitterfreie Fahrt!" Mit diesen Worten verabschiedete mich gestern Elke aus W., bevor ich mich von Torre la Sal aus auf meine weitere Sommersuche in den Süden aufmachte.

"Ich wünsche Dir ..." So gut gemeint diese Wünsche auch sind, so lassen sie mich doch häufig auch etwas stutzen. Welche Wirkungen sollen solche Wünsche haben? Zeugen sie nicht von einer vorrationalen Zeit, in der auch Aussagen wie "ich segne Dich ..." oder "ich verfluche Dich ..." angesiedelt waren? Können solche Fremdwünsche, also Wünsche, auf deren Erfüllung der Wuenschende kaum Einfluss hat, überhaupt mehr sein als sozial willkommene, aber hohle Phrasen? Wohlgemerkt, davon zu unterscheiden sind Eigenwünsche wie "ich wünschte, jetzt in der Nähe meiner Liebsten zu sein", also Wünsche, auf deren Erfüllung ich durchaus hinwirken kann. Ich selber versuche mich aus diesen Gewissensbissen mit Formulierungen wie "ich hoffe, dass Du ... hast/kannst/bist" zu flüchten.

Elkes Wunsch ist übrigens nicht in Erfüllung gegangen: ich war gestern vormittag in den ersten Auffahrunfall meiner Autofahrerkarriere involviert.

2010-03-12

Reaktionen

In Ermangelung sonstiger berichtenswerter Ereignisse seien hier einige Bemerkungen von H. aus E. und meine Erwiderungen angebracht.

Daß du auf solch ein Niveau sinkst und singst betrübt mich doch sehr!!!! Das schaffe ich nur ziemlich berauscht am Rosenmontag mit Freunden in ner Kneipe, und hab es mir die letzten Jahre auch geschenkt.
Meine Beschreibung sollte auch eher die mit populärer Musik verbundene kulturelle Ödnis beschreiben. In den Kreisen der Spanien-Überwinterer wird man mit kunstvollen Madrigalen wahrscheinlich keine mitsingenden Freunde gewinnen, ganz abgesehen davon, dass eine volkstümliche musikalische Interpretation von Einsteins spezieller Relativitätstheorie immer noch aussteht.

Ansonsten: auf dem Abschiedszettel stehen wieder nur die Anfangsbuchstaben der Mitreisenden, wie auch in deinen Berichten. Haben die Angst vor Erkennung, oder so schlimme Vornamen?
Weder noch. Nur mein Respekt vor der informationellen Selbstbestimmung Dritter gebietet, deren Identität zu anonymisieren. Insider wissen selbstverständlich, wer sich hinter den Initialen verbirgt.

Wünsche dir baldigst eine abwechslungsreichere und anspruchsvollere Zeit, mit Sonne und Wärme.
Ich mir ebenfalls. Immerhin habe ich mir gestern den ersten Sonnenbrand dieses Jahres zugezogen - und die erste Fahrt mit meinem Mopädchen seit meinem Unfall vor einem Vierteljahr gewagt. Da die Temperaturen heute bei einer geschlossenen Wolkendecke kaum über 11 Grad C hinauszugehen scheinen, wird ein Wechsel in den wärmeren Süden Spaniens für mich immer wahrscheinlicher.

2010-03-09

Nur unter uns Männern

Gestern abend haben nur wir drei Männer (G., H. und ich) uns erstmals seit Beginn unserer gemeinsamen Reise zu einem Team Building Event in eine der Kneipen am Rande des Campingplatzes verzogen.



Ich glaube schreiben zu dürfen, dass wir uns dadurch besser kennengelernt haben. Das mäßig, aber regelmäßig nachgeorderte Bier lockerte dabei die Zungen und den Fluss der Gedanken. Als M. später (nüchtern wie immer) vorbeischaute, wirkte ihr Auftreten etwas ernüchternd auf uns. Es ist nicht leicht abzuschätzen, ob dieser gestrige Abend den Anstoß gab, aber heute morgen fanden wir von M. nur noch einen Abschiedsgruß und eine Packung Marzipanherzen vor ...

2010-03-07

Die Sonne scheint bei Tag und Nacht, Eviva Espana ...

... der Himmel weiß, wie sie das macht, Eviva Espana.

Diese in mehrfacher Hinsicht fragwürdigen Zeilen wurden heute von mir mitgesungen. Von MIR! In Ermangelung anspruchsvollerer Freizeitbeschäftigungen habe ich mich an diesem regnerischen kühlen Tag (um 13 Grad C) der kollektiven Infantilisierung namens "Folklore und Stimmungsmusik" hingegeben.



Um die hundert Campingplatznutzer eher fortgeschrittenen Alters haben sich überraschend textsicher gezeigt und sich und und ihre Lippen halbwegs synchron bewegt.



In dem Sinne: Wir singen trallala und tanzen hopsasa ...

2010-03-05

Rentner Sonderrabat

Hier auf dem Campingplatz in Torre la Sal scheint man auf die besonderen Wünsche bundesdeutscher überwinternder Senioren Rücksicht zu nehmen. Einige Belege gefällig? In einem Großteil der Herrentoiletten sind zusätzliche Griffe montiert, die das Erheben erleichtern. Der Platz-Übersichtsflyer wirbt mit einem "Krankenzimmer". Das einzige Spiegel-Sonderheft, das im Camping-Super-Mercado erhältlich ist, widmet sich dem Thema "Altersdemenz".

Sieht so das Rentnerparadies aus?

2010-03-04

Regnerisches

Nach einem Tag in leichtem Dauerniesel bei Temperaturen von 8 Grad C (aber immerhin plus) haben wir es gestern bis Port Leucate kurz vor der spanischen Grenze geschafft.

H. ließ sich gestern überzeugen, statt eines längeren Aufenthalts in kaltem französischen Regen den wärmeren spanischen Regen zu suchen, M. war von einer (ehrlicherweise nicht unerwarteten) spontanen gestrigen Heimreise noch gerade so abzuhalten, nur G.  erscheint mir erfreulich unkompliziert und vermeidet Extravaganzen.

Schaun mer mal, wie sich unsere gemeinsame Reise fortsetzt. Unser Tagesziel heute: der Hafen von Vinaroz.