2010-06-25

Segeln auf dem Zwischenahner Meer (zum 1.)

Wie schon seit 24 Jahren (also auch 2008 und 2009) zieht es mich auch heuer für mindestens eine Woche zur DJH-Segelschule nach Bad Zwischenahn. Diese Segelschule bezieht ihren besonderen Charme aus der Tatsache, dass sie komplett ehrenamtlich geleitet wird.

Hier zunächst mal ein Gruppenbild, dem man das Durchschnittsalter aller Teilnehmer (der ersten Segelfreizeit dieser Saison) von 48 Jahren hoffentlich nicht ansieht.


Während wir uns normalerweise mit der Kraft des Windes bewegen, der auf die Segel wirkt,


kommen in Zeiten der (Wind-)Stille auch mal die Holzsegel zum Einsatz.


Mindestens ebenso bedeutsam nach einem harten Tag auf hoher See sind die Aktivitäten wie
- Semi-Public Viewing bei einem der Spiele im Rahmen der FIFA-Weltmeisterschaft,


- eine Warenprobe beim örtlichen Eissalon,


- ein Lagerfeuer, entweder nur zur Inspiration,


- oder zur Produktion von Stockbroten.


Anyhow, irgendwann geht auch der längste Tag zu Ende.

2010-06-20

Essen HBF Ef

Im Zuge des Bahnhofsfests waren vor ungewohnter Kulisse nicht nur tangotanzende Paare, Balletttänzerinnen


oder Klangcollagen produzierende Künstler


zu bewundern. Es wurden auch Führungen zum Stellwerk des Essener Hauptbahnhofs angeboten.


Von erhöhter Warte aus wird der Zugverkehr im Großraum Essen kontrolliert, Fahrstrecken freigeschaltet, die Mitteilungen auf den Bahnsteigen angesagt und - selten - auf Störungen reagiert.


Der Gleisbereich des Hauptbahnhofs als Plan und


im Original.


Übrigens: Die Bezeichnung "Ef" am Stellwerksgebäude ist die Abkürkung für "Essen Fahrdienstleitung".

2010-06-19

Superlative in Essen

1. Älteste vollplastische Mariendarstellung: die Goldene Madonna.


Um 980 für das Essener Frauenstift geschaffen, wird sie heute als das "bedeutendste Kunstwerk des Ruhrgebiets" bezeichnet. Um 22:00 Uhr begann eine kleine Führung zu diesem Kleinod im Essener Dom.

2. Größter Kinosaal Deutschlands: die Lichtburg


Gestern Abend spielte dort zum Abschluss des Kulturpfadfestes Essen die "Echoes of Swing" gepflegten Jazz zwischen Scotch und Candlelight - bei freiem Eintritt.


Zwischen 23:10 und 00:30 überzeugte mich am meisten Bernd Lhotzky am Piano bei einem Solo, in dem er seine ganze Virtuosität ausleben konnte.

3. Das schönste Museum der Welt: Museum Folkwang bis 1933.

Es war in der Zeit zwischen 1902 und 1933 eines der ersten Museen, die konsequent Klassiker der Moderne beherbergte. Kokoschka, Gaugauin, Renoir, van Gogh und viele mehr waren hier mit ihren Werken vertreten, bis die Nazis ab 1933 den nationalen Kunstgeschmack zu bestimmen glaubten. Ab 1937 wurde die Sammlung zerschlagen und teilweise als "entartete Kunst" verkauft. In einem Kraftakt wurde jetzt versucht, einen Teil der ursprünglichen Exponate zumindest für vier Monate wieder hier zusammenzuführen. Ein kostenloser Pendelbus verkehrt zwischen dem Hauptbahnhof und dem Museum.


Leider blieb diese farbenfroh bemalte Stahlplstik von Serra meine einzige Aufnahme eines der zahlreichen Exponate, da ich danach vom Aufsichtspersonal auf das Fotografierverbot hingewiesen wurde.


2010-06-16

Die Zukunft des Autos?

Eine Projektschau zur "Mobilität jenseits aktueller Nachhaltigkeitsdebatten" versprach die Ausstellung


in den Opel-Villen in Rüsselsheim.


Noch bis 2010-07-04 lassen sich hier futuristische Modelle bestaunen, die sich allerdings häufig auch jenseits aktueller Nützlichkeitserwägungen befanden.


Auf fehlende Praktikabilität mancher Entwürfe wie fehlende Zugangstüren oder zu wenig Platz für einen Bierkasten-Transport wies Frank Leopold, seines Zeichens Abteilungsleiter Innovation bei General Motors Europe, heute Abend in einer Führung durch die Ausstellung hin. Andererseits skizzierte er schon Mobilitätsanpassungen, die mit relativ wenig Aufwand die Umwelt weniger belasten sollen: eine konsequente Elektrifizierung der Eisenbahnstrecken, insbesondere in den USA, statt der häufig von bis zu acht rußenden Dieselloks gezogenen Riesengüterzüge, oder (etwas provokativer) Nuklearantriebe für Hochsee-Frachtschiffe. Die Einrichtung von Umweltzonen in Innenstädten sei spätestens dank der Immissionen durch den isländischen Vulkanstaub eine Lachnummer geworden.

Trotz allem seien Visionen angehender Designer, wie sie hier in den Opel-Villen zu sehen sind, als Anregungen für mögliche Entwicklungen willkommen ...

Wie hier das 1:1-Modell eines Elektrobikes [Designers Ralf Kittmann], bei dem die Position der Füße irgendwo im Ungewissen bleibt.



Nach einer Übernachtung vor den Opel-Villen und einem guten Frühstück im Cafe in der Festung Rüsselsheim


lockte das Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim. Relativ modern in der Konzeption, wegen einer Renovierung derzeit allerdings gänzlich ohne Exponate zwischen Urgeschichte und Römerzeit und nur wenigen zwischen Mittelalter und dem Beginn der Industrialisierung, legte es seinen Schwerpunkt unübersehbar auf die Entwicklung der Opel-Werke im Ort.

US-amerikanische Soldaten wurden 1945 zwar mit dem Wiederaufbau einer Verwaltung und der Städte im kriegszerstörten Deutschland betraut, andererseits aber auch mit Filmen (hier ein Standbild mit deutschem Untertitel daraus) gegen Fraternisierungen mit den Krauts abgehärtet.


Neben den frühen Opel-Erzeugnissen (wie Fahrrädern oder Nähmaschinen) wird die Produktion von PKW ausgiebig vorgestellt. Ein Opel Rekord (Baujahr 1958), mit Drei-Gang-Getriebe und 125 km/h Maximalgeschwindigkeit.


Ein Wohnzimmer im Stil der 1950er Jahre, geprägt von Nierentisch, Tütenlampen, Bambusraumteilern, Musiktruhen und Schrankvitrinen, in denen Nippes und das edle Geschirr ausgestellt waren.


Aber auch aktuelle Bezüge werden im Museum ausgestellt - wie beispielsweise der Bezug (und sein restliches Innenleben) eines Fahrersitzes eines 2010er Opel Insignia.

2010-06-14

Drei Tage: Unter Wohnmobil-Solisten

Alljährlich treffen sich Wohnmobil-Solisten zu ihrem Sommerfest bei Klingenberg, um zwischen Erinnerungen an vergangene Touren und Planungen der zukünftigen Touren ihre aktuelle Trinkfestigkeit zu überprüfen. Hier holt Elvira das letzte aus einer Flasche heraus ...


Selbstverständlich gibt es auch noch ernsthafte Programmpunkte wie einen Hunde-/Herrchen-/Frauchen-Geschicklichkeitswettbewerb,


zu dessen Abschluss der Sprecher der Wettkampfleitung beweisen durfte, dass er den Anforderungen des Parcours ebenfalls gewachsen ist.


Mir hat dieses Treffen gut gefallen, vielleicht auch, weil etwas mehr Struktur in der Organisation als in den Vorjahren erkennbar war. In der Zwischenzeit kennt man doch schon einen Großteil der Teilnehmer und freut sich darauf, nicht nur passiv mitzufeiern, sondern im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten (beispielsweise durch einen von mir angebotenen Computer-Kompakt-Kurs) zum Gelingen der Veranstaltung beitragen zu können.

2010-06-10

Drei Tage: Als Freundeführer im Ruhrgebiet

Ein befreundetes Ehepaar hatte mich gebeten, sie in meiner Heimat, dem Ruhrgebiet, zu begleiten. Formaler Anlass für ihren Besuch gerade in diesem Jahr waren die Events um die Kulturhauptstadt Essen 2010.

Da der Besuchsplan im Web an anderer Stelle bereits zu finden ist, beschränke ich mich hier auf einige Fotos.

Margarethenhöhe


Die Villa Hügel, laut Grundbuch um 1872 als "Einfamilienhaus" der Familie Krupp errichtet,


beherbergt heute Ausstellungen zur Geschichte des Unternehmens Krupp und zur ehemaligen Eigentümerfamilie.

Aus der Ausstellung: ein Sappenpanzer. Sappen (oder Approchen) waren die Lauf- oder Annäherungsgräben vor den feindlichen Stellungen. Mit diesen Harnischen "geschützt", sollten im Ersten Weltkrieg die Soldaten, die in der vordersten Front kämpften, gegen feindlichen Beschuss gesichert sein. Die Oberste Heeresleitung verfügte 1916 die Entwicklung solcher Brustpanzer, die von Krupp in großer Stückzahl produziert wurden.

Kurz nach meinem Besuch in Verdun bleibt bei diesem Ausstellungsstück ein sehr schaler Beigeschmack.

Meerbruchstraße, eine typische Bergarbeitersiedlung


Das Herzstück der Kulturhauptstadt, die Zeche Zollverein, jetzt Weltkulturerbe


Ehemaliger Lorenumlauf in der Zeche Zollverein


Blick vom Dach des Gasometers auf das CentrO


Im Gasometer die Ausstellung Sternstunden: neben dem größten Mond auf Erden (ein Modell mit 25 Metern Durchmesser) ein Sonnenmodell, dessen Glanz auf Christine und Erhard abstrahlt

2010-06-06

Drei Tage: Unter Giaurn

Giaur:

Im Deutschen erlangte das Wort durch Karl May seinen Bekanntheitsgrad. Giaur oder Ghiaur ist die eingedeutschte Variante der türkischen Entsprechung (gavur) von Kafir. Der arabisch-islamische Rechtsbegriff Kāfir (arabisch ‏ كافر ‎ kāfir; plural ‏كفّار ‎ kuffār) bezeichnet „Ungläubige“ oder „Gottesleugner“. Konkret ist das Ungläubigsein in Bezug auf islamische Glaubensinhalte gemeint. (aus Wikipedia, 2010-06-14)

Den Spitznamen Giaur haben wir uns selbst vergeben, inspiriert durch die Dialoge zwischen Kara Ben Nemsi und seinem Diener und Begleiter Hadschi Halef Omar in Karl Mays Roman Durch die Wüste. Wir, das sind die Teilnehmer einer Dachzeltbusreise durch Libyen 1998. Alljährlich treffen wir uns an irgendeinem Ort in Deutschland für einige Tage. Heuer war Frankfurt für drei Tage unser Ziel.


Ein Blick in den Parkettsaal der Frankfurter Wertpapierbörse mit ihrer - besonders heute, am Freitag nach Fronleichnam, einem Brückentag - eher gepflegten Langeweile.


Nach einem Bummel durch die Kleinmarkthalle und einer professionellen Stadtführung schlossen wir den Tag im Fichtekränzi, einem urigen Restaurant in Frankfurt-Sachsenhausen.


Am nächsten Tag während eines Besuchs im Palmengarten (hier eine Fackelingwerblüte)


fiel das Kind in den Brunnen: Livio nach dem ersten Trockenlegen.


Nach einer Fahrt mit dem Ebbelwoi-Express endete der Tag in einem iranischen Restaurant.

Für das kommende Jahr haben wir erstmals vor, die Bundesgrenzen mit unserem Treffen zu überschreiten.

2010-06-03

Heimkehr

Die ersten Waschmaschinenfüllungen liegen schon wieder hinter mir, die begrenzten Trocknungskapazitäten in meiner Wohnung verzögern die nächsten Waschgänge. Nach ca. 3700 Kilometern durch Belgien und Frankreich - den Kilometerstand 66666 erreichte mein Wohnmobil am Frankfurter Kreuz -


hat mich meine Wohnung wieder - wenn auch nur für einige Stunden, da das alljährliche Nachtreffen der Libyenreisenden heute Abend beginnt.

Verdun

Sollte man die Schrecken des Ersten Weltkriegs auf einen Ort reduzieren, würde wahrscheinlich "Verdun" von den meisten genannt. Aber weshalb?

Erst durch meinen Aufenthalt hier wurde mein eher diffuses Geschichtsbild durch Fakten strukturiert. Nach den ersten anderthalb Jahren eines zermürbenden Graben- und Stellungskrieges beschloss die deutsche Heeresleitung, einen scheinbar schwach gesicherten Abschnitt der französischen Verteidigungslinie anzugreifen und zu durchbrechen: Verdun. Zwischen 1916-02-21 und 1916-11-02 werden fast pausenlos die französischen Stellungen und die benachbarten Forts mit einem Granatenhagel überzogen, der nur während der Sturmangriffe der aus ihren Unterständen und Schützengräben herausspringenden Infanteristen unterbrochen wird. Das Ergebnis nach Monaten der Angriffe und Gegenangriffe, des Lebens im Schlamm und unter den Stahlgewittern: ungefähr 380000 tote französische und 330000 tote deutsche Soldaten allein in diesem Kampfabschnitt. Noch heute, fast 100 Jahre später, wirkt die Waldlandschaft wie eine Buckelpiste, allerdings fast senkrecht liegend, und lässt das Leiden der malträtierten Erde und der in ihr Schutz Suchenden erahnen.

Meine Ziele vor Ort:
- die unterirdische Zitadelle von Verdun
- das Beinhaus von Douaumont
- das Fort Douaumont

In der Zitadelle wird während einer Fahrt mit putzigen Wägelchen


versucht, das Leben in den Kasematten zu veranschaulichen.

Das Beinhaus (Ossuaire)


beherbergt die Gebeine von ca 130000 unbekannten Soldaten


und begrenzt einen Soldatenfriedhof, auf dem ca. 16000 namentlich bekannte französische Soldaten bestattet sind.


Die ungewöhnliche Form des Gebäudes soll ein Schwert darstellen, das bis zum Knauf in der Erde steckt. Sein Inneres bietet - neben den Gebeinen im Kellergewölbe - Platz für eine Kapelle, einen Aussichtsturm (hier der Blick in sein Inneres),


einen Kinosaal und eine Gedenkhalle, die neben Särgen auch großformatige Fotos einiger Veteranen


und eingemeißelt die Bezeichnungen der an der Verteidigung Verduns beteiligten Kompanien zeigt.


Mein Schlafplatz lag übrigens ungefähr 100 Meter von der Stelle entfernt, an der sich im September 1984 Mitterand und Kohl in einer symbolträchtigen Versöhnungsgeste an der Hand hielten.

Das Fort Douaumont galt als das bestgesichertste aller Befestigungsanlagen rund um Verdun. Entsprechend heiss umkämpft war diese Stellung, die zwar 1916-02-25 von deutschen Truppen erobert, aber 1916-10-24 von französischen Truppen zurückerobert wurde. Die Stollengänge


und einzelne Kasematten (wie hier der ehemalige Waschraum; die Stalagmiten und Stalaktiten zeugen von der unaufhörlichen Feuchtigkeit),


Maschinengewehr-Stände


und Geschütztürme (hier außen


und innen)


können heute besichtigt werden.

In den Außenanlagen sind vereinzelt noch Reste einstiger Schützengräben zu finden.

Mögen die heute hier einträchtig nebeneinander wehenden Flaggen der einst verfeindeten Staaten neben dem Symbol eines vereinten Europas ein hoffnungsvolles Zeichen sein


und dieser Wahnsinn der Kriege irgendwann nur noch in den Erinnerungen der Menschheit existieren ...