2010-04-27

Vater

Seit dem Tod meiner Mutter vor über elf Jahren hat sich die Beziehung zwischen unserem Vater und uns drei Geschwistern spürbar verschlechtert. Wir wurden für ihn persona non grata, zwischen uns und ihm lief - auf seinen Wunsch hin - jeder Kontakt "nur noch über seinen Anwalt" oder - gegen seinen Wunsch - über seine Nachbarin, die seit über fünfzig Jahren auf derselben Etage wohnt und sich in den letzten Jahren aufopferungsvoll um ihn kümmerte. Vor Jahren bereits war er zum Pflegefall geworden, konnte in den letzten drei Jahren die Wohnung nicht mehr verlassen, ist seit einem Vierteljahr erblindet, blieb aber trotz dieser Entwicklungen beharrlich in seiner Ablehnung uns drei Kindern gegenüber.

Über Umwege haben wir vorhin erfahren, dass er gestern früh gestorben ist.

2010-04-21

Gemeinwohl vs. Eigenwohl

Ich wohne in einem südöstlichen Stadtteil Bad Homburgs. Nur getrennt durch einen schmalen Fußweg verläuft vor dem Hauseingang die Trasse der U2, der U-Bahn-Linie, die Bad Homburg mit der Frankfurter Innenstadt verbindet. Leider endet die U2 nicht in der Bad Homburger Innenstadt, sondern nur schon eine Haltestelle weiter, in Bad Homburg-Gonzenheim. Was fehlt, ist ein Lückenschschluss von ca 1,6 km Länge, um die Trasse von Gonzenheim bis zum Bad Homburger (Haupt-)Bahnhof fortzusetzen.


Schon seit Jahren ringt die Kommunalpolitik um dieses Stückchen. Mit dem neuen Oberbürgermeister scheint aber frischer Wind in so manche Planungsbrache zu wehen. Auf einer Bürgerversammlung wurde gestern der aktuelle, schon ziemlich konkrete Planungsstand zur U2-Verlängerung vorgestellt. So will die Bad Homburger Stadtverordnetenversammlung im kommenden Monat, im Mai, das Planfeststellungsverfahren endlich einleiten.
Gegen solch ein Projekt, dessen Realisierung einige Vorteile mit sich bringt - wie die verbesserte Erreichbarkeit Bad Homburgs, die städtebauliche Aufwertung Gonzenheims oder die bessere Vernetzung mit anderen schienengebundenen Verkehrsmitteln - regt sich (selbstverständlich?) auch Widerstand bei den durch die Baumaßnahme betroffenen Anwohnern. So berechtigt diese im Einzelfall auch sein mögen, zeigen sie in ihrem häufigen Verzetteln in kleinlichen und subjektiven Gegenargumenten doch einen Mangel für einem Blick auf das übergeordnete Interesse eines Gemeinwesens. Schade, wenn das Gemeinwohl unter manchem Eigenwohl leiden müsste ...
Ich gehe jedenfalls davon aus, dass in ca. sechs Jahren der Zug vor meiner Haustür bis zur Bad Homburger Innenstadt durchfährt.

2010-04-12

Tief im Odenwald

Das vergangene Wochenende verbrachten wir im Odenwald, einem jener zahlreichen besuchenswerten Mittelgebirge, die wir auf unseren Fahrten durch Deutschland häufig nur umfahren oder als Verkehrshindernis wahrnehmen.

So bietet Michelstadt als größte Stadt des Odenwaldkreises nicht nur eine pittoreske Altstadt mit Resten einer Stadtmauer,


sondern auch noch Bräuche wie das Klettern in das Trauungszimmer im ersten Stock des historischen Rathauses für den Bräutigam. Gut, dass ihm die Feuerwehr mit einer Drehleiter zu Hilfe kam.


In der ehemaligen Kellerei ist über vier Etagen verteilt das Regionalmuseum beheimatet. Neben Dauerausstellungen mit Exponaten zur Lokalgeschichte und einem Spielzeugmuseum sind auch kunstvoll gestaltete, bemalte, geschliffene und bestickte(!) Eier zu sehen.


Das Sahnehäubchen aus Wohnmobilistensicht war der Großparkplatz, der auch zum kostenlosen Übernachten einlud. Ein Toilettenhäuschen zur Entsorgung, ein Aldi zur Versorgung und die Altstadt zur Besorgung netter Fotomotive liegen nahebei.

Im direkt südlich angrenzenden Ort, Erbach, wartet im Stadtteil Steinbach die Einhardsbasilika mit ihren Bauspuren aus karolingischer Zeit auf ihre Besucher.


An die vor über 220 Jahren im Odenwald angesiedelten Elfenbeinschnitzerei erinnert das "Deutsche Elfenbeinmuseum", ein mit diesem Themenschwerpunkt einzigartiges Museum in Europa. Als eines der zahlreichen Ausstellungsstücke hier zwei Tänzerinnen im Art Deco-Stil aus Bronze mit Elfenbeinkomponenten.


Die aufwändigen manuellen Schnitzereien erlitten in den 1920er Jahren Umsatzeinbußen, als Spritzgussmaschinen und Kunststoffe eine Massenproduktion ermöglichten. Eine dieser Fabriken, die Firma koziol, überlebte seit diesen Jahren durch die Produktion geschmacksbefreiter Plastikprodukte wie solchen Hirschen

oder anderen überteuert erscheinenden Staubfängern.

Nach einem abschliessenden Abstecher auf die Veste Otzberg kehrten wir am Sonntagabend ins nördliche Frankfurter Umland zurück. Wir? A. und ich.

2010-04-02

Vogelpark, zum dritten

Nur ein kurzer Statusbericht: Der Parc des Oiseaux in Villars-les-Dombes, auf halbem Weg zwischen Lyon und Bourg-en-Bresse, sieht mich zur insgesamt dritten Übernachtung. Dieser Geheimtipp scheint auch nicht mehr so geheim zu sein; um 20:15 Uhr zähle ich hier noch weitere 38 Wohnmobile. Und das, obwohl dieser Platz keinerlei Infrastruktur für Wohnmobilisten bietet - außer Platz.

2010-04-01

Vinaros

Knapp 2 Mm zeigt mir mein Navigationsgerät als Streckenlänge zwischen Bolnuevo in Spanien und Bad Homburg in der BRD an. Nachvollziehbar, dass ich diese Strecke in handliche Tageshäppchen unterteile. Mein erstes Ziel, der Hafen von Vinaros, ist leider seit meinem letzten Aufenthalt vor einem Jahr für Wohnmobile gesperrt worden. Schade. Ungefähr zwei km entfernt bietet sich ein Parkplätzchen direkt am Meer als Alternative an.

Auf der heutigen Fahrt habe ich gemerkt, dass der Auffahrunfall während des Hinwegs nicht spurlos an mir vorbeigegangen ist. Noch mehr Sicherheitsabstand, eine noch geringere Durchschnittsgeschwindigkeit und eine weiter erhöhte Bremsbereitschaft haben heute meinen Fahrstil bestimmt. Schaun mer mal, auf wieviele Tagesetappen ich auf diese Weise bis zum Ziel komme.