2011-02-14

Heimatliches

Ich nähere mich Deutschland durch den Gotthard-Tunnel (hier auf dessen Nordseite).


Auch wenn ich mich noch so gerne vom Verstand her als Europäer sehe, beschleicht mich doch jedesmal nach einer längeren Abwesenheit aus Deutschland ein befremdlich-wohliges Gefühl der Heimkehr in vertraute Gefilde, sobald die deutsche Sprache zunehmend ins Bewusstsein dringt. Von ersten Hinweistafeln mit deutschsprachigen Bezeichnungen über den ersten FM-Radiosender in einer Sprache, die die Schweizer für deutsch halten (und dann noch mit einem Programmschwerpunkt, der so nur in diesem Land möglich erscheint: den ersten Hochrechnungen zur Ablehnung der "Waffenschutzinitiative") bis hin zum Richtungsschild nach Deutschland.



Ich bin wieder daheim.

2011-02-12

Uffizi in Firenze

Der heutige Tag war dem Besuch der Galerie der Uffizien gewidmet. Eine großartige Sammlung von Werken, die ihren Ursprung in der Renaissance hatten, ist hier über zwei Etagen der ehemaligen Verwaltungsbüros des Herzogtums Toskana über Jahrhunderte zusammengetragen worden. Zu ihnen gehören weltbekannte Gemälde wie Die Geburt der Venus und Der Frühling von Botticelli, Die Verkündigung von Leonardo da Vinci, das Diptychon des Federico da Montefeltro mit seiner Gattin Battista Sforza von Piero della Francesca oder Adam und Eva (beide übrigens mit Bauchnabel ...) von Lukas Cranach dem Älteren. In einer phantastischen, fast fotorealistischen Manier faszinierte mich das Bildnis des Sir Richard Southwell von Hans Holbein dem Jüngeren. Zu dieser Einschätzung konnte ich kommen, weil man sich diesem Bild ausnahmsweise bis auf wenige Zentimeter nähern konnte und es gut ausgeleuchtet war.

Dies leitet auch zu meiner Kritik an der Sammlung über. Bei den meisten Werken wurde man durch Handläufe auf einen Abstand von mindestens einem Meter gehalten.



Viele der Meisterwerke blieben so in mehrfacher Hinsicht distanziert und unnahbar. Die Ausleuchtung war mitunter verbesserungswürdig und gefühlte 40 % aller nutzbaren Ausstellungsräume war wegen Renovierungsarbeiten, Aufbaus von Sonderausstellungen oder anderen Gründen ohnehin verschlossen. So konnte man dem Gemälde Pallas und der Kentaur in der Botticelli-Ausstellung im Städel wesentlich näher kommen als heute hier wieder an seinem angestammten Platz. Die Schönheit und Farbenfreudigkeit mancher Werke war im Ausstellungskatalog wesentlich besser zu erkennen als in den Originalen. Nur - für diese Erkenntnis brauche ich das Museum nicht aufzusuchen. Der Gesamteindruck blieb leider etwas ambivalent.

Florentinische Impressionen

Die Innenstadt Firenzes wird durch den Dom (hier seine Südfassade) und seine 1463 fertiggestellte Kuppel dominiert.


Dem Dom vorgelagert ist das Baptisterium, im dem u.a. Dante, der Autor der Göttlichen Komödie, getauft wurde.


Die Bronzetüren des Ostportals des Baptisteriums, um 1401 in Auftrag gegeben, werden als die ersten Kunstwerke der Renaissance betrachtet.



Beispielhaft für die zehn Tafeln des auch Paradiespforte genannten Ostportals sei hier der "Verkauf des Josef in die Sklaverei" gezeigt.


Dieser Blick in den Dom wird den Ausmaßen des seinerzeit viertgrößten Kirchenbaus nicht gerecht.


Vor dem 1332 fertiggestellten Palazzo Vecchio, in dem sich noch immer das Rathaus befindet, ...


... steht eine Kopie der berühmten David-Statue von Michelangelo (hier ein Ausschnitt).


Die Ponte Vecchio überspannt den Arno. In ihrer ersten Etage verläuft der Vasarianische Korridor, der es im 16. Jahrhundert den Mitgliedern der Familie der Medici erlaubte, ungestört vom gemeinen Fußvolk zwischen ihren Residenzen zu wechseln.

2011-02-10

Die Krone Apuliens


Heute nach fast zwei Monaten in Ciro Marina hat meine Heimreise begonnen. Mein erster Zwischenstopp und Übernachtungsplatz ist das Castel del Monte. Wer mit diesem Begriff nichts anzufangen weiß, sollte vielleicht einmal prüfen, ob er nicht ein Abbild des Kastells mit sich führt: es ist auf der Rückseite aller italienischen 1-Cent-Münzen zu sehen.



Ergänzend zu den Fotos, die ich bei meinem letzten Besuch veröffentlicht hatte, folgen hier einige An- und Einsichten einer erneuten Annäherung.

Beim Castel del Monte handelt es sich um einen festungsähnlichen Bau, der auf einer Hügelspitze, einem Ausläufer der Murge, mitten in der kargen Landschaft Apuliens liegt. Da die Ebene zwischen der Adriaküste und den Bergen der Basilicata hier erst anzusteigen beginnt, ist die Burg von allen Seiten schon aus sehr großer Entfernung sichtbar. (Olaf B. Rader, Friedrich II., Müchen, 2010, S. 196)



Gesamtansicht im Abendlicht ...


... und in der Morgensonne.


Pinien werfen ihre Schatten.


Reitersleut, fast wie vor achthundert Jahren, suchen das Kastell auf.


Natur und Kultur


Durchgang zu einer der Wendeltreppen in einem der Ecktürme. Beachtenswert ist die in mittelalterlichen Verteidigungsbauten unübliche Drehrichtung als Linkswendel.


Im Obergeschoss sind noch Reste von ehemals drei Kaminen zu sehen.


Die Türme enthalten nicht alle Wendeltreppen, sondern Räume unterschiedlicher Zweckbestimmung, unter anderem Bäder und Toiletten. Die sanitären Anlagen sind auf raffinierte Art mit der Dachentwässerung und den Zisternen verbunden, sodass sogar die Möglichkeit der Spülung der Toilettenschächte bestand. Einen primitiven Außenabort wie in tausenden europäischer Burgen gab es hier nicht, (Ebenda, S. 198)

2011-02-06

Ciro

Fünf Kilometer von der Küstenstadt Ciro Marina entfernt liegt auf einem Bergrücken die Stadt Ciro.



Wie groß muss die Furcht vor Plünderungen durch Invarosen und Piraten gewesen sein, um die Einwohner vor zwei Jahrtausenden auf den unwegsamen Höhenzug 350 Meter oberhalb der Küstenebene fliehen und siedeln zu lassen?



Eine Festungsanlage aus dem späten fünfzehnten Jahrhundert und Wehrtürme zeugen noch von jenen unruhigeren Zeiten.



Heutzutage erschweren enge Gassen und Stiegen das Leben in dieser Stadt.



Im Schatten des Statue des italienischen Lieblingsheiligen, Padre Pio, treffen sich, wie so häufig in süditalienischen Städtchen, noch alte Männer zum Plausch.



Angesichts der Nachteile für das Leben in diesem Bergstädtchen überrascht die demografische Entwicklung nicht. In den vergangenen sechzig Jahren ist die Einwohnerzahl in Ciro um 40% auf ca. 3300 geschrumpft, während sich in Ciro Marina im selben Zeitraum die Einwohnerzahl auf ca. 14000 fast verdoppelt hat.