2008-08-31

Ein Rätsel in Ansbach

Am Pfingstmontag 1828 tauchte in Nürnberg ein merkwürdiger junger Bursche auf, der kaum sprechen konnte. Genauere Angaben über seine Herkunft konnte er nicht machen. Die Obrigkeit vermutete, "einen in widerrechtlicher Gefangenschaft aufgezogenen und gänzlich verwahrlosten, dann aber ausgesetzten jungen Menschen" vor sich zu haben. 1831 übersiedelte er, inzwischen zum gebildeten jungen Mann herangewachsen, nach Ansbach. Stets auf der Suche nach der eigenen Identität verabredete er sich 1833-12-14 im Ansbacher Hofgarten mit einem Unbekannten. Statt der erhofften Aufklärung wurde er niedergestochen und verstarb drei Tage später.

Im kleinen, feinen, abwechslungsreichen Markgrafen-Museum hier in Ansbach wird die Erinnerung an ihn hochgehalten. Seine Kleidung samt seiner Unterhose, die er während seiner Ermordung trug, Zeichnungen aus seiner Hand bis hin zu einer Haarlocke dieses "Kindes von Europa" sind hier ausgestellt.

Ihm zu Ehren wurde ein Denkmal errichtet, das ihn einmal zu Beginn und einmal zum Ende seines kurzen bekannten Lebens zeigt.


Unter welchem Namen wurde dieser Mann seinerzeit schnell berühmt?


Zur Erholung vom Ratestress folgen hier einige Ansbacher Ansichten:


Der Reitbahn genannte Platz hinter der Markgräflichen Residenz.


Blick von der Turmstube des Markgrafenmuseums aus auf die Stadtmauer.

Der Martin-Luther-Platz in der Totale ...


... und im Detail.


Die Hauptfassade der Marktgräflichen Residenz


St. Gumbertus, eine barocke Saalkirche mit einem beeindruckenden Orgelprospekt.


Romanische Krypta unter St. Gumbertus aus der Zeit um 1040 n.u.Z.

Morgenstimmung am Altmühlsee

Noch steht die Sonne flach über dem Horizont. Drei Jungen versuchen sich vom Steg aus als Angler. Der Zeltplatz hier am "Seezentrum Muhr am See" erwacht so langsam; in den ersten Zelten regt es sich.

Ein bisschen lokale Erdkunde: Der Altmühlsee fängt Hochwasser der Altmühl auf und dient als Zwischenspeicher vor der Überleitung in den Brombachsee. Wegen des flachen Tals - die Altmühl ist einer der gefälleärmsten Flüsse Deutschlands - ist der See von einem ringförmigen Damm umgeben. Der Wasserspiegel liegt damit bis zu 3 m über dem umliegenden Gelände. Neben dem Freizeitwert - die frei einfallenden Winde machen ihn zu einem beliebten Segel- und Surfrevier - erfüllt der Altmühlsee eine wichtige wasserwirtschaftliche Aufgabe. Wasser der Altmühl, die bekanntlich in die Donau mündet, wird so aufgefangen und durch den "Altmühlüberleiter West", einen Kanal, über die kontinentale Wasserscheide in den Brombachsee geleitet. So gelangen neben durchschnittlich 125 Mio. Kubikmeter Donau-Wasser pro Jahr durch Pumpwerke entlang des Rhein-Main-Donau-Kanals von Kelheim aus noch weitere 25 Mio. Kubikmeter aus dem Einzugsgebiet der Altmühl direkt in den nördlichen Abschnitt des Rhein-Main-Donau-Kanals und in die Regnitz und damit in den Main und Rhein.

2008-08-30

Ein etwas anderer Friedhof


Im einheitlichen Look & Feel zeigt sich der historische Friedhof der Gemeinde Segringen. Alle Gräber sind mit schwarzen Holzkreuzen mit güldener Beschriftung versehen, auf denen u. a. die Lebensdauer - auf den Tag genau - und der letzte Beruf des/der Toten vermerkt sind.

Dinkelsbühl

Unser heutiges Etappenzwischenziel ist Dinkelsbühl. Hier ein Blick in die "Hintere Priestergasse", vom "Kirchhöflein", hinter dem "Münster St. Georg" gelegen, aus gesehen. Mein Weg wird mich noch über die "Dr.-Martin-Luther-Straße" und den "Kapuzinerweg" zur >"Dreikönigskapelle" führen. Eben eine Stadt mit Tradition ...

Zwei weitere Stadtansichten:

Die Segringer Straße, vom Segringer Tor aus gesehen


Der Weinmarkt vor dem Münster St. Georg


Auf dem Rothenburger Weiher findet das alljährliche Fischerstechen statt. Auf dem Foto die entscheidende Sekunde vor dem Reinfall.

2008-08-29

Du musst ein Schwein sein in dieser Welt,


um in das größte Schweinemuseum dieser Erde einziehen zu dürfen. Hier in Bad Wimpfen haben sich auf drei Etagen ca. 16500 Schweine aller Länder versammelt. In Überlebensgröße oder als Miniatur, realistisch, anthropomorph oder abstrahiert bis hin zur Wurst, als dreckiges Schwein oder als Glücksschwein. Sogar für richtigen Schweinskram ist gesorgt: für einen kleinen Extra-Obolus ist eine Schweine-Peep-Show zu sehen.

Selbstverständlich sind die Reste der staufischen Kaiserpfalz


(hier die Arkaden des ehemaligen Palas um 1200)

und das mittelalterlich geprägte Stadtbild


(hier die Schwibbogengasse


und das Burgviertel)


hoch über dem Neckartal

der wahre Grund für unser heutiges Zwischenziel hier in Bad Wimpfen.

2008-08-28

Überraschungsabend

Zu einem unerwarteten Übernachtungsplatz führte uns Ulla mit ihren Helfern heute: auf eine Apfelobstwiese.

Die Überraschung: ein vorbereiteter Grillabend in Hermanns Gartengelände.

Ulla wird auf eine andere Art überrascht: Roswitha, Elly und Inge stoßen heute noch zu unserer Fünfer-Gruppe hinzu.


Wir alle werden mit Ullas Instruktionen (siehe Foto) in bewährter Qualität auf die morgige Routenführung vorbereitet.

Des Keltenfürsten letzte Ruhe



In Hochdorf/Enz ist der hier vor jetzt dreißig Jahren freigelegten Grabstätte eines Keltenfürsten ein Museum gewidmet. Neben einer Dokumentation archäologischer Feldarbeit und Infotafeln zum keltischen Siedlungsverhalten sind einige Grabbeigaben im Original und das Grab als Rekonstruktion (siehe Foto) zu sehen.

Mir reicht's! Ich geh ins Kloster!


Und zwar ins Kloster Maulbronn. Diese achteinhalb Jahrhunderte alte Ansammlung von Zisterzienserabtei, historischer Klosterschule und weiteren Wirtschaftsgebäuden gilt als die am vollständigsten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen. Da kein Bau einer Waldschlösschenbrücke über die hier durchfließende Salzach (ein Bächlein) geplant ist, scheint auch der Status eines UNESCO-Weltkulturerbes nicht in Gefahr.

Einige weitere Ansichten:

Ein Blick zurück auf den Torturm und das rechterhand gelegene Frühmesserhaus


Links das Kammeralamt, jetzt der Sitz der Maulbronner Polizei, rechts im Hintergrund der Beginn des Sakralbereichs.



Das Brunnenhaus


Blick vom Verbindungsbau in den Ephoratsgarten


Blick in den Verbindungsbau


Der Südflügel des Kreuzgangs


Blick vom Kreuzgarten aus auf den Südflügel des Kreuzgangs (links, noch im romanischen Baustil) und den daran anschließenden westlichen Flügel (bereits gotisch geprägt)


Der Mönchschor der Klosterkirche, durch einen Lettner von der Laienkirche getrennt


Das Cellarium, der Vorratskeller des Klosters.


Zur abschließenden Orientierung ein Lageplan

Frankreich ist isoliert - die Plittersdorfer Rheinfähre verkehrt nicht mehr



Wegen eines Defektes verkehrt die Gierfähre hier nicht mehr. Allerdings informieren Schautafeln, dass im koomenden Jahr ein neues, fast kreisrundes Fährschiff den Betrieb hier wieder aufnehmen soll.

Der Vorteil für uns: abgesehen vom Tuckern der Dieselmotoren der Lastkähne, die sich rheinaufwärts mühen, hören wir so gut wie keinen Verkehrslärm auf unserem Übernachtungsplatz.


Wäre es nicht schön, wenn weltweit alle Grenzen nur noch durch unbesetzte Wachhäuschen markiert wären?

2008-08-27

Auf die Barrikaden!


Die Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte (kurz: Freiheitsmuseum) in einem Seitenflügel des Rastatter Schlosses verdankt diese Ortswahl badischen Freiheitskämpfern. Sie hatten sich hier 1849 zur Verfassung bekannt, die ein Jahr zuvor von der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche verabschiedet worden war. Den vom Landesfürsten herbeigerufenen preußischen Soldaten mussten sie sich schließlich ergeben und wurden stand- und widerrechtlich erschossen.

Was soll der Altholzhaufen auf dem Bild? Im Innenhof des Museums ist eine Barrikade angedeutet. Mit solchen eher provisorischen Straßensperren, deren Basis mit Steinen und Erde gefüllte Fässer (fr.: barriques) waren, versuchten die Pariser Bürger während der Juli-Revolution 1830 der Restauration feudaler Rechte zu begegnen.

Die Darstellung eines revolutionären Straßenkampfes, bei der hinter den Barrikaden Kinder Blei schmelzen und Gewehrkugeln gießen,


kontrastiert schon mit der Fassade des barocken Schlosses, in dem dieses Museum beheimatet ist.

In den Kasematten von Rastatt



Dem Geschichtsverein Rastatt ist es im wesentlichen zu verdanken, dass die Kasematten der am südlichen Stadtrand gelegenen Leopoldsfestung über Hunderte von Metern begehbar sind. Nur an wenigen Tagen im Jahr and upon special request (wie für uns heute) werden Besucher in die unterirdischen Gänge geführt, die ursprünglich zur Abwehr feindlich gesonnener Franzosen angelegt wurden. Von den Franzosen wurde diese badische Festung allerdings dann nie belagert, sondern nur 1849 von den Preußen.

Versuch einer oberirdischen Orientierung


Ein kurzer Abschnitt des Festungsgrabens ist restauriert worden.


Der eher unscheinbare Eingang in die Unterwelt


Der Befestigungsplan Rastatts. Da man einen Angriff der Franzosen aus dem Westen oder Süden erwartete, waren diese Flanken besonders wehrhaft angelegt.



Zwei der zahlreichen unterirdischen Gänge


2008-08-26

Gepflegte Langeweile in Baden-Baden



Ein Hauch der Wehmut über längst vergangene glorreichere Tage liegt über der Stadt. Zwar rühmt sich die Stadt einer "Gastlichkeit mit langer Tradition", angefangen von Römern, die hier Thermen erbauten, über das "erste Luxus-Hotel Europas" bis hin zum Museum Frieder Burda mit einer Sammlung zeitgenössischer Kunst. Mein dominierender Eindruck ist jedoch der eines gehobenen Bürgertums von heute, welches hier in die Kulissen der Biedermeier-Ära versetzt wird. Im Bild: die um 1840 erbaute Trinkhalle mit ihren korinthischen Säulen.

Hier in Baden-Baden beginnt heute eine erneute Bummeltour mit meinem Wohnmobil durch den Südwesten Deutschland. Sie wird, soweit die Planung Realität wird, in zehn Tagen bei Coburg enden.

Aber nochmal zurück zu Baden-Baden:

Von der längst aufgegebenen Bahnlinie zeugt nur noch der repräsentative Bahnhofsbau, der zum Festspielhaus erweitert wurde.


Die Oos windet sich entlang der Lichtentaler und der Kaiserallee durch den Ort.


Die aktuelle Ausstellung im Museum Frieder Burda "Die Skulpturen der Maler" zeigt, wie berühmte Künstler der letzten 150 Jahre sich einer zweidimensionalen Darstellung ihrer Motive häufig erst nach einer dreidimensionalen Beschäftigung und Erfassung des "Wesens" eines Objektes genähert haben. Leider waren innerhalb des Museums mal wieder keine Aufnahmen zugelassen.


Deshalb nur diese Aufnahme auf das Freigelände hinaus beim Versuch einer künstlerischen Anpassung ...


Auf dem Weg zurück zum vereinbarten Treffpunkt gefiel mir dieses Schild am Robert-Schuman-Platz. Eine Vision, die hoffentlich irgendwann von den Bürgern Europas gelebt wird.