Mehr Licht!
Im Zuge einer Reihe von Lesungen und Gesprächen unter dem Arbeitstitel "Mehr Licht! Die europäische Aufklärung weiter gedacht" stellte Richard Dawkins gestern Abend sein neuestes Buch "Die Schöpfungslüge. Warum Darwin recht hat" vor. Dieser Auftritt im Mülheimer Ringlokschuppen
ist sein einziger Aufenthalt in Deutschland in diesem Jahr, die Karten zu diesem Event waren in Insiderkreisen entsprechend stark nachgefragt. Der Vorstand der mitorganisierenden Giordano-Bruno-Stifftung war so beispielsweise durch Herbert Steffen, Fiona Lorenz (links) oder Michael Schmidt-Salomon (rechts) vertreten.
Nach einigen einleitenden Worten des Moderators ("Bundespräsident Wulff hätte in seinen letzten Reden nicht nur mehr Freiheit für die Religionen, sondern auch von den Religionen fordern sollen." "Gottlosigkeit lässt mehr Platz für Menschlichkeit.") gehörte der Rest des Abends dem Hauptredner. Dawkins stellte sein Buch knapp Kapitel für Kapitel vor, einige kurze Passagen las er daraus vor.
"Charles Darwin war nicht der Erste, der die Mechanismen der künstlichen Selektion erkannte, aber er war der Erste, der ihr Wirken auch in der natürlichen Selektion beschrieb." Die Arbeiten von Evolutionsforschern verglich er mit Kriminalisten, die auch selten das "Glück" haben, einen Täter auf frischer Tat zu ertappen, sondern die Indizien an einem Tatort erkennen und interpretieren müssen. Analog werden die Zeugnisse unterschiedlichster Wissensgebiete wie Paläontologie, Geologie oder Molekularbiologie zusammengetragen und ergeben ein schlüssiges Bild der Entwicklung unserer Umwelt. Selbstverständlich gibt es Lücken in Fossilfunden, aber diese werden zunehmend geschlossen und, worauf Dawkins besonders hinwies, neue Fossilfunde finden sich ausnahmslos in den Sedimentschichten und damit auch den erdgeschichtlichen Epochen, die man aufgrund der bisherigen Erkenntnisse erwartet hat.
Im anschließenden Q&A-Teil antwortete er kundig und erhellend auch auf Fragen, die unverständlich gestellt wurden ;-)
Dieser Teil wie auch sein Vortrag wurde in englisch gehalten, nur vereinzelt kam die anwesende Diplomdolmetscherin zu Wort.
Nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung bildeten sich lange Schlangen vor dem Signiertisch. Zumindest fiel Dawkins auf, dass ich eines seiner Bücher im Downe House, dem ehemaligen Wohnsitz Charles Darwins, erworben hatte ...
Insgesamt ein Hochamt der Wissenschaft und der Vernunft. Und wenn ich das Durchschnittsalter des Publikums (so um die 30 Jahre) dieser ausverkauften Veranstaltung mit dem Durchschnittsalter der üblicherweise wenigen Besucher eines Gottesdienstes vergleiche, lässt mich das für die Zukunft hoffen ...