Hilde: "Meiner Haut hat das magnetisierte Wasser gut getan!" Karl und Hilde (
Namen von der Redaktion geändert), ein liebenswertes Wohnmobilisten-Pärchen hier in Punta Alice, haben einen "Biomagneten" vor einigen Wochen von einem Mitcamper für 45 Euro erworben.
Vor mir liegt ein Plastikröhrchen. Offensichtlich gefüllt mit vier kleinen Permanentmagneten, an einem Ende durch einen Kunststofffaden mit einem Drehverschluss für eine Flasche verbunden, im
Beipackzettel als "Biomagnet" gepriesen. Dieses Wunderteil kann - laut Beipackzettel - "Wasser magnetisieren", "Fruchtsäfte erfrischender" wirken und "medizinische Öle wirksamer" werden lassen. Magnetisiertes Wasser könne "die vegetativ gesteuerten Stoffwechselvorgänge als auch die Schlackendepots im Bindegewebe beeinflussen" und somit ein "Heilfaktor" sein. In ein Glas Leitungswasser gegeben, sänke "in ca. 10 Minuten die Oberflächenspannung des Wassers" und es würde "bis an die Grenze seiner Aufnahmefähigkeit mit Energie angereichert, so dass es Quellwasserqualität" besäße.
Betrachten wir die Behauptungen einmal unter einem wissenschaftlichen Ansatz.
1. "Biomagnet"
Ein Magnet ist ein Magnet ist ein Magnet. Die Stärke eines Magneten wird nur über die physikalische Größe seiner magnetischen Flußdichte beschrieben. Die Bezeichnung "Biomagnet" ist bestenfalls irreführend, aber eher nur pseudowissenschaftlich geschwurbelter Nonsense.
2. Magnetisiertes Wasser
Wasser ist in erster Näherung amagnetisch. Ok, um präzise zu sein: es ist - wie jede Materie - diamagnetisch, aber dieser Effekt ist hier wirklich vernachlässigbar. Entscheidend ist, dass jede noch so schwache Wirkung eines Magnetfeldes und die Bildung von Strukturen im flüssigen Wasser mit dem Entfernen des Magnetfeldes innerhalb von Picosekunden verschwindet. Eine "Magnetisierung" von Wasser ist weder physikalisch erklärbar noch durch Versuche nachweisbar.
3. Mit Energie angereichertes Wasser
Der Energieerhaltungssatz beschreibt, dass die Gesamtenergie eines abgeschlossenen System weder vermindert noch vermehrt werden kann. Wenn wir die gefüllte Wasserflasche mit dem eingehängten "Biomagneten" als geschlossenes System betrachten, in dem das Wasser mit Energie angereichert würde, bleibt die Frage unbeantwortet, woher diese Energie stammen soll. Um das Wasser wirklich mit Energie anzureichern, müsste man es erhitzen (thermische Energie), beschleunigen (kinetische Energie) oder auf einen Berg hoch schleppen (potentielle Energie), würde dabei aber Energie von außen zuführen. Mit Dauermagneten alleine lässt sich Wasser nicht "mit Energie anreichern". Solch eine Behauptung ist Blödsinn.
Eine Behauptung kann ich aber gelten lassen: "Wasser könne die Schlackendepots im Bindegewebe beeinflussen". Ob das Wasser jetzt mit dem "Biomagnet" zuvor behandelt wurde oder nicht, ist ja unerheblich. Es bleibt ohnehin unverändert. Karls Bemerkung, "Hildes Haut ist vielleicht auch nur deswegen besser geworden, weil sie jetzt mehr Wasser als vorher trinkt", klingt glaubwürdig ...