2011-01-29

Aufräumarbeiten

Nach dem Sturm zeigen sich die Spuren seines Wütens. An einem Abschnitt unmittelbar südlich unseres Stellplatzes wurde Strand in einer Höhe von ungefähr einem Meter weggespült und zuvor unter dem Sand verborgene Betonblöcke freigelegt.



Auf der Zufahrtstraße zum Campingplatz stand das Wasser so hoch, dass Windbruch auf die Bürgersteige geschwemmt wurde.



Anwohner versuchen, den Schlamm in den Pfützen wegzufegen, bevor er aushärtet ...



... und auf unserem Stellplatz wird von Campingplatz-Mitarbeitern Treibgut zusammengeharkt und abtransportiert.

2011-01-28

Der Meeresspiegel steigt!

Heute Nacht ist ein Sturm über Punta Alice hinweg gezogen. An einen geruhsamen Schlaf war kaum zu denken. Die Windböen versetzten dem Wohnmobil solche Schläge, dass Erinnerungen an eine Nachtfahrt mit der transsibirischen Eisenbahn, damals entlang des Baikalsees, wach wurden. Ein einzelner mutiger Wohnmobilfahrer, der in der ersten Reihe direkt hinter der Strandmauer geparkt hatte, setzte um zwei Uhr nachts fast fluchtartig sein Wohnmobil um, als die Gischt gegen dessen Rückwand prasselte.



Hohe Wellen überspülten nicht nur den Strand, sondern ließen Treibgut bis unter unsere Wohnmobile, die vorsichtshalber in der zweiten Reihe standen, fluten.



Obwohl der Wind langsam abflaut, zeugen die zerstiebenden Wellenkämme noch immer von der Kraft der Natur.



Wenn der Meeresspiegel weiter steigt, wird langfristig einiger Aufwand nötig sein, um diesen küstennahen Campingplatz wintersturmsicher zu machen ...

2011-01-20

Phantastische Mondphasen



"Aber sicher ändert sich das Wetter bei Vollmond. Ich habe das nicht nur hier, sondern auch einmal in Kairo erlebt!" Rita (Name von der Redaktion geändert) vertritt ihren Standpunkt mit allem Nachdruck in unserer kleinen Runde, die sich zum Pizzaessen im Sozialraum des Campingplatzes versammelt hatte. "Und bei zunehmendem Mond wachsen Haare schneller!", fügt sie noch hinzu. Meine Bemühungen, ihre Wettertheorie argumentativ zu entkräften, prallen an ihr ab.

Machen wir mal wieder einen kurzen Faktencheck: Da die Mondphasen sich auf der gesamten Erdoberfläche zum selben Zeitpunkt gleich darstellen, müssten signifikante Wetterumstellungen global und synchronisiert mit den Mondphasen erfolgen. Dies ist nicht der Fall. "Auswirkungen auf das Wetter verursacht durch den Mond sind allerdings keine bekannt, sondern sind Relikte völlig überholter Erklärungsmodelle aus dem Mittelalter." (Zitat aus einem Interview mit dem Astronom Günther Wuchterl für die User von science.ORF.at)

Was lässt eigentlich vernünftige Menschen wie Rita, die sich selbst als "skeptisch" bezeichnen, an einen Zusammenhang zwischen globalen Wetterwechseln und den Mondphasen glauben? Reicht die selektive Wahrnehmung, der confirmation bias? Es ist ein bekanntes psychologisches Phänomen, Beobachtungen, die unser Weltbild zu stützen scheinen, wahrzunehmen, gegenteilige Beobachtungen dagegen zu unterdrücken. Die Möglichkeit der Selbsttäuschung wird nicht zugelassen, die innere Distanz zu eigenen Erfahrungen fehlt häufig. Solche individuellen Beobachtungen und ihre daraus abgeleiteten Erklärungsmodelle der Abläufe um uns herum gehören zu den subjektiv stärksten Argumenten - und gleichzeitig zu den objektiv schwächsten Argumenten.


Noch ein kleiner Nachtrag zum vorletzten Blog-Eintrag zum phantastischen Magnetismus: In der Zwischenzeit habe ich erfahren, dass nicht nur Karl und Hilde, sondern noch mindestens drei weitere Paare hier auf dem Platz die Biomagnete erworben hatten. Als kleine Sonderleistung habe der verkaufstüchtige Mitcamper allen "Biomagneten"-Käufern die persönliche optimale Einwirkdauer auf ihre Wasserflaschen erpendelt. Weiterhin wurde mir mitgeteilt, dass er, der vor seiner Verrentung zuletzt als LKW-Fahrer gearbeitet habe, sich hier mit den Worten verabschiedete, er müsse weiter nach Sizilien fahren, um dort eine weitere "Patientin" zu betreuen ...

2011-01-18

Unworte

Zum Unwort des Jahres 2010 ist alternativlos erkoren worden.
Die Jury unter Leitung des Germanisten Horst Dieter Schlosser wählte den Begriff aus 1120 Vorschlägen aus, wie der emeritierte Professor in Frankfurt am Main bekanntgab. "Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe", sagte Schlosser zur Begründung.
Stimmt, es gibt immer Alternativen. Auch zum Unwort.

Meine beiden persönlichen Favoriten:

amerikanisch
Mitunter findet sich auf den ersten Seiten mancher von US-amerikanischen Autoren verfasster und ins Deutsche übertragener Bücher ein Hinweis wie
"Aus dem Amerikanischen übersetzt von ...". Hallo, aus dem "Amerikanischen"? Womöglich ins "Europäische"? Wahrscheinlich gemeint ist "aus dem Englischen" oder "aus dem US-amerikanischen Englisch". Diese geistige Gleichsetzung eines Doppelkontinents (Amerika) mit einem einzigen Staat in seinem Nordteil (USA) lässt diesen einen Staat nicht nur gedanklich unnötig groß erscheinen, sondern blendet das Wahrnehmen sämtlicher lateinamerikanischen Staaten aus. Wenn Gesprächspartner von "Amerika" reden, habe ich mir in der Zwischenzeit die Nachfrage "Nord-, Mittel- oder Südamerika?" zu eigen gemacht. Quintessenz: Ein Spruch wie "God Bless America" (der Titel eine der inoffiziellen Nationalhymnen der USA) erscheint mir in mehrfacher Hinsicht gedankenlos.

aller Zeiten
Wie durch eine Infektion vorangetrieben, taucht diese Formulierung in der letzten Zeit immer häufiger in den Medien auf. Das Größste, Beste, Schönste Irgendwas aller Zeiten scheint zunehmend gepriesen zu werden. Ob den Benutzern dieser Worte bewusst ist, dass "alle Zeiten" auch alle zukünftigen Zeiten umfassen? Da sie kaum über hellseherische Fähigkeiten verfügen werden, zeugt dieser Spruch eher von geistigem Nebel und einer Verliebtheit ins Dummdeutsche. Statt sich damit am Niveaulimbo zu beteiligen, würden Formulierungen wie "... der Geschichte" oder "... bisher ..." von einer logischen Korrektheit im Ausdruck zeugen. Sollte ich Aktien eines Unternehmens halten, dass seinen "leistungsstärksten Universalverwender aller Zeiten" priese, würde ich die Aktien dieses Unternehmens verkaufen, da sie ihre Forschungsabteilung aufgelöst zu haben scheinen und nie mehr ein leistungsstärkeres Produkt aus diesem Hause zu erwarten ist.

2011-01-14

Phantastischer Magnetismus

Hilde: "Meiner Haut hat das magnetisierte Wasser gut getan!" Karl und Hilde (Namen von der Redaktion geändert), ein liebenswertes Wohnmobilisten-Pärchen hier in Punta Alice, haben einen "Biomagneten" vor einigen Wochen von einem Mitcamper für 45 Euro erworben.



Vor mir liegt ein Plastikröhrchen. Offensichtlich gefüllt mit vier kleinen Permanentmagneten, an einem Ende durch einen Kunststofffaden mit einem Drehverschluss für eine Flasche verbunden, im Beipackzettel als "Biomagnet" gepriesen. Dieses Wunderteil kann - laut Beipackzettel - "Wasser magnetisieren", "Fruchtsäfte erfrischender" wirken und "medizinische Öle wirksamer" werden lassen. Magnetisiertes Wasser könne "die vegetativ gesteuerten Stoffwechselvorgänge als auch die Schlackendepots im Bindegewebe beeinflussen" und somit ein "Heilfaktor" sein. In ein Glas Leitungswasser gegeben, sänke "in ca. 10 Minuten die Oberflächenspannung des Wassers" und es würde "bis an die Grenze seiner Aufnahmefähigkeit mit Energie angereichert, so dass es Quellwasserqualität" besäße.

Betrachten wir die Behauptungen einmal unter einem wissenschaftlichen Ansatz.

1. "Biomagnet"
Ein Magnet ist ein Magnet ist ein Magnet. Die Stärke eines Magneten wird nur über die physikalische Größe seiner magnetischen Flußdichte beschrieben. Die Bezeichnung "Biomagnet" ist bestenfalls irreführend, aber eher nur pseudowissenschaftlich geschwurbelter Nonsense.

2. Magnetisiertes Wasser
Wasser ist in erster Näherung amagnetisch. Ok, um präzise zu sein: es ist - wie jede Materie - diamagnetisch, aber dieser Effekt ist hier wirklich vernachlässigbar. Entscheidend ist, dass jede noch so schwache Wirkung eines Magnetfeldes und die Bildung von Strukturen im flüssigen Wasser mit dem Entfernen des Magnetfeldes innerhalb von Picosekunden verschwindet. Eine "Magnetisierung" von Wasser ist weder physikalisch erklärbar noch durch Versuche nachweisbar.

3. Mit Energie angereichertes Wasser
Der Energieerhaltungssatz beschreibt, dass die Gesamtenergie eines abgeschlossenen System weder vermindert noch vermehrt werden kann. Wenn wir die gefüllte Wasserflasche mit dem eingehängten "Biomagneten" als geschlossenes System betrachten, in dem das Wasser mit Energie angereichert würde, bleibt die Frage unbeantwortet, woher diese Energie stammen soll. Um das Wasser wirklich mit Energie anzureichern, müsste man es erhitzen (thermische Energie), beschleunigen (kinetische Energie) oder auf einen Berg hoch schleppen (potentielle Energie), würde dabei aber Energie von außen zuführen. Mit Dauermagneten alleine lässt sich Wasser nicht "mit Energie anreichern". Solch eine Behauptung ist Blödsinn.

Eine Behauptung kann ich aber gelten lassen: "Wasser könne die Schlackendepots im Bindegewebe beeinflussen". Ob das Wasser jetzt mit dem "Biomagnet" zuvor behandelt wurde oder nicht, ist ja unerheblich. Es bleibt ohnehin unverändert. Karls Bemerkung, "Hildes Haut ist vielleicht auch nur deswegen besser geworden, weil sie jetzt mehr Wasser als vorher trinkt", klingt glaubwürdig ...

2011-01-04

Ich Öko-Schweinchen

Die ruhige Zeit rund um den Jahreswechsel verführt zum Resümieren. Während Geisteswissenschaftler vielleicht eher über den Sinn des Lebens oder wenigstens des vergangenen Jahres grübeln, beschränke ich mich als eher naturwissenschaftlich Interessierter auf schnöde Zahlenspielereien. Und die auch nur rund um mein Wohnmobil.

Seit der Erstzulassung vor genau 34 Monaten haben wir gemeinsam 79695 km zurückgelegt. Da ja bekanntlich der Meter Ende des 18.Jahrhunderts als Zehnmillionstel des Abstands zwischen dem Äquator und einem der Pole dieser Erde definiert wurde, hätte die zurückgelegte Strecke (theoretisch) knapp für eine zweimalige Umrundung dieser Erde gereicht. Für dieses Ziel habe ich 168 mal an Tankstellen gehalten und 9415 Liter Diesel gezapft, die mir 11087 Euro wert waren. Angesichts dieser Werte überrascht es nicht wirklich, dass die durch mich verursachten CO2-Emissionen deutlich über dem von Greenpeace festgelegten Durchschnitt liegen.



Wo bleibt mein schlechtes Gewissen? Muss ich gerade deshalb ein schlechtes Gewissen haben, weil ich keins habe? Qualifiziere ich mich durch solche Grübeleien langsam zum Geisteswissenschaftler?

2011-01-01

Scotch me up, Beamie

Mal 'ne blöde Masterfrage:



Wer von den beiden ist ein echter Schotte?