2011-07-22

Seelter Foonkieker

... ist keine unorthodoxe Schreibweise eines "seltenen Telefonbetrachters", sondern der Kosename für die Moorbahn, die im Hochsommer zweimal wöchentlich Besucher in das Saterländer Westermoor lo(c)kt.


Mitunter findet man auf dem Betriebsgelände relativ viele Gleise (wie hier am Betriebshof der Moorbahn), ...


... mitunter auch relativ wenige (wie hier an einem Hof, auf dem Torfloren unbegleist abgestellt sind).


Wir werden vom Betriebsleiter, Rudi Flohr, in rund zwei Stunden fachkundig durch die weiträumige Landschaft geführt und gefahren. In welcher Hand war nochmal der kompakte Schwarztorf und in welcher der poröse Weißtorf?


Auch wenn die ausgeräumten ehemaligen Hochmoore jetzt öde und eintönig wirken, ...


... können die torfabbauenden Betriebe erste Erfolge bei ihren Renaturierungen vorweisen.


Die Staunässe fördert nach einem kurzzeitigen, eher unerwünschten Binsenwuchs die Verbreitung des Torfmooses ...


... und anderer Pflanzen, die mit dem relativ nährstoffarmen Umgebungsbedingungen klarkommen und sich ihren Nitratbedarf aus der Tierwelt angeln - wie dieser Sonnentau.


Weite Teile des Westermoors sind militärisches Sperrgebiet; auf ihnen stehen mit dem Längstwellensender DHO38 acht Sendemasten, ...


... die mit ihrer Höhe von knapp 353 Metern zu den vier höchsten Bauwerken in Deutschland zählen.


Den Schutz der Goldregenpfeifer in dieser Region lässt sich die niedersächsische Landesregierung jährlich rund 120000 EUR kosten.


Nicht immer ist ein erfahrener Lokführer auf dem Führerstand (wie bei diesem Video), sondern mitunter auch nur Nachwuchskräfte - und diese Aufnahme entstand während der Zugfahrt!


Obwohl der Torf auch heutzutage nahezu ausschließlich durch die Feldbahn mit ihren Loren aus dem Moor zur Weiterverarbeitung geholt wird, werden insbesondere im Winter auch Radfahrzeuge zur Bodenverbesserung eingesetzt.


Schließlich wird der hier abgebaute Schwarztorf (Weißtorf wird heutzutage aus dem Baltikum zugeliefert) gesiebt, mit Zuschlagsstoffen gemischt und verpackt. Um die 80 verschiedenen "Erden" (wie Bonsaierde, Zitruspflanzenerde oder torffreie(!) Kübelpflanzenerde) entstehen auf diese Weise.


Bis auf wenige gröbere Bestandteile, die aus dem Torf aussortiert wurden, ...


... wird so der in Jahrtausenden entstandene Torfboden in wenigen Jahrzehnten über die Welt verteilt. Übrigens: da meine Recherchen ergebnislos verliefen, bin ich für einen kompetenten Hinweis auf die Bedeutung des "Seelter Foonkieker" dankbar ...

Nachtrag (2011-07-25 23:30):
Das Rätsel ist gelöst. In einer E-Mail teilte mir soeben der Organisator der Moorfahrten, Ludger Thedering, mit:

Im Saterland, wo die Moorfahrt stattfindet, spricht man Saterländisch (Seelters). Es ist die kleinste anerkannte Sprachminderheit Deutschlands, die Saterfriesen. Auf http://de.wikipedia.org/wiki/Saterfriesische_Sprache finden Sie weitere Informationen.

Seelter = Saterländer
Foon = Moor
Kieker = Gucker /Schauer

Moor and more

25 km von Bad Zwischenahn entfernt liegt inmitten ehemaliger ausgedehnter Moore, die durch Kanäle in den vergangenen zweihundert Jahren entwässert wurden, ...


... das Moor- und Fehnmuseum in Elisabethfehn.


Der Museumsname, der eigentlich ein Pleonasmus ist, da "Fehn" nur die aus dem Niederländischen übernommene Bezeichnung für "Moor" ist, deutet schon darauf hin, dass die hier zu besuchende Ausstellung einen umfassenden Einblick rund ums Moor vermitteln möchte.


Angefangen über frühe Zeugnisse menschlicher Besiedlung durch Bohlenwege, deren Alter durch dendrochronologische Untersuchungen auf ca. 2700 Jahre datiert werden konnte, ...


... über die Werkzeuge, mit denen früher im Handtorfverfahren der begehrte Brenntorf gestochen und zum Trocknen gelagert wurde, ...


... bis hin zu Modellen, mit denen der quasiindustrielle Torfabbau vor ca. 80 Jahren illustriert wird.


Einige der Spezialfahrzeuge, die noch vor drei Jahrzehnten im Einsatz waren, stehen heute im Außengelände des Museums und gammeln langsam vor sich hin. Immerhin soll im nächsten Jahr ein groß angelegtes Konservierungsprogramm beginnen, um dem weiteren Zerfall der Maschinen wie diesem Brenntorfsoden-Aufsetzer Einhalt zu bieten.


Wie vielfältig das Moor und der dort gewonnene Torf genutzt werden konnten, zeigen Ausstellungsstücke wie dieses Torfmullklosett, ...


... dieses Moortretbecken im Außenbereich oder ...


... diese Torfballen.


Definitiv Historie ist jedenfalls der Warentransport in den Moor- und Fehngebieten Niedersachsens mit solchen Treidel-Lastkähnen.

2011-07-13

Zwischenahner Sammelsurium

Die ersten zehn Tage in Bad Zwischenahn - in unrepräsentativen Bildeindrücken:

Das Gelände zwischen der Jugendherberge und dem Seeufer, mit (von links nach rechts) Disco-Pavillion, Grill- und Lagerfeuerplatz, BootsschuppenBootshaus, Badesträndchen, Bootssteg, Beachvolleyballplatz, Seilbahn und Spiel- und Matschplatz.


Eine Detailaufnahme vom selben Standort aus: der Bootssteg der DJH-Segelschule, dahinter die in der Seemitte verankerte Regattaprahm.


Kein feindselige Piraten-Enterübung, sondern nur eine gutmütige Kenterübung ...


Nur für die ganz Harten: um 5:00 Uhr (nicht 17:00 Uhr!) segelfertig am Bootsschuppen, um in den Sonnenaufgang zu segeln.


Frühmorgendliche Begegnung an der Tonne 6.


Am Samstagabend zeigt sich Jens als Stick-Jockey auf drei parallelen Tastaturen, um allen Bilderkopierwünschen gerecht zu werden.


Zwei Eindrücke aus dem Familiensegeln: die Optimisten-Jollen werden von den jüngsten Kursteilnehmern erstmal ohne Segel, aber dafür mit Paddelschaufeln bewegt ...


... während Frank im Unterricht schon tatkräftig vom Nachwuchs unterstützt wird.

2011-07-07

Zwischenahner Meer

Auch in diesem Jahr verbringe ich einige Wochen am Zwischenahner Meer.


Seit ich vor 25 Jahren meinen Sportboot-Führerschein in der DJH-Segelschule erwarb, bin ich (bis auf 1991) jedes Jahr hier gewesen, um tagsüber segelnd und abends am Lagerfeuer abzuschalten.