Der unbekanntere Antipode des touristenüberlaufenen Loreley-Felsens:
der "Loreleyblick Maria Ruh". Meiner Ansicht nach erschließt sich die Schönheit der Landschaft, der gewundene Lauf des in das sanft ondulierte Rheinische Schiefergebirge tief eingeschnittenen Rhein-Canyons von hier aus am besten.
Ein Maria Ruh gewidmetes Gedicht von Jürgen Kind:
Romantisch schweift der Blick ins Weite,
doch suchst Du nach dem Rendezvous?
Der Schein trügt von der andren Seite -
Hier mahnt Dich die Maria Ruh.
Von drüben mit dem Reiz der Jugend
raubt Dir ein Trugbild den Verstand.
Du aber stehst am Ort der Tugend,
die jedes Laster überwand.
Es sind schon viele liebestrunken,
als sie erblickten Loreley
ob der Versuchung tief gesunken,
verfielen ihrer Schwärmerei.
Auf steilster Klippe vis-a-vis
saß immer nur zum Zeitvertreib -
der Grund so mancher Havarie,
jenes sagenhafte Weib.
Die Loreley mit ihrem Charme
gar manchen schon im Geist verwirrte.
Maria nahm ihn in den Arm
und zeigte ihm, wie sehr er irrte.
Für all die nicht gehörten Rufer
gilt nach wie vor und immerzu -
Du findest nur am stillen Ufer
bei der Maria Deine Ruh.
Denn wessen ungezähmte Lust
dem so verruchten Weibe galt,
den nimmt Maria sich zur Brust
und gibt der Seele wieder Halt.
Hier an des Rheines engster Stelle
ging schon so mancher Traum vorüber.
Es stehn sich an des Stromes Schnelle
die beiden Damen gegenüber.
Selbst Heinrich Heine war´s nicht klar,
als er die Loreley beschrieben -
dass sie wohl niemals Jungfrau war -
Allein die Sage ist geblieben.
Maria aber lehrt Dich eines -
das gilt für jeden immerfort:
Du bist bei Urbar, links des Rheines,
zu jeder Zeit am rechten Ort!
Mal abgesen von der tourismusfördernden Volte in der letzten Strophe: nach diesem Gedicht wäre ich lieber in der Gesellschaft der Loreley als in der Marias ...