2009-01-31

Gott versus CP-Verletzung - wem verdanken wir unsere Existenz?

Gestern Abend habe ich erstmals die Volksternwarte des "Physikalischen Vereins" in Frankfurt besucht.



Anlass war ein Vortrag dort zum Thema "Symmetrie im Himmel und auf Erden". Der Hörsaal, in unmittelbarer Nähe des Senckenberg-Museums, war überraschenderweise relativ gut gefüllt.

Ein Auszug aus dem Ankündigungstext: "Blüten können Symmetrie zeigen, aber auch Schmetterlinge oder das Pentagon, Ornamente in der Alhambra oder Bilder von Escher. Aber auch beim Spiegelbild oder bei physikalischen Gesetzen tritt Symmetrie auf. Und dann gibt es noch Symmetrien bei Wendeltreppen, Zucker und unseren Genen. Und am Himmel gibt es auch Symmetrien? Aber unsere Existenz verdanken wir einer großen Asymmetrie."

So leben wir in einer Welt der linksdrehenden Aminosäuren. Keine der bekannten, in der uns umgebenden Natur vorkommenden 20 Aminosäuren ist rechtsdrehend, obwohl sie sich synthetisieren lassen. Der Referent, Friedrich Volck, dazu: "Ein gespiegeltes Hähnchen, welches konsequenterweise nur rechtsdrehende Aminosäuren enthielte, würde uns sehr schwer im Magen liegen."

Früher glaubten die Astrononem und Quantenphysiker, daß sich die physikalischen Gesetze nicht ändern, wenn man ein Teilchen durch ein spiegelsymmetrisches Pendant ersetzt (P-Symmetrie, P für Raumkoordinaten [Parity]) oder die Ladung vertauscht (C-Symmetrie, C für Ladung [Charge], positive versus negative Ladung). Doch schon vor einem halben Jahrhundert wurden sie eines Besseren belehrt. Die P-Invarianz galt nicht: so gibt es in der Natur nur Neutrinos mit linkshändigem Spin, aber nicht mit rechtshändigem Spin.

Danach deutete manches darauf hin, daß die Natur zumindest die CP-Symmetrie befolgt, bei der beides verknüpft ist: Anti-Neutrinos mit rechtshändigem Spin gibt es. Zerfälle schwerer Elementarteilchen (Hadronen) und ihrer CP-Pendants sollten gleichermaßen und gleichhäufig geschehen. Treffen ein Hadron und sein CP-Pendant aufeinander, löschen sie sich in der Regel - unter Strahlungsabgabe - gegenseitig aus. Vor 13,7 Mrd. Jahren, sehr kurz nach dem Urknall, wurde aus Energie Materie und genausoviel Anti-Materie geschaffen. Eigentlich hätten sich beide Materiearten sofort wieder gegenseitig komplett auslöschen sollen.

In der Zwischenzeit ist man schlauer: Bei B-Mesonen hat man eine Verletzung der CP-Invarianz zwischen ihren jeweiligen Materie- und Antimaterieformen in der Größenordnung von 10 hoch -10 festgestellt. In anderen Worten: wenn 10 Mrd. Materie-B-Mesonen zerfallen, zerfallen 10 Mrd. und 1 Antimaterie-B-Mesonen. Dieser winzigen Differenz verdanken wir die gesamte Materie unseres Weltalls und schließlich wir unsere Existenz.

Oder Gott.

2009-01-18

Feiner Pinkel



Das Wochenende in Lemwerder, am linken Unterlauf der Weser und gegenüber von Bremen-Vegesack gelegen, geht langsam seinem Ende entgegen. Am Freitagnachmittag hatten sich hier 50 Wohnmobile eingefunden, darunter 7 Wohnmobil-Solisten. Die Gutscheine lassen den bevorstehenden Ablauf erahnen.



Höhepunkte des gestrigen Samstags waren eine kurze Führung durch den Ort am Vormittag, ein Marsch mit Bollerwagen und Schnaps am Nachmittag



(hier Brigitte und Rolf)



und das "9. Oldenburger Kohl mit Pinkel"-Essen (siehe erstes Foto) am Abend und mit der Inthronisation des diesjährigen Kohlkönigpaares.

2009-01-15

:dasa



DASA? DASA!

Genug der Kryptik. Hinter dem Akronym verbirgt sich die "Deutsche Arbeitssicherheitsausstellung" in Dortmund. Wer - wie ich - mit geringen Erwartungen hierher kommt, wird wahrscheinlich - wie ich - angenehm überrascht werden. Keine kilometerlangen Regale mit sämtlichen bisher veröffentlichten Unfallverhütungsvorschriften, sondern ein Industriemuseum der besonderen, modernen Art wartet auf Besucher. Maschinen des Berufsalltags aus Webereien,



dem Hoch- und Tiefbau, der Elektrotechnik und vielen mehr sind hier nicht nur anzuschauen, sondern auch im Betrieb zu sehen. Beispiele? Hier habe ich erstmals selbst mit einer ferngesteuerten Rüttelwalze den Boden vibrieren lassen,



eine Nebelkammer zum Nachweis von Alpha- und Beta-Strahlung in Aktion erlebt und mir ihre Funktionsweise erklären lassen - und, für den Katastrophentouristen in mir, die ausgebrannten Überreste des Tanklastzuges zeigen lassen, der vor nahezu 22 Jahren einen Großbrand in Herborn verursacht hat. Ein weiterer Bereich ist der Kranken- und Behindertenpflege (hier behindertengerechtes Besteck) reserviert.



So habe ich einen weiteren Tag in einem der vielen guten Museen, für die wir in Deutschland dankbar sein sollten, verbringen dürfen ...

Fortschritt?

Um 1840 wurde nach einem größeren Bergwerksunglück Frauenarbeit in englischen Kohlegruben verboten. Über die Jahrzehnte schlossen sich weitere Länder dieser Regelung an, bis um 1948 durch die UNO eine Resolution zum weltweiten Verbot verabschiedet wurde.

In den USA wurde Frauen 1974 die Arbeit untertage wieder erlaubt. Grundlage hierzu war ein Gleichberechtigungsgesetz. Soweit sind wir hier in der Bundesrepublik noch nicht; hierzulande ist der Bergbau eine der ganz wenigen Domänen in der Arbeitswelt, die Frauen (ok, mal abgesehen von der "Heiligen" Barbara, der Schutzheiligen des Bergbaus) verwehrt bleibt.

Diese und andere Erkenntnisse gewinnt man im Bergbau-Museum Bochum.



Zwischen der Aussichtsplattform auf einem Förderturm und der tiefsten Sohle eines Untertage-Anschauungsbergwerks hat man viele Exponate rund um die Geschichte, auch Sozialgeschichte, des Bergbaus, der Fördertechnik und der Rohstoffveredelung zusammengetragen.

(hier eine Schrämwalze)


Das Museumsgebäude selbst, aber auch einige der Ausstellungen strahlen den Charme der 1960er Jahre wider. Auch hier trifft man die klassische Geschlechterrollenverteilung wieder an: Frauen betreuen Kiosk und Cafeteria, Männer leiten durch das Untertagebergwerk.

2009-01-14

Decke Bunne

Was für ein Nachtisch! Ich habe ihn gerade mit großem Genuss verspeist. Möge mir jetzt bitte keiner mit "Essen ist die Erotik des Alters" kommen!

Direkt am Rhein-Ufer gelegen, mit "Kölsche Flair & mehr" (laut Eigenwerbung) bietet das Restaurant "Himmel un Äd" alles, um zumindest kulinarisch Köln gaaanz nahe zu kommen. Eigentlich etwas schade, dass nur ungefähr ein Viertel der Plätze jetzt am Dienstagabend besetzt sind. Leider wird in einer Ecke des Restaurants geraucht; vielleicht liegt's daran. Nachdem ich vor zwei Jahren erstmals hier war, wollte ich einen Aufenthalt im Kölner Großraum schon längst mit einem erneuten Besuch dieses Restaurants verbinden. "Decke Bunne mit Speck", also Dicke Bohnen mit Speck, schmecken noch genauso gut wie vor zwei Jahren. Wie seinerzeit habe ich auch heute konsequenterweise als Nachtisch nochmals eine Portion Decke Bunne bestellt ...

2009-01-13

Stirbt Deutsch aus?

Dies ist eine der Fragen, die im Begleitheft der Ausstellung "man spricht Deutsch" aufgeworfen wird. Im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn wird der deutschen Gegenwartssprache eine kleine Ausstellung gewidmet. Ausgehend von einem kurzen historischen Abriss der Entwicklung aus fernen indogermanischen Wurzeln über das Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsch werden Aspekte der deutschen Sprache als Kulturträger, Identitätsstifter oder Machtinstrument vorgestellt.

Ach übrigens, die deutsche Sprache scheint das Schicksal vieler der weltweit rund 6000 Sprachen erspart zu werden. Trotz eines globalen Sprachensterbens in unserer Zeit wird sie - nach Meinung des Germanistik-Professors Rudi Keller - sich wahrscheinlich wandeln, anpassen und überleben.

2009-01-09

Frostschäden

Der Frischwassertank in meinem Wohnmobil ist randvoll gefüllt, die Aufbaubatterie über eine Brennstoffzelle mit Ladeautomatik gesichert und die Heizung läuft auf kleinster Frostschutzstellung. Alles im grünen Bereich und startklar. Nun gut, eine der beiden Gasflaschen war in der Zwischenzeit leergelutscht, aber die Zweitflasche übernahm problemlos die Gasversorgung. Also war heute mal wieder die Fahrt zum WoMo-Händler meines Vertrauens fällig, um eine neue Gasflaschenfüllung zu erwerben.

Umso überraschter war ich, als ich heute früh eine Schlittschuhbahn unter meinem Wohnmobil vorfand. Das Frostschutzventil hat eine Zwangsentleerung des Frischwassertanks bewirkt. Sollte wegen des Frostschutzes eigentlich nicht sein ...
Die Heizung war ausgefallen, die Innentemperatur betrug nur noch 3 Grad C und die Heizungskontrollanzeige signalisierte einen Fehler. Der Motor der Umwälzpumpe der Heizung hatte sich zwangsabgeschaltet. Ein Blick auf die Ladungsanzeige der Aufbaubatterie zeigte die Ursache auf: nur noch 2% Restkapazität. Sollte wegen der Brennstoffzelle eigentlich nicht sein ...
Ein Blick auf das Kontrollfeld der Brennstoffzelle zeigte keinen Fehlerzustand an. Eigentlich hätte sie die Aufbaubatterie laden müssen ...

Also ein weiterer Anlass, um zum WoMo-Händler meines Vertrauens zu fahren. Dort zeigte zwar ein Blick auf die Methanol-Patrone der Brennstoffzelle noch eine Füllung von ca. 15% an, aber der kundige Werkstattleiter meinte nur lapidar: "Die ist leer!" Eigentlich hätte eine leere Patrone als Fehler angezeigt werden müssen ...

Nach dem Anschließen einer halbvollen (eher: Not-)Patrone ließ sich die Brennstoffzelle weiterhin nicht starten. Ein intensives Studium der Bedienungsanleitung zeigte auf, dass die Brennstoffzelle erst nach 24 Stunden bei Zimmertemperatur wieder funktionstüchtig sein soll.

Konsequenz: Mein WoMo wird die heutige Nacht in der Werkstatt meines WoMo-Händlers verbringen und sich dabei aufwärmen, die Aufbaubatterie wird dabei über ein externes Ladegerät gespeist ... und ich fahre gerade mit der S-Bahn in die Heimat zurück.

Gott ist tot, sagt der Bus


Im Vereinigten Königreich und in Spanien beginnt in diesen Tagen eine ermutigende Kampagne. "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Jetzt höre auf, Dir Sorgen zu machen und genieße Dein Leben", heißt die frohe Botschaft, die in diesem Monat auf 800 Bussen, davon alleine 200 in London, herumfährt.

Endlich mal eine Kampagne, die zum Selbstvertrauen der Atheisten und Agnostiker beiträgt. In der öffentlichen (oder besser: veröffentlichten) Meinung scheinen die Religionen und ihre Institutionen in den "letzten Fragen" bisher ein ungerechtfertigtes Monopol zu haben. Sicherlich wird durch solch eine Kampagne kein 100prozentiger Bibelfan seine Weltanschauung aufgeben, aber die große Zahl der Wankelmütigen wird hoffentlich ermutigt, ihre Einstellung zu hinterfragen.

Schade, dass wir solch eine Medienkampagne nicht auch in Deutschland haben. Sie hätte gut ins Darwin-Jahr gepasst.