2009-05-28

Fürsorgliche Belagerung

Heute morgen um 09:00 Uhr fuhr ich mit meinem Motorrädchen in die Innenstadt, um bei einem Kiefernchirurgen ambulant ein Implantat setzen zu lassen. Der Eingriff erfolgte unter Vollnarkose kurz und (fast) schmerzlos. Nach dem Wiederaufwachen plante ich, mich einige Stunden lustwandelnd durch die Cafes der Innenstadt zu testen, um dann später im Laufe des Nachmittags völlig regeneriert und im Vollbesitz meiner beschränkten geistigen und körperlichen Kräfte mit dem Motorrädchen wieder nach Hause zu fahren.

Hätte ich nur dem Kiefernchirurgen nichts von diesen Planungen erzählt! Nach einer Narkose könne ich 24 Stunden lang nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen! Er habe in der Hinsicht eine Sorgfaltspflicht mir gegenüber und könne meine Absichten nicht dulden! Während ich noch in seiner Praxis saß, erschienen plötzlich zwei Herren in blauem Gewand, mit Dienstpistole und Schlagstock, von meinem Arzt gerufen, um mir sehr deutlich zu machen, dass meine Planungen nicht umsetzbar seien. Unter ihrer Aufsicht musste ich meine Motorradschlüssel am Empfangsschalter der Praxis abgeben und mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause begeben.

Mag ich dieses Deutschland trotz oder gerade wegen solcher bevormundenden Ereignisse?

2009-05-23

Haus Hülshoff und Burg Vischering

Unser alljährliches Treffen der Dachzeltbusreisenden aus Libyen im Jahr 1998 führte uns in diesem Jahr nach Münster, der Hauptstadt Westfalens. Am gestrigen Freitag standen zwei der vielen Wasserburgen im Münsterland auf unserem Programm: das Haus Hülshoff, bekannt als Geburtshaus der Annette von Droste-Hülshoff, und die Burg Vischering bei Lüdinghausen.

Das Haus Hülshoff ist über die Jahrhunderte bewohnt gewesen; die erste Etage wird heute noch von der Familie privat genutzt. Trotz der damit verbundenen, auch baulichen Anpassungen an den jeweiligen Stil der Zeit vermittelt das Erdgeschoss insbesondere durch seine Möblierung einen Eindruck der Lebens einer westfälischen kleinadligen Familie um 1800 n.u.Z.

Anders die Burg Vischering, die nach den Anpassungen und Umbauten im 17. Jahrhundert in einen Dornröschenschlaf fiel. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie wieder privat genutzt. Ähnlich wie heutzutage pittoresk erscheinende Orte wie Rothenburg o.d.T., Brügge oder Aigues Mortes fiel auch diese Burg in eine Art Zeitkapsel, ein Interesse an einer wirtschaftlichen Weiterentwicklung erlosch und das Leben samt seinen Veränderungen geschah nur noch außerhalb. Heute stellt die Burg Vischering eines der schönsten Beispiel einer trutzigen Wasserburg im Münsterland während des ausgehenden Mittelalters und des Anfangs der Renaissance dar.

2009-05-05

Dinge zwischen Himmel und Erde

Einmal ohne erkennbaren aktuellen Bezug ein kleiner Auszug aus einem Forum des 50plus-Treffs zum Themenbereich "Religion & Glauben". Im Forum "Quantenphysik: Die Seele existiert auch nach dem Tod" schrieb eine Mitdiskutantin zu Tonbandstimmen:

(...) hat Folgendes geschrieben:
schon allein, dass bei 2 frauen, maennerstimmen antworten sollten.was soll ich noch sagen ausser,
"es gibt viel mehr zwischen himmel und erde, als sich des menschen weisheit ertraeumen koennte". ( oder so aehnlich)

Meine Erwiderung:
Oder so genau: “Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, Horazio, als in unserer Philosophie geträumt werden.” (Hamlet, Erster Akt, Szene 5). Von Shakespeare vor über vierhundert Jahren geschrieben, sagt dies (der fiktive) Hamlet zu seinem (fiktiven) Freund Horazio, nachdem ihm eine Spukgestalt erschienen war. Ich wage zu behaupten, dass auch heutzutage noch dieser Satz zitiert wird, nachdem dem Zitierenden nur Spukgestalten erschienen sind.

Das Fatale an dieser, Hamlet zugesprochenen Bemerkung ist der damit ausgedrückte Unwillen, scheinbar unerklärliche Phänomene hinterfragen zu lassen und sich zu bemühen, eine rationale Erklärung zu suchen. Der Stolz auf die eigene, selbstgefällige Ignoranz wird wie ein Panier vor einem hergetragen ...