2010-05-31

Piraterie

Am Horn von Afrika haben mit Maschinengewehren Bewaffnete ein Handelsschiff in internationalen Gewässern angegriffen. Als sich die Besatzung gegen die Piraten zur Wehr setzte, wurde sie beschossen; verletzte und tote Besatzungsmitglieder blieben auf der Strecke, unter den Angreifern gab es keinen einzigen Todesfall. Der Gipfel des Zynismus war, dass der Anführer der Piraten das alleinige Verschulden für die Ermordungen den sich verteidigenden  Besatzungsmitgliedern gab.

Upss, ich habe gerade einen Fehler bemerkt: Der Vorfall ereignete sich nicht am Horn von Afrika, sondern vor dem Gaza-Streifen. 

Chartres

Die Kathedrale von Chartres, hoch über dem Tal des Flüßchens Eure thronend, ist eine der großartigsten gotischen Kirchen, die ich bisher betrachten durfte. Außen reich mit den Werken der Steinmetze, innen reich mit denen der Bleiglassetzer versehen,


spiegelt sie die geistliche und bäuerliche Welt des 13. Jahrhunderts wider. Hier der Haupteingang des Südportals


und ein Detail daraus: die wie immer im Vergleich zum Himmel wesentlich interessantere Darstellung der Hölle.


Was diese Kirche auszeichnet, ist - bis auf kleinere Auswüchse wie der verspielt wirkende spätgotische Nordturm aus dem 16. Jahrhundert - (unter anderem) dieser Abschluss der Bauarbeiten um 1250 und seitdem, abgesehen von vorsichtigen Restaurierungen, die Erstarrung in der Zeit.

Zwei Außenansichten: das Nordportal


und die Strebebögen der Apsis.

Als zusätzliches Sahnehäubchen und kleiner Ersatz für die von mir etwas bedauerte Ferne von er- und gelebter Kultur während unserer Reise kam ich noch in den Genuss eines Orgelkonzerts, hier in der Kathedrale von Chartres. 

Als Solist

Es lag schon eine etwas seltsame Stimmung über dem Campingplatz, als sich heute Morgen zwischen Tür und Angel die Teilnehmer unserer Gruppe peu a peu verabschiedeten und unsere Gruppenfahrt durch Nordfrankreich damit endete. Die zweite Gruppe, die theoretisch mit zwei Tagen Abstand in unseren Reifenspuren fahren sollte, traf gestern Nachmittag, reduziert auf Heidemarie und Jürgen, planmäßig ebenfalls auf dem Platz ein. Elvira und diese beiden blieben noch zurück, als ich nach den letzten Ver- und Entsorgungen ebenfalls davonfuhr. Es ist schon eine kleine Umstellung, erstmals nach einem Monat keine kleinen Frotzeleien mehr über CB-Funk austauschen zu können, sich nicht mehr absichern zu können, "und was meint Dein Navigationsgerät?" und keine Rücksicht auf das Zusammenhalten eines noch so kleinen Convoys von Wohnmobilen üben zu müssen.

Meine Solofahrt führte mich auf dem Weg nach Chartres zur Domaine de la Ferte Vidame, einer malerisch gelegenen Schlossruine


inmitten einer weitläufigen Teich- und Parklandschaft.

2010-05-30

Tomboh dä Merlong

oder

"Im Land der keltischen Sagen und Mythen".

Unser Übernachtungsort, Paimpont, liegt inmitten des Foret de Broceliande, des größten noch zusammenhängenden Waldgebietes der Bretagne. Es verwundert nicht unbedingt, dass hier, durchzogen von Mooren, Seen und Urwald, manche Sagen rund um König Artus und seine Mitstreiter ihren Ursprung haben. So soll hier das garantiert echte Grabmal des sagenhaften Zauberers Merlin (Tombeau de Merlin) liegen


oder in dem See am Chateau de Comper

die Fee Viviane in ihrem Kristallpalast Sir Lancelot zu ihrem Lieblingsritter erzogen haben.

Der Aberglaube vergangener Zeiten wird heute noch geschäftstüchtig genutzt, indem in dem Schloss Szenen aus den mythischen Erzählungen nachgestellt sind und gegen einen Obulus betrachtet werden können.

2010-05-29

Pierre Droits

Da wir uns offensichtlich noch nicht an alten Steinen satt gesehen haben, wählten wir unsere heutige Route vorbei an den Menhiren der Pierre Droits.


Für den Fall einer unvermittelten Begegnung mit solchen Steinanhäufungen sei hier eine kleine Typologie zur Unterscheidung zwischen Dolmen, Menhiren etc. gezeigt.


Ein gefallener Menhir versucht sich in experimenteller Archäologie mit Elvira.


An unserem Tagesziel, dem Campingplatz in Paimpont, verzehren wir die Abschiedsspende von Walter an unsere Gruppe. Walter, so Du diese Zeilen liest, betrachte dies als Zuprost.

2010-05-28

Befestigtes

Unsere heutige Fahrt führt uns zunächst über Guidel-Plage




durch Lorient. Die Beschreibung in unserem Reiseführer (Bretagne, Marcus. X. Schmid, ISBN 978-3-89953-433-7) "So bietet Lorient wenig; abgesehen vom Hafen und den Verkehrsanbindungen ist die Stadt für den Reisenden nicht interessant." veranlasst uns - wahrscheinlich zu recht - zu einem langsamen Durchfahren der aufgeräumt wirkenden Innenstadt, ohne anzuhalten. Der Ausbau riesiger U-Boot-Werfthallen während der Jahre 1941 bis 1943


und die Bombardierung durch alliierte Truppen noch bis Mai 1945 zeigten ihre Spuren im Stadtbild.

Wesentlich interessanter erschien uns dagegen Port-Louis am gegenüberliegenden Ufer der Blavet-Mündung. Die Zufahrt zum Blavet-Sund wird durch eine Zitadelle kontrolliert, deren Ursprünge bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen.


Zwei Zugbrücken und ein Vorwerk erschwerten in den zurückliegenden Jahrhunderten bei Bedarf den Zugang.


Heutzutage ist in den Gebäuden um den Exerzierplatz ein Museum zur Geschichte der Seenotrettung (hier eine aufgeschossene Leine, mit der eine Verbindung zu in Küstennähe havarierten Schiffen aufgenommen werden konnte)


sowie ein Museum zur Geschichte der Indischen Handelskompanie (hier ein Modell eines Teils eines Decks eines Modellschiffs)


beheimatet.

Einige Ausblicke in die Zitadelle hinein,


aus der Zitadelle heraus


und um die Zitadelle herum.



Unser Weg führte uns weiter an der "wilden Küste" (Cote Sauvage) der Halbinsel Quiberon vorbei.





Wie schon zuvor einmal bei ähnlicher Gelegenheit lasse ich mein Wohnmobil am Nordende der Halbinsel stehen und beifahre mit Elviras handlicherem "Reisemobil" weiter.

Unser letztes Tagesziel bilden die Menhir- und Dolmensammlungen bei Carnac.


Teilweise in zehn (halbwegs) parallel verlaufenden Reihen von bis zu einem Kilometer Länge stehen hier Felsblöcke aufgerichtet,


teilweise mit eingebetteten Megalithgräbern,


und künden dem Suchenden von heute von vergessenen Mythen vergangener Zeiten.

2010-05-27

Fliessendes

Unser erstes Tagesziel: Quimper. Am Zusammenfluss von Steir und Odet gelegen,


als Hauptstadt der Region Finistere ("Ende der Welt") im Westen der Bretagne, durchpulst das gesellschaftliche Leben auch heute noch die Stadt. So wie beispielsweise bei der garnicht mal so kleinen Demonstration gegen die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters in Frankreich von 60 auf 62 oder 63 Jahre. Als ich im Gespräch mit einem Demonstrationsteilnehmer darauf hinwies, dass in Deutschland eine Renteneintritt mit 67 Jahren beschlossene Sache sei, erwiderte er: "Kein Wunder, wenn Ihr Euch nicht wehrt ..."


Noch ein Blick die Rue Kereon hinab auf die Kathedrale Saint-Corentin.


In Concarneau durch die Avenue de la Gare hinab


liegt "Klein-St-Malo". So wird zumindest die von Vauban, dem Lieblingsarchitekten Ludwig des XIV., festungsartig ummauerte Stadtinsel inmitten des Hafenareals bezeichnet. Diese "Ville Close" ist auch heute noch nur über eine schmale Brücke oder eine Personenfähre erreichbar.


In schmalen Granithäuschen, zwischen Kopfsteinpflastersträßchen und der teilweise begehbaren Wehrmauer gelegen, wird alles angeboten, was der Tourist nicht wirklich braucht.

Pont-Aven wurde durch den Aufenthalt von Impressionisten wie Paul Gauguin bekannt, die hier lohnende Motive für ihre Gemälde fanden.




Analog zu deutschen Künstlerkolonien wie Worpswede haben sich heute hier viele Galerien angesiedelt.

Da uns unser Weg ohnehin mitten durch Quimperle führte, haben wir dort noch einen Zwischenstopp am Zusammenfluss von Isole und Elle eingelegt,


die ab dieser Stelle bis zu ihrer Mündung in den Atlantik 20 Kilometer weiter den Namen Laita führt.


Ein Detail der Uferpromenade


Der von Einheimischen mitunter verwandte Vergleich mit dem Mont St-Michel fällt eindeutig zu Lasten des Kirchleins dieses Ortes aus.


Die offiziellen Hinweisschilder tragen halbwegs konsequent sowohl den französischen wie auch den bretonischen Ortsnamen ihrer Ziele.

Chronologisches vom gestrigen Tag

09:15 Start bei Dineault

09:50 Locronan. Ein sehenswertes Städtchen, weitgehend autobefreit, grau-granitfassadig dominiert. Schiefer Boden in der dem Ortsheiligen Ronan gewidmeten Kirche. Einkauf von Bretonalien.

Der Dorfplatz von Locronan ...


... und seine Boulangerie.


12:10 Douarnenez. Cafe grande am Port Rhu.


12:25 Besuchsversuch des Hafenmuseums, Europas größter Sammlung von (hölzernen) Wasserfahrzeugen, gescheitert, da Beginn der Mittagspause um 12:30

12:50 Hafenimpressionen






12:55 Verzehr von Weich- und Krustentieren am Port du Rosmeur.


14:20 Zweiter Besuchsversuch geglückt. Liebevolle Sonderausstellung zum Schiffbau in Bangla Desh.

Rundruderboot


Bretonische Hafenidylle, nachgestellt


Der Eingang zu einer Sonderausstellung zur - na was wohl? - Sardinenkonservenproduktion


16:30 Pointe de Brezeliec. Nicht überlaufen. Ausblicke auf weitere Pointes und Caps. Schrebergärtchen und kleiner Hafen (laut Elvira) den Besuch nicht wert.


19:00 Eintreffen am Campingplatz in Treguennec. Schwimmbadbesuch (29 Grad C) im Preis inbegriffen. Bin erstmals seit einem Jahr wieder geschwommen. Herrlich, die müden Glieder nach dem Sstolpern über sspitze Klippen-Ssteine mal wieder anders lockern zu müssen.

20:20 Abendessen mit Elviras Abendsalat.

21:30 Fester Schlaf