Eine Projektschau zur "Mobilität jenseits aktueller Nachhaltigkeitsdebatten" versprach die Ausstellung
in den Opel-Villen in Rüsselsheim.
Noch bis 2010-07-04 lassen sich hier futuristische Modelle bestaunen, die sich allerdings häufig auch jenseits aktueller Nützlichkeitserwägungen befanden.
Auf fehlende Praktikabilität mancher Entwürfe wie fehlende Zugangstüren oder zu wenig Platz für einen Bierkasten-Transport wies Frank Leopold, seines Zeichens Abteilungsleiter Innovation bei General Motors Europe, heute Abend in einer Führung durch die Ausstellung hin. Andererseits skizzierte er schon Mobilitätsanpassungen, die mit relativ wenig Aufwand die Umwelt weniger belasten sollen: eine konsequente Elektrifizierung der Eisenbahnstrecken, insbesondere in den USA, statt der häufig von bis zu acht rußenden Dieselloks gezogenen Riesengüterzüge, oder (etwas provokativer) Nuklearantriebe für Hochsee-Frachtschiffe. Die Einrichtung von Umweltzonen in Innenstädten sei spätestens dank der Immissionen durch den isländischen Vulkanstaub eine Lachnummer geworden.
Trotz allem seien Visionen angehender Designer, wie sie hier in den Opel-Villen zu sehen sind, als Anregungen für mögliche Entwicklungen willkommen ...
Wie hier das 1:1-Modell eines Elektrobikes [Designers Ralf Kittmann], bei dem die Position der Füße irgendwo im Ungewissen bleibt.
Nach einer Übernachtung vor den Opel-Villen und einem guten Frühstück im Cafe in der Festung Rüsselsheim
lockte das Stadt- und Industriemuseum Rüsselsheim. Relativ modern in der Konzeption, wegen einer Renovierung derzeit allerdings gänzlich ohne Exponate zwischen Urgeschichte und Römerzeit und nur wenigen zwischen Mittelalter und dem Beginn der Industrialisierung, legte es seinen Schwerpunkt unübersehbar auf die Entwicklung der Opel-Werke im Ort.
US-amerikanische Soldaten wurden 1945 zwar mit dem Wiederaufbau einer Verwaltung und der Städte im kriegszerstörten Deutschland betraut, andererseits aber auch mit Filmen (hier ein Standbild mit deutschem Untertitel daraus) gegen Fraternisierungen mit den Krauts abgehärtet.
Neben den frühen Opel-Erzeugnissen (wie Fahrrädern oder Nähmaschinen) wird die Produktion von PKW ausgiebig vorgestellt. Ein Opel Rekord (Baujahr 1958), mit Drei-Gang-Getriebe und 125 km/h Maximalgeschwindigkeit.
Ein Wohnzimmer im Stil der 1950er Jahre, geprägt von Nierentisch, Tütenlampen, Bambusraumteilern, Musiktruhen und Schrankvitrinen, in denen Nippes und das edle Geschirr ausgestellt waren.
Aber auch aktuelle Bezüge werden im Museum ausgestellt - wie beispielsweise der Bezug (und sein restliches Innenleben) eines Fahrersitzes eines 2010er Opel Insignia.