2010-12-30

Jahresendbeschäftigungen

Alte Liebe rostet nicht. Wenn man einen Großteil seines Berufslebens damit verbracht hat, die Fackel der Erkenntnis hochzuhalten, lässt man sie mit dem Ende des Berufslebens nicht unvermittelt fallen. Konkret: in unserer kleinen Campingplatz-Kolonie habe ich einen PC-Workshop angeboten. Im Vorfeld habe ich um Fragen gebeten, meine möglichen Antworten zu einem Themenkatalog konsolidiert und heute Vormittag einen kleinen Workshop durchgeführt.



In anderthalb Stunden haben wir zwar nur 25% des Pensums geschafft, aber dies war auch der Heterogenität des "Klapprechner"-Bestandes und ihrer Ausstattung geschuldet. Im nächsten Jahr wird diese Liebesbekundung mit den verbleibenden 75% fortgesetzt.

2010-12-25

Perinatales

Wenn es bei strahlendem Sonnenschein morgens um 10:00 Uhr bereits 18 Grad C warm ist, kommt weihnachtliche Stimmung nur schwerlich auf. Erst recht nicht bei einem Religionszweifler wie mir. Andererseits: wenn nur genügend viel Deutsche in diesen Tagen zusammenkommen, lässt sich eine weihnachtsträchtige Stimmung kaum vermeiden. So kamen wir (16 Überwinterer aus Deutschland) gestern Abend zu einem gemeinsamen Abendessen in dem Sozialraum des Campingplatzes zusammen. Einige hatten Salate zubereitet, Würstchen gab es für die Carnivoren unter uns und der Rotwein wurde fleißig nachgeschenkt.



Ein kleiner Vorstoß, statt der zuckersüßen Kinderchöre auch mal die Weihnachtsliedinterpretation der Roten Rosen erschallen zu lassen, wurde leider nach kurzer Zeit verworfen ;-)

Wem die Überschrift nichts sagt: peri (griechisch: um ... herum), Natale (italienisch: Weihnachten)

2010-12-22

Geisternetze



Es sind nicht alleine die hochmodernen schwimmenden Fischfabriken, es sind nicht die veralteten Netzgrundrisse, die unterschiedlos Nutzfischen und unerwünschtem Beifang zum Verhängnis werden und es sind nicht nur überhöhte nationale Fischfangquoten, die zur Überfischung unserer Ozeane beitragen und das biologische Gleichgewicht unserer Weltmeere gefährden. Auch Geisternetze tragen ihren Teil dazu bei und töten die Fauna.

"Früher, als die Netze noch aus Hanf oder Baumwolle gefertigt waren, verrotteten sie im Wasser, wenn sie verloren gingen oder im Sturm gekappt werden mussten. Seitdem Plastik in der Fischerei Einzug gehalten hat, schweben zahllose Geisternetze im Meer. (...) Geisternetze können für Hunderte von Jahren fischen. Wo sie herrenlos durchs Wasser ziehen, fangen sie alles, was in ihre Nähe kommt: Fisch, Meeressäuger und Seevögel. Sie fischen einfach immer weiter. Sind sie voll, sinken sie ab, die Kadaver verrotten - und die Netze steigen wieder auf und machen weiter, bis sie sich vielleicht eines Tages an einem Felsen verheddern und hängen bleiben." (Dagmar Röhrlich, Die Spur des Menschen, Berlin, 2009, S. 171)

Oder bis sie eines Tages als Treibgut an den Strand gespült werden, so wie hier direkt am Campingplatz in Punta Alice.

2010-12-19

Ziel erreicht

Auf der Reise in den Süden lag das "Museo di Metaponto" wie bereits schon vor gut einem Jahr auf meinem Weg.


Nicht nur der mit 75 Cent konkurrenzlos preiswerte Cafe americano in der Bar direkt neben dem Museum, sondern mindestens ebenso die exzellente Sammlung der Siedlungsspuren früher griechischer Kolonisatoren aus dem 7. bis 4. Jahrhundert v.u.Z. lockten zu einem Abstecher. Schade, dass so wenige Besucher heute hierher fanden; mit mir wurde die Beleuchtung in den Museumshallen ein-, hinter mir wieder ausgeschaltet. Und das bei (für mich, ähmm) freien Eintritt.

Von den zahlreichen Exponaten hier nur zwei, die dem Homo ludens gewidmet sind: eine Terracotta-Puppe


und ein Würfel,


beide aus der Zeit um 500 v.u.Z.

Mein Reiseziel, den Campingplatz bei Punta Alice, habe ich erreicht, mein Nebenziel mit Temperaturen von derzeit 17 Grad C bei bewölktem Himmel sehe ich ebenfalls als erfüllt an. Mutig habe ich den letzten freien Platz mit Meerblick eingenommen.


Dauercamper mit Erfahrung rieten allerdings von dieser Pole Position ab: böiger Wind habe schon Vorzelte verfetzt, salzhaltige Gischt lasse das Material im Allgemeinen und die Bremsscheiben im Besonderen leiden und mitunter bleckt die See an die Reifen. Wieso höre ich nicht auf solch kluge Leute?

2010-12-18

Vorzeichenwechsel

737 km und zehn Stunden Bruttofahrzeit liegen heute zwischen -8 Grad C bei Como (ich habe eine in den Zeiten von Wärmedämmung und Doppelverglasungen ausgestorben geglaubte Spezies - Eisblumen - zunächst von der Innenseite aller Fahrerhausfenster abkratzen müssen) und +8 Grad C (auch noch jetzt um 17:30 Uhr) bei Termoli direkt an der Adria. Etwas überrascht war ich schon, zu sehen, dass sich noch tief in den Süden bis Pescara eine Schneedecke über die Küstenlandschaft gelegt hatte.

Eine gute Buchhaltung macht sich jetzt bezahlt: diesen Übernachtungsplatz hatte ich bereits vor gut einem Jahr genutzt und mir seinerzeit die Koordinaten notiert. Beim Gang an den Strand stellte sich schon ein leichtes Dejavu-Gefühl ein.

2010-12-17

Weisse Scheisse

So richtig vertragen sich mein Wohnmobil und dieser Winter mit seinen Schneefällen nicht. Vielleicht sind es auch schon die ersten Alterserscheinungen meines Fahrzeugs?

So wird offensichtlich der Taster, der das korrekte Einfahren der Trittstufe an der Aufbautür überwacht, durch etwas Schneematsch blockiert. Entweder höre ich deshalb einen hochfrequenten Warnton oder ich leide an Tinnitus, sobald das Wohnmobil gestartet wurde.

So wird durch eine Fehlkonstruktion - Hymer mag es anders sehen - das Wasser der Scheibenwaschanlage durch drei dünne Kunststoffschläuche zu den Scheibenwischern geführt. Die Kombination von Neuschnee und Wind Chill führt während der Fahrt häufiger zur Bildung eines Eispanzers um diese Kunststoffschläuche. Scheibenwischer wischen mitunter. Richtig: Der Eispanzer bricht dabei und mit ihm die Kunststoffschläuche. Diese Erfahrung ist besonders prickelnd, wenn man bei der Einfahrt in einen kilometerlangen Tunnel der verspritzten Windschutzscheibe gewahr wird und die Scheibenwischer den Schmier dann nur schön verteilen, statt ihn fortzuschwemmen.

Hier etwas südlich von Como ist die Landschaft zwar noch tief verschneit, aber ich hoffe, diese witterungsbedingten Probleme bei meiner weiteren Fahrt in den Süden Italiens für einige Zeit hinter mir zu wissen.

2010-12-10

JMStV

Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein neuer Geniestreich einiger Landespolitiker. Unter dem Vorwand, Kinder und Jugendliche von "entwicklungsbeeinträchtigenden Inhalten" fernzuhalten, werden nach der Novelle zum JugendMedienschutzStaatsVertrag ab 2011-01-01 alle, die Inhalte ins Web stellen, gezwungen, diese mit Altersstufen zu kennzeichnen. Einerlei, ob diese Inhalte seit Jahren in den Weiten der Webserver vor sich hinschlummern oder als Kommentar zu einem Blogeintrag vor zehn Sekunden geschrieben wurden. Wer glaubt, es sich mit einer pauschalen Altersfreigabe seiner Inhalte beispielsweise "ab 12 Jahren" einfach machen zu können, hat leider die Details des JMStV nicht beachtet: entweder darf solch eine Website nur noch zu bestimmten Zeiten (wie zwischen 22:00 und 06:00) erreichbar sein oder muss durch andere Maßnahmen wie eine vorgeschaltete Ausweisnummerkontrolle das Alter der User kontrollieren. Bei Nichtbeachtung dieser Vorschriften ist eine Abmahnwelle durch selbsternannte "Jugendschützer" zu befürchten.

Mit diesem Gesetz (auch wenn es "Staatsvertrag" heißt) wird mit Methoden von gestern versucht, Medien von heute zu kontrollieren. Dieser Versuch ist zum Scheitern verurteilt, weil er die Realitäten des Webs ignoriert und intelligentere Methoden einer usergesteuerten sozialen Kontrolle von Webinhalten nicht berücksichtigt.

Ich bitte alle Leser dieses Blogs, sich mit den Details des JMStV vertraut zu machen, sich selbst hierzu eine Meinung zu bilden und dann gegebenenfalls ihre Ablehnung dieses Gesetzes auszudrücken.