2012-03-25

Auf dem Piratenschiff

Petitionen, Ratsbegehren, Bürgerfragestunden, Bürgerbegehren, Bürgerentscheide, Bürgerbefragungen, Bürgerinitiativen.

Die gesamte Klaviatur der derzeit möglichen Maßnahmen zur Einflußnahme während einer Legislaturperiode durch den gemeinen Bürger wurde heute auf dem ersten "Hessen-Campus" der Piratenpartei kurz vor-, gegenüber- und zur Diskussion gestellt. Mit dem Anspruch, mehr Demokratie zu wagen (und damit in die Fußstapfen eines Willy Brandt zu steigen), treten die Piraten auf. Und wie die heutige Wahl im Saarland zeigte, erfolgreich und mit überraschenden Ergebnissen für manche der "Altparteien".


Der Workshop zum Thema "Mehr direkte Demokratie" war allerdings nur einer von insgesamt neun Veranstaltungen, in denen weitere Themen wie die Energiewende, Fluglärm, Bildungsprogramme oder die Abgrenzung von Grundsatzprogrammen, Wahlprogrammen und Positionspapieren besprochen wurden.
In einer Stadthalle im Rodgau trafen sich dazu um die 40 Piraten, die den gängigen Klischees zum großen Teil entsprachen: männlich, internet-affin und mit einem Laptop an fast jedem Platz. Ich bin gespannt, welchen Einfluss diese junge Partei auf die Strukturen der politischen Meinungsbildung und Gestaltung unseres Gemeinwesens noch ausüben wird.

Mein abendlicher Besuch eines Querflöten- und Orgelkonzerts mit Werken von Telemann, Bach und Blavet in einer Bad Homburger Kirche bildete einen netten Kontrapunkt zur Parteiveranstaltung ...

Kopfstand

1969 war ein bedeutendes Jahr für die Welt der Kultur. In jenem Jahr begann Georg Baselitz die "Motivumkehr".

Derzeit werden im Sinclair-Haus in Bad Homburg, organisiert von der Altana-Kulturstiftung, einige Dutzend Werke dieses Künstlers ausgestellt. Unter dem Titel "Ästhetik der Natur" sind seine Zeichnungen und Gemälde zu finden, die entweder seeehr abstrakt oder - wenn halbwegs gegenständlich - nur nach einer persönlichen 180-Grad-Drehung zu erkennen sind.

"Die Hierarchie, in der der Himmel oben und die Erde unten ist, ist ja ohnehin nur eine Verabredung, eine, an die wir uns alle gewöhnt haben, an die man allerdings durchaus nicht glauben muss." (Georg Baselitz, 1984)

Ups, jetzt habe ich sein Gemälde leider verkehrt herum hier eingebaut. Sorry!

Ich gestehe: ich habe Zugangsprobleme zum Oeuvre dieses Künstlers. Mein gestriger Ausstellungsbesuch hat mich eher verwirrt ...

2012-03-11

Museumstag

Ein Tag, an dem der Himmel über Frankfurt sich nicht zwischen Spätwinter und Frühfrühling entscheiden konnte, ...


... bot sich zum Besuchen einiger der Frankfurter Museen an. In das Deutsche Filmmuseum mit seinen Sammlungen zur Kinematographie und seinen Requisiten wie der Blechtrommel ...


... und diesem Alien-Kostüm ...


... lockte mich eine Sonderausstellung zu Charlie Chaplin.


In Endlosschleifen liefen zwar einige seiner Kurzfilme. Der Schwerpunkt der Ausstellung lag allerdings auf der Vermarktung der Ikone "Charlie Chaplin", sei es zweidimensional ...


... oder dreidimensional, hier leider hinter fotounfreundlichen Gaze-Verhüllungen.


Wenige hundert Meter weiter führte eine Sonderausstellung "Chinesische Dinge" im Museum für angewandte Kunst in die Besonderheiten der chinesischen Alltagswelt ...


... mit ihrer mitunter mythisch überhöhten Verwendung rotgefärbter Textilien.


Den Abschluß bildete auf dem Main-Nordufer das Caricatura Museum für komische Kunst mit seiner Sonderausstellung zu Tomi Ungerer.


Möge das Leben bunt wie ein Ungererscher Hasenfurz bleiben ...

2012-03-09

Mit Pauken und Vuvuzelas

Gestern Abend wurde mit einem Großen Zapfenstreich der ehemalige Bundespräsindent Wulff aus seinem Amt entlassen. Auf mich wirkte diese Zeremonie mit ihrem Tschingdarassabum und ihrer Fackelillumination seltsam anachronistisch. Angefangen vom Strammstehen in Reih und Glied über die Bekleidung mit ihrem harten Kontrast zwischen dem martialisch wirkenden Gefechtshelm M92 und dem Großen Dienstanzug mit schwarzem Lederkoppel bis hin zum Kommando "Helm ab zum Gebet!".


Die Existenz des beim Zapfenstreichs paradierenden Wachbatallions wird durch den "protokollarischen Ehrendienst" gerechtfertigt. Hat eine Zivilgesellschaft wie unsere es überhaupt noch nötig, sich protokollarisch durch Ehrengarden vertreten zu lassen? Um wievieles sympathischer käme unsere Bundesrepublik rüber, wenn beispielsweise Staatsgäste nicht mehr mit kriegerisch wirkenden Formationen eines Wachbatallions, sondern mit einem Spalier von Kindern, die Europafähnchen schwingen, empfangen würden?