2009-04-21
2009-04-18
Die Höhle von Lascaux
Weniger als zwei Kilometer von Montignac entfernt wurde 1940 eine Sammlung von Zeichnungen entdeckt, die in ihrer Kunstfertigkeit in Europa vielleicht noch mit denjenigen in der Höhle von Altamira in Nordspanien ebenbürtig ist - und wie diese ca. 17000 Jahre alt ist. Teilweise in Überlebensgröße sind zahlreiche Tiere wie Pferde, Rinder, Rehe, Hirsche und Braunbären, aber auch ausgestorbene Spezies wie ein Wollnashorn in die Höhlenwände gezeichnet, skizziert oder geritzt worden.
Und dies alles in einer das Wesen dieser Tiere gelungen wiedergebenden Technik ...
Die ursprüngliche Mutmaßung, dass hiermit die typischen Beutetiere dargestellt oder das Jagdglück beschworen werden soll, wird in der Zwischenzeit infrage gestellt. Knochenfunde haben belegt, dass die Cro-Magnon-Menschen jener Zeit sich überwiegend von erbeuteten Rentieren ernährten - und von denen ist keines dargestellt. Archäologen, die vielleicht in einer fernen Zukunft, jenseits aller schriftlichen Aufzeichnungen, einmal eine christliche Felsenkirche ausgraben, werden auch nicht schlussfolgern dürfen, dass bei jeder Geburt ein Ochse und ein Esel die menschliche Geburt bezeugen müssen oder das menschliche Leben auf einem Kreuz üblicherweise endet ...
Meine Reise hat mich heute am Rande des Zentralmassivs entlang, vorbei an Lyon - wo sich der Weg meines Wohnmobils und der Weg der E 70 endlich trennten - und mit Blick auf die schneebedeckten Hänge am Südufer des Lac Leman, die von der Abendsonne in ein Zartrosa getunkt wurden, bis zu einem Autohof bei Freiburg geführt. Deutschland hat mich wieder!
2009-04-16
Zwischenstopp in der Dordogne
Ich sitze am Ufer der Vezere und blicke auf die gegenüberliegenden Häuser, die den pittoreken Charme vergangener glanzvollerer Zeiten tragen. Über ihnen wacht eine Burg, deren älteste Teile zwar aus dem 10. Jahrhundert stammen, an der aber nachfolgende Stile und Jahrhunderte ihre Marken gesetzt haben.
Kaum zu glauben, dass dieser kleine Ort einmal die militärische Hauptstadt des Perigords war.
Blick über das Abendessen hinweg auf ein spätmittelalterliches Hospital.
Ein Hinweisschild an der Autobahn (übrigens immer noch die E 70) hat mich verleitet, nach der Fahrt durch die faszinierenden Berge des spanischen Baskenlandes und der Ebenen Aquitaniens mein ursprüngliches Tagesziel Clermont-Ferrand aufzugeben und eine weitere Übernachtung in diesem uralten Kulturland des Perigords einzuplanen.
Was auf diesem Hinweisschild stand, um mich hierher, nach Montignac, zu locken ... dazu morgen mehr - es sei denn, einer der geneigten Leser dieses Blogs äußert hier einen Verdacht ...
2009-04-15
E 70
Diese Autobahn - soweit sie schon ausgebaut ist - eine der landschaftlich reizvollsten, die ich bislang befahren habe. Häufig öffnet sich nach Norden der Blick auf einzelne Buchten des Atlantiks, während nach Süden hin fast immer anfangs bewaldete, später spärlicher mit Buschwerk und Gestrüpp bewachsene Mittelgebirge zu sehen sind.
Durch diese Landschaft zieht sich die E 70 mit einigen spektakulären Viadukten. Bis auf überschaubare Abschnitte, an denen Baumfäll- und größere Erdarbeiten auf die Vervollständigung hindeuten, lässt sie sich zügig - und fast vollständig mautfrei - befahren. So habe ich heute für die gesamte Strecke zwischen dem Cabo Fisterra und meinem Tagesziel, Liendo, einem kleinen Kaff ca. 50 km westlich von Bilbao, gerade mal 1,7 Euro an Autobahnmaut entrichten müssen. Ganz so preiswert wird es morgen auf den verbleibenden spanischen und französischen Autobahnen für mich nicht weitergehen.
2009-04-14
Rollin' home
Im Tagesschau-Wetterfilm bewegt sich das "T" über dem Golfo de Vizcaya genau auf die Ecke Galiciens zu, in der sich mein Wohnmobil gerade aufhält. Damit die beiden verbunden bleiben, werde ich versuchen, ab morgen früh mit der Zugrichtung des Tiefdruckgebiets mitzuhalten ...
Noch mehr Ende vom Land
Ich habe mich entschlossen, noch einen weiteren Tag am Cabo Fisterra zu verbringen.
Das erfrischende atlantische Wetter (der Regenschirm ist bei jeder Wanderung griffbereit), die Abgeschiedenheit (es gibt definitiv keinen Durchgangsverkehr) und die Naturnähe erleichtern mir diese Entscheidung.
Vereinzelt suchen romantisch veranlagte Autofahrer diesen Punkt auf, um der Abendsonne bei ihrem Untergang zuzusehen.
2009-04-13
Das Ende vom Land
Von den Römern "Finis terrae" genannt, soll hier, am Cabo de Fisterra, der westlichste Zipfel Spaniens liegen. Soll ...
Genauso wenig, wie das Nordkap die nördlichste Ecke Kontinentaleuropas ist, genauso wenig gebührt dieser Titel diesem Kap. Aber das wenige Kilometer weiter nördlich und einige hunderte Meter weiter westlich liegende Cabo da Nave ist nun mal verkehrsmäßig nicht so gut angebunden.
Einige der Wanderer, denen das Eintreffen in Santiago de Compostela nicht reicht, setzen ihre Wanderung auf dem Jakobsweg bis hierher fort, um unterhalb des Leuchtturms von Fisterra ein Kleidungsstück zu verbrennen.
Für kurze Zeit ließen Wind und Wetter dies sogar vorhin unkompliziert zu - wenn sich denn Pilger zu diesem Ritus eingefunden hätten.
(Kein Pilger)
Grenzfragen
Ich habe soeben bei Valences die älteste, noch bestehende Grenze zwischen zwei europäischen Staaten überquert. Seit dem Frieden von Zamora (1143 n.u.Z.) markiert der Minho als Grenzfluss die Trennlinie zwischen der damaligen Grafschaft Portucale und dem Königreich Kastilien und Leon. Heute ist außer einem Hinweisschild auf "Espanha" von der Grenze kaum noch etwas zu merken. Ok, der Galao heisst wieder Cafe con Leche und in Cafeterias wird wieder gepafft (nach der sauberen Luft in Portugal seeehr gewöhnungsbedürftig).
Meine ersten abschließenden Eindrücke aus Portugal: Obwohl es am Rande Europas liegt (oder gerade deswegen?), wirkt es auf mich weltoffener als Spanien. Die Bezüge zur Europäischen Union sind deutlicher erkennbar als in Spanien, mit englisch kommt man gerade im Gespräch mit jüngeren Portugiesen deutlich häufiger klar als beispielsweise gegenüber den Spaniern. Viele (semi)offizielle Hinweise auf Infotafeln sind neben portugiesisch auch halbwegs konsequent in englisch gehalten.
Der leichte Dauernieselregen, vereinzelte Nebelbänke und Temperaturen von 9'C erleichtern den Abschied aus Portugal ...
Mein neues Navigationssystem lotst mich fernab der Autobahnen mitunter auf idyllischen Schleichwegen durch Galicien,
vorbei an einigen dieser hier typischen aufgeständerten, mäusesicheren Kornspeicher, den "Horreos".
2009-04-12
Lagrima oder Tawny?
Während der Lagrima anfangs leicht kratzig und der Tawny abgerundet und mild schmeckte, haben sich jetzt, nachdem die beiden Proben Zimmertemperatur angenommen haben, die Geschmacksnoten etwas verschoben.
Der Tawny wirkt jetzt etwas aufdringlich, während der Lagrima seine rosinenartige Note stärker ausspielt. Beides sind süße Portweine und ich befinde mich, wie der aufmerksame Leser vielleicht schon annahm, in einem "Wine Tasting Shop" in der Metropole des Portweins, in Porto.
Etymologisch gesehen ist dies auch das Herz Portugals. Die Römer tauften vor 2000 Jahren die Siedlungen am nördlichen Douro-Ufer "Portus"
und am gegenüberliegenden Ufer "Cale".
Aus der Verschmelzung der beiden Namen, Portucale, rührte die Bezeichnung für das Königreich Portugal her.
Hier im Wine Tasting Shop sitzen um mich herum überraschenderweise keine Touristen, sondern Portugiesen, die in ihrer Fünfer- bis Siebenergruppe ihren sonntäglichen Stammtisch abzuhalten scheinen. Gelegentlich wird eine volle Flasche Portwein von einem der Teilnehmer in den Kreis eingebracht und gemeinschaftlich geleert.
Wahrscheinlich werde ich mich für eine Flasche Barros Lagrima als Souvenir entscheiden ...
Um mich der Stadt noch etwas zu nähern und meinen Blutalkoholanteil zu reduzieren, unternehme ich - neben einer Gruppe jugendlicher dynamischer Brasilianer -
eine Fahrt auf dem Douro bis kurz vor seiner Mündung in den Atlantik.
Um den Blutalkoholanteil wieder etwas zu erhöhen, beschließe ich den Tag mit einer Führung und Portwein-Degustation bei Sandeman in Vila Nova de Gaia, dem ehemaligen Cale.
Portwein wird, wie auch der Sherry, durch Zusatz von Alkohol zu Beginn seiner Lagerzeit "aufgestärkt". Während Sherry durch Verschnitt und die Methode der Solera keinem Jahrgang zugeordnet werden kann, gibt es beim Portwein durchaus Jahrgangsweine. Gelagert werden beide Arten wiederum während ihrer Reifung ("Ausbau") in Eichenfässern.
Ein abschließender Blick vom Sandeman-Verkaufsraum aus hinauf nach Porto ...
2009-04-11
Noch mehr altes Gemäuer in Hanglage
Ich bin froh, nicht in Coimbra zu wohnen. Nicht, dass die Stadt nicht ihre Reize hätte. So beherbergt sie beispielsweise Portugals älteste Universität (gegründet 1290 n.u.Z.) und die festungsartig gebaute Kathedrale "Se Velha" gilt als der schönste romanische Bau Portugals.
Ein Blick in den 1218 n.u.Z. erbauten Kreuzgang der Kathedrale.
Gut, die direkt östlich an das historische Universitätsgelände angrenzenden Institutsneubauten haben für mich den Charme sozialistischer Zweckbauten der frühen 1960er Jahre
und die "neue" Kirche (Se Nova) aus dem Jahr 1598 hat auch ihre Reize. Nein, was mir hier wirklich zu schaffen macht, ist das Gewirr kleiner, steiler, teilweise betreppter Gassen, die einen hinauf und nach der nächsten Straßenecke unerwartet wieder hinab führen.
Es ist - zumindest für einen unvertrauten Tagestouristen wie mich - nicht ganz einfach, die einmal gewonnene potentielle Energie nicht wieder zu verlieren ...
Convento da Ordem de Cristo
(Außenmauern im Eingangsbereich)
und der fast kreisförmigen Rotunde der ehemaligen Templerkirche
(Außenansicht)
(Innenansicht)
wurde die Anlage um 1550 durch mehrere Kreuzgänge erweitert, von denen der Große Kreuzgang als Meisterwerk klassizistischer Baukunst gilt.
An vielen Stellen sind Beispiele des manuelinischen Zierwerks zu finden, dass in der Anerkennung der Erfolge der portugiesischen Seefahrt Schifffahrtsmotiven wie Tauwerk oder Knoten, in Stein gehauen, enthält.
Nur ein Wasserspeier ...
2009-04-10
Tomar
Ungefähr 35 kurvige Straßenkilometer östlich von Fatima liegt Tomar. In dieser Stadt hat eine meiner Schwestern vor Jahrzehnten ein Jahr lang gelebt und geliebt.
Auf mich macht die Stadt einen ruhigen Eindruck. Dazu passt so eine Attraktion wie das "Museo dos Fosforos", in dem die umfangreichste Streichholzschachtelsammlung Europas ausgestellt ist.
Streichholzschachteln aus allen Epochen sind hier zu finden ...
In der Rua Joaquim Jacinto befindet sich das "Museo Luso-Hebraico" in der besterhaltenen Synagoge Portugals aus der Zeit vor dem 16. Jahrhundert
mit einer kleinen Sammlung jüdischer Sakralgegenstände.
Für morgen Vormittag steht ein Besuch in einer Templerburg aus dem 12. Jahrhundert, die über der Stadt thront, auf dem Programm.
Ich habe meinen Platz für diese Nacht an der Varzea Grande gefunden. Leider hat ein Zirkus ebenfalls diesen an sich weitläufigen Ort gewählt. Bombastische Musik tönt jetzt schon aus dem Zelt. Ausnahmsweise hätte ich jetzt keine Einwände, wenn der Karfreitag auch in Portugal als stiller Feiertag begangen würde ;-)
2009-04-09
Unsere liebe Frau von X
Lust auf ein kleines Ratespiel? Wie heisst der Ort "X", in dem ich mich derzeit aufhalte?
1. Er trägt den Namen eines Kindes des "Propheten" Mohammed.
2. Über ihm tanzte 1917-10-13 für ca. 70000 Menschen die Sonne, für drei Hirtenkinder erschien eine Lichtgestalt und zu einem der drei sprach sie.
3. Der Anführer einer größeren Aber-Glaubensgemeinschaft behauptete, dass er sein Überleben nach einem Attentatsversuch nicht der Kunst der Chirurgen, sondern der kugelablenkenden Hand der "lieben Frau von X" zu verdanken habe. Darüber hinaus vertraute er 1984 in X nichts geringeres als die gesamte Welt dem "Unbefleckten Herzen Mariens" an.
4. In X liegt der größte Kirchenvorplatz dieser Erde, doppelt so groß wie der Petersplatz in Rom.
5. In X steht der mit 9000 Sitzplätzen bislang größte Kirchenneubau dieses Jahrtausends.
Nein, nicht dieser hier. Dies ist nur die Erscheinungskapelle, 1921 fertiggestellt und in der Zwischenzeit matrjoschkamäßig wiederum überdacht.
Diese hier ist gemeint:
6. Eine Besonderheit dieses Ortes scheint zu sein, dass man hier gerne auf Knien rutschend das "Heiligtum", die Erscheinungskapelle, umkreist.
Man beachte den Handlauf in Kniewatschelhöhe ...
7. Eine weitere Besonderheit ist die Vergeudung einer Unmenge von Kerzen
und anderen Stearin- oder Paraffinprodukten
in einer Art Brennofen,
wobei neben diesem Kerzengestell noch weitere offene Öfen standen, in die man die Kerzen nur noch bündelweise hineinwarf. Dieses Kerzenopfer kann wirklich bleibende Eindrücke hinterlassen: ich beobachtete eine Dame, der beim vergeblichen Versuch, ihre Kerze vor dem Verbiegen zu schützen, diese vollständig umknickte und die dabei einen Brandfleck auf ihrer Strickjacke hinterließ.
Na, wer weiss als erster die Antwort? Wie heißt der Ort "X"?