2008-11-25

Auf direktem Weg von A nach B


Von A wie Avignon (oder korrekter: dem Parkplatz direkt an der Autobahnausfahrt Remoulins) nach B wie Bad Homburg. In Zahlen: ca. 940 Kilometer, ca 11 Stunden reine Fahrtzeit, genau 41,1 Euro an Mautgebühren. Die zeitraubende Gurkerei über die französischen Nationalstraßen, mit zahlreichen Kreisverkehren, Asphaltbodenschwellen und engen Ortsdurchfahrten wollte ich mir auf dem Rückweg in die Heimat nicht erneut antun.

Mal schauen, ob ich gleich noch in meinem Home, sweet home meine Waschmaschine auf die Arbeit der kommenden Tage einstimme ...


Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn habe ich die Eckdaten der WoMo-Stellplätze, soweit erinnerlich und relevant, hier zusammen- und nachgetragen:

Stellplatz-Nachlese Spanientour 2008-11

Ort
Straße
Kommentar

Girona
Carrer de Pedret (Richtung S), auf Parkstreifen parallel zum Fluss
relativ ruhig, eben, asphaltiert, kostenlos, Platz für ca. 3 WoMos

El Port de la Selva
Carrer Selva de Mar, Kreuzung Carrer Llanca (Marktplatz)
ruhig, eben, asphaltiert, kostenlos, Platz für ca. 20 WoMos

Barcelona
Avinguda Liroral (Richtung NO), unmittelbar vor Kreuzung mit Carrer de Bac de Roda
laut (direkt neben verkehrsreicher Straße), eben, asphaltiert, eigentlich nur für Dauerparker, 12 EUR/Nacht, bewacht, Platz für ca. 12 WoMos

Tossa de Mar
Carrer de Francesc Masia i Llussa, Kreuzung Carrer de Lluis Companys
ruhig, uneben/schräg, teilweise geschottert/unbefestigt, kostenlos, Platz für ca. 12 WoMos

Toledo
Calle de Mejico / Camino del Molinero, großer Parkplatz zwischen Calle de Mejico / Camino del Molinero und Av de Carlos III
ruhig, eben, unbefestigt, kostenlos, Platz für > 20 WoMos

Sevilla
Camino de los Descubrimintos (Zufahrt von S), Parkplatz zwischen Camino de los Descubrimientos und Guadalquivir
laut, eben, teilweise asphaltiert/unbefestigt, 0,7 EUR/Tag (offiziell, für WoMos ggf. teurer), Platz für ca. 10 WoMos

Jerez de la Frontera
Calle de Fernando de la Cuadra, Kreuzung Calle Parque Sandeman (Straßenrand-Parkplatz)
relativ ruhig, eben, asphaltiert, kostenlos, Platz für ca. 3 WoMos

El Puerto de Santa Maria
Parkplatz am Bahnhof (Straßenrand-Parkplatz), zwischen CA-32 und Bahnlinie, nahe Plaza de la Estacion
relativ ruhig (Sackgasse), eben, asphaltiert, 1 EUR/Tag, Platz für ca. 12 WoMos

Cadiz
Paseo del Almirante Pascual Pery (Straßenrand-Parkplatz), direkt an der Kaimauer
ruhig (Sackgasse), eben, asphaltiert, kostenlos, Platz für > 20 WoMos

Tarifa
Parkplatz am Südende der Zufahrtstraße zur Isla de Tarifa, kurz vor der "zona militar"
ruhig, eben, befestigt, kostenlos, Platz für 3 WoMos (sobald die Abendbesucher ihre PKW weggefahren haben)

La Linea de la Concepcion (Gibraltar)
Östliche Verlängerung der Calle Focona, direkt neben der Sportarena
ruhig (Sackgasse), eben, asphaltiert, kostenlos, Platz für ca. 12 WoMos

Ronda
Platz westlich der Calle Forgione (05°10'14"W, 36°45'03"N)
ruhig, etwas uneben, asphaltiert, kostenlos, Platz für ca. 5 WoMos

Granada
Carretera de la Zubia, Nähe Calle Torre de la Polvora (03°35'32"W, 37°09'13"N)
laut, eben, asphaltiert, kostenlos, ein WoMo belegt Platz für drei querparkende PKW

Merida
Calle de Anas, Kreuzung Calle de los Aguadores (Nähe Flussufer)
ruhig, eben, asphaltiert, kostenlos, Platz für ca 6 WoMos

Caceres
Calle Jose Luis Cotallo, Parkplätze gegenüber dem Schwimmbad (piscine), am Parque de Principe (06°22'49"W, 39°28'31"N)
nachts ruhig, ggf. schräg, asphaltiert, kostenlos, Platz für > 20 WoMos

Burgos
Calle Serramagna (Straßenrand-Parkplatz) (03°42'57"W, 42°20'31"N)
relativ ruhig, eben, asphaltiert, kostenlos, Platz nur für vereinzelte WoMos

Pamplona
Calle de la Biurdana, westlich des Camino de Biurdana-Kreisverkehrs (Straßenrand-Parkplatz, nahe der Schule) (01°39'33"W, 42°49'11"N)
nachts zeitweise unruhig, eben, asphaltiert, kostenlos, vereinzelte Plätze für WoMos

2008-11-24

Carcassonne

Ein Versuch einer Annäherung in Varianten

Die spielerische Annäherung
Carcassonne ist ein Legespiel, das ein Jahr nach seiner Veröffentlichung diverse Spielepreise (wie "Spiel des Jahres 2001" oder "Deutscher Spielepreis 2001") einheimste. In der Zwischenzeit wurde dieses Spiel über 3 Millionen Mal verkauft, einmal davon auch an mich. Ich begann, mich für die namensstiftende Stadt etwas zu interessieren. Diese Informationen weckten mein Interesse an einem Besuch.

Die neuzeitliche Annäherung
Carcassonne ist eine südfranzösische Stadt mit ca. 45000 Einwohnern. Sie ist Hauptstadt des Departments Aude. Ungefähr auf halbem Weg zwischen Hafenstädten am Mittelmeer wie Narbonne und der Halb-Millionen-Metropole Toulouse gelegen, ist seine Neustadt relativ gesichtslos und austauschbar.

Die geschichtliche Annäherung
Oppidum Gallicum, an der Verkehrsverbindung vom Mittelmeer zum Atlantik gelegene römische Stadt, strategische Grenzmark als südlichster Vorposten des französischen Königreich zu einer Zeit, als der Hoheitsbereich des spanischen Königreichs Aragon sich noch weit ins nördliche Vorland der Pyrenäen erstreckte, wohlhabende mittelalterliche Stadt, Heim der Katharer, einer christlichen Sekte, die sich von der offiziellen Lehre der katholischen Kirche stark unterschied und daher folgerichtig, vom Papst initiiert, im 13. Jahrhundert verfolgt und ausgerottet wurde, königliche Festung, großes Zentrum der Textilproduktion während des 17. und 18. Jahrhunderts, wichtiger Zeitzeuge für die Wiederentdeckung des Mittelalters im 19. Jahrhundert. Die Cite, die befestigte Altstadt, steht zusammen mit dem Canal Du Midi, der an der Unterstadt vorbeifließt, auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste. (teilweise zitiert aus: Jean-Pierre Panouille, Carcassonne - Geschichte und Architektur, Editions Ouest-France, Rennes, 1999)


Die subjektive Annäherung
Der Anblick der zinnen- und turmbewehrten Anlage der Cite übertrifft meine Erwartungen. Eine solch intakte Befestigung, mit umlaufenden Doppelmauern zum Schutz der Altstadt, wie sie sich bereits im 13. Jahrhundert dem Betrachter darbot, habe ich bisher noch nicht gesehen.



Gut, die Marksburg am Mittelrhein ist auch noch nie zerstört worden und Rothenburg o. d. T. hat auch noch seine umlaufende Stadtmauer, aber hier strahlt eine komplette Stadt mit ihrer trutzigen Burg Wehrhaftigkeit aus. Der Eindruck wird auch nicht durch das Wissen getrübt, dass die gesamte Anlage erst durch eine Anstrengung der Restauratoren in der Mitte des 19. Jahrhunderts in ihr mittelalterlichen Gesamtbild zurückgeführt wurde.



Nach diesem letzten architektonischen Sahnehäubchen kann jetzt endlich meine Heimreise wirklich beginnen.

2008-11-23

150 Jahre Phantasieanbetung



Ein vierzehnjähriges Mädchen sieht in seiner Vorstellung etwas, was außer ihm keiner der Anwesenden wahrnimmt. Diese Vorstellungen wiederholen sich in Varianten in einem Frühjahr vor 150 Jahren siebzehn Mal. Es gelingt ihm, andere Leichtgläubige von der Realität seiner Phantasien zu überzeugen. Eine Anbetungsstätte wird über dem Erscheinungsort, einer Grotte, errichtet, weitere Leichtgläubige wallfahren zu dieser Kirche, füllen sich "heilkräftiges Wasser", was an der Grotte entspringt, ab, betasten die kalten, feuchten Steine der Grotte voller Ehrfurcht, die darüber schon ganz speckig wurden. Vor und neben der ersten Kirche werden zahlreiche weitere erbaut. Für den jeweils diensthabenden "größten Brückenbauer" der Sekte, die diesen Schwachsinn maßgeblich fördert, gehört es in der Zwischenzeit zu den Selbstverständlichkeiten, diesem Ort während seiner Amtzeit einen Besuch abzustatten und damit die "Heiligkeit" dieses Ortes weiter zu steigern.

Na, wie heißt dieser Ort am Fuß der Pyrenäen, in dem ich mich jetzt aufhalte?

Einige Aufnahmen, zu denen ich mir die Kommentare verkneife ...














2008-11-22

Von Volker -> AnDorra

Es gibt Staaten, die so abgelegen, so klein, so unauffällig über die Jahrhunderte hinweg waren, dass sie bis heute ihre relative Selbstständigkeit bewahren konnten. In manchen phantastischen Erzählungen und verwandten Verfilmungen treten in solchen Staaten entweder supergerechte Könige oder Superschurken auf, die ihr Land hinter den sieben Bergen märchenhaft beherrschen.

Andorra hat leider wenig märchenhaftes an sich. Es gibt nur eine einzige Durchgangsstraße durch dieses Fürstentum, die auch nur von Spanien aus relativ unkompliziert befahren werden kann.

(hier kurz vor der Zollkontrolle zwischen Spanien und Andorra)

Um auf dieser Straße weiter nach Frankreich zu gelangen, ist erst ein über 2400 Meter hoher Pass zu überwinden. Am Grenzübertritt von Andorra nach Spanien mussten Autofahrer reihenweise ihre Kofferräume inspizieren lassen, eine Szene, die ich mitten im Europa für vergangen gehalten hatte.

Das enge Tal, durch das sich die Straße windet, ist, wo genügend Platz zu finden war, mit Supermärkten, Spirituosengeschäften, Tankstellen und ähnlichem gefüllt. Manche Steuererleichterungen machen hier offensichtlich das Einkaufen attraktiv; ein Liter Diesel z. B. kostet hier zwischen 0,86 Euro und 0,89 Euro.

Die "Hauptstadt", Andorra la Vella, ist leider absolut wohnmobilunfreundlich. In der gesamten Stadt gilt ein Parkverbot für WoMos, leider auch auf dem offiziellen Busparkplatz. Auch gut, habe ich eben kein Geld dort ausgegeben.


Meine Winterreifen, die ich selbstverständlich schon montiert habe, habe sich an einigen Passagen während des Passaufstiegs beweisen können. Für manche wagemutigen Motorradfahrer war dies der Point of Return. In der Zwischenzeit bin ich wieder in France, um noch ein, zwei Städte am nördlichen Fuß der Pyrenäen zu besuchen.

2008-11-21

Es kam mir spanisch vor

Das Wetter bleibt den gesamten heutigen Nachmittag uselig, die geschlossene Wolkendecke ließ sich streckenweise zu einer lichten Nebelbank herab, die Temperaturen bleiben im mittleren einstelligen Grad Celsius-Bereich. Der für morgen vorgesehene Abschied aus Espana wird mir hiermit erleichtert.

Ich freue mich auch wieder auf eine Umgebung, in der ich mich verstanden fühlen kann. So wie der kurze Abstecher nach Gibraltar mir gut tat, weil ich dort auch mit Wildfremden tiefergehende Gespräche führen konnte, so freue ich mich auch wieder auf Deutschland, ja schon auf das erste "Ausfahrt"-Schild auf Schweizer Autobahnen nach der Überquerung des Rösti-Grabens. Der Sprachkurs, den ich vor Antritt meiner Reise absolvierte, half zumindest, einfache Fragen in Ruhe zusammenzubasteln, um mich damit in Spanien z.B. nach einer bestimmten Richtung zu erkundigen. Dass die Antworten darauf mir dann nur so entgegengeschossen kamen und häufig meine cerebrale Verarbeitungsgeschwindigkeit überforderten, ist eine andere Geschichte. Ich habe nicht erwartet, dass die Fremdsprachenkenntnisse des gemeinen Spaniers, insbesondere in Hinsicht auf die lingua franca moderna, das Englische, so mager sind. Wenn selbst MitarbeiterInnen in lokalen Tourismusbüros in überraschend vielen Fällen kein Englisch, von Deutsch ganz zu schweigen, können, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als für zukünftige Reisen hierher meine Spanisch-Kenntnisse kräftig auszubauen ...

2008-11-20

Pamplona/Iruna

Nicht, dass heute eventuell zwei Orte auf meinem Besuchsprogramm standen, nein, Pamplona ist der spanische, genauer kastilische Name der Stadt, Iruna der baskische. Obwohl ich in der BRD eher Meldungen über separatistische Strömungen im Baskenland als in Katalonien wahrgenommen habe, scheint mir der Umgang mit dem Spanischen hier in Euskadi (Baskenland in Baskisch) deutlich entspannter als rund um Barcelona, also in Katalonien, zu sein. Beide Sprachen (Euskera und spanisch) tauchen hier im Straßenbild gleichberechtigt auf. Im Zweifelsfall findet man eher eine rein spanische Beschreibung. Es erscheint aber auch sinnvoll, nicht nur auf die Lokalsprache, auf Euskera, zu setzen. Nach meiner Einschätzung verhält sich spanisch zu Euskera wie hochdeutsch zu ungarisch, während das Katalanisch eher mit dem Niederländisch zu vergleichen ist.

Pamplona bietet selbstverständlich wieder eine Kathedrale und ein Stadtmuseum. In der Kathedrale

(hier in der Abendsonne) hat mir der Profan-Bereich am besten gefallen.
Dazu gehört das Refektorium (der mittelalterliche Speisesaal der Mönche) und die daneben liegende Küche mit ihrem 27 m hohen Kamin. Kahle Wände lassen hier ein Echo erst nach ca. vier Sekunden verklingen - bei kirchenkonform leiser Klangvorgabe.


Im Stadtmuseum, richtiger als 'Museo de Navarra' dem kulturellen Erbe dieser Region Navarra verpflichtet, ist die - für mich in der Zwischenzeit übliche - Kollektion von regionalen Faustkeilen bis hin zu abstrakten Gemälden ortsansässiger zeitgenössischer Künstler zu finden.

November ist eindeutig off-season in Pamplona. Wie Burgos liegt auch diese Stadt auf dem Jakobsweg. Die einfachen Pilgerherbergen, die ich mal anschauen wollte, sind in beiden Städten geschlossen. Vereinzelte Wanderer werden an Pensionen oder Hotels verwiesen. Dass Pamplona vor Leben quirlt und "die Luft brennt", gilt wahrscheinlich eher für die Sommerszeit. Insbesondere für die zweite Juliwoche jedes Jahres, wenn jeweils gegen 08:00 Uhr Bullen in berechtigter Todesangst und testosterongesättigte Männer einander durch die Gassen Pamplonas treiben, vom Corralillos am Altstadtrand hinauf zur Plaza de Toros, der Stierkampfarena. Als ich heute diese Strecke ablief, war von dieser Hektik kaum was zu ahnen.

(Blick auf den Corralillos, dem Startplatz des Encierro)


(Plaza de toros, der Zieleinlauf)


(und die Theorie dazwischen)


(Häuserfront an der Calle de la Compania)


(Rathausfassade an der Plaza de Consistorial))


(Innenhof der Camara de Comptos de Navarra, dem ältesten Finanzverwaltungsgebäude Spaniens)

Am Rande: Südlich von Sevilla war meine Satellitenampfangsanlage wahrscheinlich überfordert, noch ein Astra-Signal zu empfangen. Keine Tagesschau, keine fremdbestimmte Zerstreuung. Immerhin habe ich auf diese Weise zwei Taschenbücher aus meiner Hausbibliothek weggelesen. Leider kann ich jetzt wieder Jauch & Cie. sehen ...

2008-11-19

Burgos

In den frühen Nachmittagstunden habe ich meinen privaten Stellplatz in einer Parallelstraße "dieser elend langen Allee" (O-Ton U.) gefunden. Diese Allee, eigentlich ein Park, der den Rio Arlanzon auf seinem Weg durch Burgos begleitet,

hat mich auf meinem Fußweg zur Kathedrale verläßlich geführt. Diese Kirche, ein zerklüftet-ziseliertes Gebirge aus hellem Sandstein und Spaniens drittgrößte Kathedrale, gefiel mir besonders durch eine moderne, multimediale Ausstellung zur Baugeschichte im Untergeschoss des Kreuzgangs.


Die Kathedrale im Modell von oben ...


... und im Original von unten.

Im "Museo de Burgos" legt man Wert darauf, nur Gemälde oder archäologische Funde auszustellen, die entweder aus dieser Stadt stammen oder für ihren Gebrauch hier angefertigt wurden. Irgendwann nimmt man die lokalen Besonderheiten z. B. der ausgestellten Faustkeile nicht mehr so richtig wahr ...

Aus der Sommersuche ist jetzt so langsam ein Winterfinden geworden. Hier im Norden erreichen die Sonnenstrahlen nicht mehr so verlässlich wie in Andalusien den gesamten Tag über den Erdboden. Die Tagestemperaturen pendeln auch nur noch zwischen 7 und 12 Grad. Und für etwas Wärme im Bett muss man auch noch alleine sorgen ...

2008-11-18

Merida und Caceres

In Merida hatte ich gestern Abend bei Dunkelheit auf einem Parkplatz nur noch einen freien Platz neben einem Container gefunden. Am Morgen, bei Tageslicht, entpuppte sich der Container als Kiosk und der Platz war auch nur noch frei, weil er durch eine gelbe Markierung als Parkverbotszone gekennzeichnet war. Durch den Kioskbetreiber wurde ich bei meinem Frühstück lautstark auf mein Fehlverhalten aufmerksam gemacht. Als ich - wie ihm mitgeteilt - nach 30 Minuten startklar war und wegfahren wollte, hatte er mich in der Zwischenzeit mit seinem PKW blockiert. Auf meine Frage, wann er seinen Wagen wegzufahren gedenke, fing er an, von "zu spät", "Polizei" und "Maut" zu reden. Nach einer kleinen Führung durch mein Wohnmobil, einem kleinen Schwätzchen darüber, dass er wie ich solo sei und einem Kauf eines "Cafe con Leche" an seinem Büdchen gab er den Weg schliesslich frei. Wir haben uns wie alte Freunde verabschiedet ...

Merida ist ein Muss für Liebhaber römischer Kunstschätze. So besitzt Merida nicht nur den längsten noch erhaltenen Viadukt, der von den Römern auf der iberischen Halbinsel gebaut wurde,


es bietet auch das besterhaltene (oder bestrestaurierte) römische Theater, das ich bisher gesehen habe; vielleicht mal abgesehen von dem in Leptis Magna in Libyen.


Ein Amphitheater gehört ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten, genauso wie das absolut besuchenswerte Nationalmuseum für römische Kunst (Museo Nacional de Arte Romano).

In weitläufigen Hallen, deren Architektur die römischen Stützbögen nachzeichnet, sind eine Fülle von Relikten aus der Zeit der römischen Besatzung zusammengetragen.


(Detail aus dem römischen Theater)

Caceres dagegen soll durch seine Renaissance-Bauten in seiner Altstadt besuchenswert sein. Vielleicht stellt sich so langsam ein 'cultural overload' bei mir ein, aber ich fand die Altstadt nicht sooo herausragend. Nett war die überwiegende Autofreiheit in den Gassen, weil die wenigsten Autos Stufen meistern. Treppauf und treppab ging es teilweise durch die Gassen mit kaum überfrachteten Gesimsen und Giebeln, Türmen und Toren. Im 'Museo Provicial' ist neben archäologischen Funden und Arbeitsgeräten der vergangenen Jahrhunderte eine Zisterne aus der Maurenzeit sehenswert. Neben der in Istanbul ist sie die weltweit größte aus jener Zeit und am höchsten Punkt der mittelalterlichen Stadt aus dem Fels gehauen.


Eine weitere Sehenswürdigkeit soll der schwarzhäutige (oder nur schwarzholzige?) Christus in der Kirche Santa Maria sein.


Mein Abendessen auf der Plaza Mayor in Caceres

bestand aus einer lokalen Spezialität, mit kandierten Eidottern überzogenen Schweineohren (dem Blätterteiggebäck, selbstverständlich!). Es hat trotzdem geschmeckt ...

2008-11-17

Adios, Andalucia - hola, Extremadura

Mein Übernachtungsplatz in Granada lag nicht nur an einer stark befahrenen Straße (der versiegende Verkehrslärm gegen 04:30 hat mich kurzzeitig geweckt), sondern auch praktischerweise 50 Meter von der Endhaltestelle der Buslinie 4 (Torre de la Polvora 1) entfernt. Mit den Linien 4 und 31 bin ich am Morgen zunächst zum Plaza San Salvador gefahren, mitten ins alte Maurenviertel Albaicin.

Über enge Gässchen, steil gewundene Straßen und zahlreiche Stufen ging es zum Carro del Darro, benannt nach dem daneben fließenden Rio Darro, und zur Kathedrale hinab. Das archäologische Museum in diesem Viertel hatte heute (Montag) leider geschlossen.

Mit dem Bau einer repräsentativen Kathedrale ließen sich die neuen Herren der Stadt keine Zeit.

Nicht nur, dass der Zeitpunkt der Schlüsselübergabe der Tore der Alhambra und der Abzug der letzten Mauren, 1492-01-02, jedes Jahr mit einem lokalen Fest am 2. Januar gefeiert wird, auch noch im selben Jahr wurde der Auftrag zur Errichtung der Kathedrale gegeben. Ursprünglich sogar als Grablege der habsburgischen Kaiser geplant, wurde dieser Plan am Ende der Baugeschichte, 181 Jahre nach der Grundsteinlegung, doch nicht mehr verwirklicht.

Auf die erfolgreiche Maurenvertreibung war man zumindest doch so stolz, dass ein großflächiger St. Jakobs-Altar die Reiterfigur des Apostels Jakob zeigt, während er mit seinem Ross einen Mauren zertrampelt.

Dem missionarischen Rambo schreibt die fromme Phantasie sechzigtausend getötete Araber bei der Schlacht von Clavijo im Jahre 844 zu. Während in der Kathedrale von Santiago de Compostela die Marmorskulptur Jakobs des "Maurentöters" (matamoros) aus einer Seitenkapelle 2004 entfernt wurde, um die Gefühle Andersdenkender nicht zu verletzen, scheinen in Granada solche Empfindsamkeiten noch nicht gereift zu sein.


Während meines Besuchs wurde ein Christus a la Christo in die Kathedrale getragen. Wann sieht man schon mal ein verhülltes Kruzifix außerhalb der Karwoche?

Mein weiterer Weg führte mich heute vorbei an Sevilla nach Merida, der früheren Wirtschaftsmetropole der westlichsten Römischen Provinz. Mein Morgen morgen wird wahrscheinlich der entsprechenden Spurensuche gewidmet sein.

2008-11-16

Ein Juwel am Fuße der Schneeberge



Die Alhambra ist für mich der krönende Abschluss meiner Reise zu den Spuren maurischer Baukunst. Nirgendwo sonst in Spanien hatten die islamischen Herrscher soviel Zeit, ihre Macht in Pracht zu wandeln. Rund 700 Jahre lang, mit einem Bauschwerpunkt in der Zeit der Nasridenherrschaft während des 13. und 14. Jahrhunderts, wurde zunächst der Festungsteil der Alhambra, die Alcazaba, erbaut, der dann die Nasriden-Paläste folgten. Insbesondere diese Paläste mit ihren Prunkräumen, Ratssälen und wasserdurchspielten Innenhöfen haben mich beeindruckt.

(Blick in den Löwenhof)

Wegen des Bilderverbots des Korans waren viele der Räume mit abstrakten, verschlungenen Fayence-Mosaiken und Deckengewölben mit Prismenanhängern geschmückt. Für mich ist nachvollziehbar, dass für den niederländischen Grafiker M. C. Escher ein Besuch der Alhambra zu einem Schlüsselerlebnis wurde, das ihn zu vielen seiner Werke und "Metamorphosen" anregte. Dazu kommt noch diese Lage der Alhambra zwischen der Altstadt Granadas zu ihren Füßen und der Sierra Nevada mit ihren über 3300 Meter hohen schneebedeckten Gipfeln ...


Feinste Mosaik- ...


... und Steinmetzarbeiten


(Blick in den Myrtenhof)


(Blick in den Lindaraja-Aussichtsturm)


(Blick ins alte Maurenviertel Albaicin)

Etwas überraschte mich schon, dass die Sierra Nevada ein zwar imposanter, aber doch überschaubarer Gebirgszug ist. Meine Pläne für morgen: Granadas Altstadt durchstreifen.

Alhambra muss warten


Immerhin betrug die Wartezeit vor den Kassenhäuschen nur ca. 10 Minuten, die ich durch anregende Gespräche mit zwei Pärchen aus British Columbia, Canada, subjektiv verkürzte. Sie wüssten zwar nicht, was sie hier erwarte, aber ihnen sei, wenn sie denn schon mal in Spanien seien, die Alhambra in Granada empfohlen worden.

Leider wird am Ticket Office deutlich, dass ein sofortiger Einlass nicht möglich ist, da die Anzahl der gleichzeitig zugelassenen Besucher begrenzt sei. Meine erneute Wartezeit: ca 2 Stunden. Den beiden kanadischen Pärchen ist dies zu lang und sie beschliessen, statt diese ehemalige Palaststadt zu besichtigen weiter nach Barcelona zu eilen. Wie Erfahrungen in meiner eigenen Familie zeigen, sind sie nicht die Ersten, die vor dem Eingang der Alhambra kehrt machen ...

2008-11-15

Well, Ronda, you look so fine


(Iglesia La Merced in Ronda)

Wir wissen zwar nicht, ob die Beach Boys in ihrem Song "Help me, Ronda" diesen Ort in Andalucia im Sinn hatten, aber auszuschließen ist es wahrscheinlich auch nicht. Er ist schon nett anzuschauen, wie die Altstadt auf einem Plateau liegt, das durch eine spektakuläre Brücke mit der Neustadt verbunden ist. Die "Puerto Nuevo" überspannt eine ca. 100 Meter tiefe, enge Schlucht, den "Tajo de Ronda".

Diese Insellage machte die Stadt in den vergangenen, kriegerischen Jahrhunderten schwer einnehmbar. Erst 1485, sieben Jahre, bevor die gesamte iberische Halbinsel als maurenfrei gemeldet werden konnte, fiel Ronda in die Hände Ferdinand des Katholischen - und verarmte, nicht nur geistig.

Die andere Attraktion Rondas ist seine "Plaza de Toros", die Stierkampfarena.

Sie rühmt sich nicht nur damit, dass hier erstmals in Spanien der Stierkampf mit Matadores zu Fuß - und nicht, wie bis dahin üblich, mit Picadores zu Pferde - gezeigt wurde, sie ist auch die älteste für den Stierkampf erbaute noch erhaltene Arena. Im angeschlossenen Stierkampfmuseum wird unter anderem vermittelt, dass alles mit der Jagd begann, mit deren Hilfe umherziehende Heere versorgt wurden. Die Jagd auf wildlebende Stiere verselbständigte sich dann im Laufe des frühen Mittelalters. Obwohl im 14. Jahrhundert der Stierkampf offiziell verboten wurde, konnte er nie ganz unterdrückt werden und lebte im 18. Jahrhundert, maßgeblich hier in Ronda, wieder auf. Wie auch immer, es bleibt ein Scheißspiel für die Stiere ...

Ein kleiner Nachtrag: auf dem Weg nach Ronda bin ich an einigen "Weißen Dörfern" vorbei gekommen. Im Bild: Gaucin.

2008-11-14

Homo Calpicus und GNDO

Ich habe die Grenze zwischen Spanien und Gibraltar insgesamt sechsmal überquert. In vier Fällen musste ich noch meinen Personalausweis vorzeigen.


Ein Indiz dafür, dass die Beziehungen zwischen Spanien und Gibraltar (weniger zum United Kingdom, welches Gibraltar eher als Kolonie los werden will) immer noch nicht ganz spannungsfrei sind, mögen die Farbkleckse auf den Hinweistafeln nach Gibraltar sein.


Im "Gibraltar Museum" wird ein Teil der Ausstellung den Neanderthalern gewidmet. Es hat den Anschein, dass sie hier am und im Felsen von Gibraltar mit seinen Höhlen vor ca. 22000 Jahren ihre letzte Zuflucht vor ihrem Aussterben gefunden hatten. Man trauert jetzt noch der Tatsache hinterher, dass zwar 8 Jahre vor dem Knochenfund im Neandertal am Oberlauf der Düssel hier ein entsprechender Schädel gefunden wurde, aber von den britischen Anthropologen nicht genügend beachtet wurde. Da die Römer Gibraltar "Mons Calpe" nannten, würde ansonsten das interessierte Publikum eher vom "Homo calpicus" als vom "Homo neanderthalensis" reden.


Als abendliches Kulturprogramm habe ich mir die TänzerInnen angeschaut, die im Rahmen der Weltmeisterschaften im Showdance (übrigens in der letzten Novemberwoche dieses Jahres in Riesa, Ex-DDR) Gibraltar vertreten werden. [Nachtrag: bevor sich jemand auf die Reise macht: die Weltmeisterschaften wurden bereits 2007 in Riesa ausgetragen.] Von Solisten bis hin zu Tanzgruppen wurden unterschiedliche Themen betanzt, auch solche mit lokalem Bezug wie von Jade und Justine Federico "The Evacuation" (während des Zweiten Weltkriegs mussten alle Zivilisten Gibraltar verlassen) oder von sechs Mädchen "The cheeky, freaky monkeys", die sich auf die Berbermakaken auf dem Fels oberhalb von Europa Point beziehen. Etwas Werbung in uneigener Sache: weitere Informationen und Fotos der teilweise emotional hinreißenden Tänzer sind über die Homepage der Gibraltar National Dance Organization (GNDO) zu finden.

(In der Hoffnung, dass bereits dieser erste Sendeversuch zu einem Eintrag im Reiseblog führt.)